Umfassender Test des Ford Kuga (Facelift 2025): Bestseller nachgeschärft – Spitze bei Hybrid?

Der Ford Kuga gehört zu den ganz Großen im europäischen SUV-Markt, ein Bestseller, der besonders als Plug-in-Hybrid die Zulassungsstatistiken stürmte. Doch die Konkurrenz schläft nicht, und so war es Zeit für Ford, seinen Erfolgsgaranten aufzufrischen. Mit dem Anfang 2024 vorgestellten Facelift erhält der Kuga nicht nur eine modernere Optik, sondern vor allem ein runderneuertes digitales Cockpit mit riesigem Bildschirm und optimierte Hybrid-Antriebe. Reicht diese Frischzellenkur, um den dynamischen Kölner an der Spitze zu halten, oder zieht die Konkurrenz vorbei? Ich habe mir den gelifteten Kuga genau angesehen, vom Basis-Benziner bis zum reichweitenstarken Plug-in-Hybrid.

Was ist der Ford Kuga und was ist neu am Facelift 2025?

Der Ford Kuga (dritte Generation, Facelift) ist ein kompaktes bis mittelgroßes Crossover-SUV (C-Segment). Er basiert auf Fords C2-Plattform (wie der Focus). Das Facelift konzentriert sich auf Design-Modernisierung und Technologie-Upgrade. Er wird weiterhin in Deutschland verkauft.

Man erkennt den Neuen sofort an der veränderten Front: Der Kühlergrill ist markanter, die LED-Scheinwerfer schmaler (optional mit blendfreiem Fernlicht), und je nach Ausstattung gibt es ein durchgehendes LED-Lichtband. Auch das Heck wurde dezent überarbeitet. Viel wichtiger ist aber der Innenraum: Fast alle Knöpfe fliegen raus! Stattdessen thront jetzt ein riesiger 13,2-Zoll-Touchscreen horizontal in der Mitte, auf dem das neue SYNC 4 Infotainmentsystem läuft. Darunter nur noch eine schmale Leiste für wenige Direktzugriffe. Das digitale Kombiinstrument (12,3 Zoll) bleibt. Das wirkt aufgeräumter, moderner, aber ob es im Alltag praktischer ist? Dazu gleich mehr. Bei den Antrieben fliegt der Diesel raus, dafür wird der Vollhybrid (FHEV) aufgewertet (jetzt auch mit Allrad) und der Plug-in-Hybrid (PHEV) optimiert. Der Kuga will also moderner, digitaler und noch stärker hybridisiert in die zweite Lebenshälfte starten.


Welche Antriebe gibt es: Sparsamer Benziner oder clevere Hybride?

Die Antriebspalette wurde konsequent auf Benziner und Hybridisierung umgestellt. Ein Diesel wird nicht mehr angeboten.

  • 1.5 EcoBoost (Benziner): Der Einstieg bleibt der bekannte Dreizylinder-Turbobenziner mit 110 kW (150 PS), ausschließlich mit 6-Gang-Schaltgetriebe und Frontantrieb. Eine solide, aber unspektakuläre Basis für preisbewusste Käufer.
  • 2.5 Duratec FHEV (Vollhybrid): Kombiniert einen 2.5-Liter Vierzylinder-Benziner (Atkinson-Zyklus) mit einem Elektromotor und einer kleinen Batterie (ca. 1,1 kWh). Systemleistung: 132 kW (180 PS) mit Frontantrieb oder 135 kW (183 PS) als neue Allradvariante (AWD). Nutzt ein stufenloses CVT-Getriebe. Ermöglicht kurze elektrische Fahrstrecken (Anfahren, Rangieren) und senkt den Verbrauch (Real ca. 6-7 Liter). Der clevere Allrounder ohne Ladekabel.
  • 2.5 Duratec PHEV (Plug-in-Hybrid): Die Top-Version und der Bestseller. Gleicher 2.5L Benziner wie im FHEV, aber mit stärkerem E-Motor und einer 14,4 kWh (brutto) Batterie. Systemleistung leicht erhöht auf 179 kW (243 PS) (vorher 225 PS). Rein elektrische Reichweite (WLTP): 60-69 km. Ausschließlich mit Frontantrieb und CVT. Der Champion für Pendler mit Lademöglichkeit.

Tipp von Alex Wind: Der Plug-in-Hybrid (PHEV) bleibt die attraktivste Wahl, wenn man regelmäßig laden kann. Die elektrische Reichweite ist sehr alltagstauglich. Wer nicht laden will/kann, findet im Vollhybrid (FHEV), jetzt auch mit Allrad, eine sehr gute und effiziente Alternative. Der reine Benziner ist nur für Sparfüchse interessant.

Wie schlägt sich der Plug-in-Hybrid bei E-Reichweite und Effizienz?

Der Kuga PHEV war schon vor dem Facelift einer der effizientesten Plug-in-Hybride auf dem Markt. Daran hat sich nichts geändert, eher im Gegenteil.


  • Reale E-Reichweite: Die 60-69 km WLTP übersetzen sich in praxisnahe 50-60 Kilometer rein elektrisch. Das ist ein sehr guter Wert und reicht für die meisten täglichen Fahrten locker aus.
  • Effizienz: Im E-Modus ist der Kuga sparsam unterwegs (Verbrauch um 16-18 kWh/100km). Ist der Akku leer, arbeitet der 2.5L Atkinson-Benziner im Hybridmodus sehr effizient. Realverbräuche von 5,5 bis 6,5 Litern Benzin auf 100 km sind dann realistisch – top für ein SUV dieser Größe!
  • Laden: Hier bleibt es beim Standard: AC-Laden erfolgt einphasig mit maximal 3,7 kW. Eine Vollladung dauert damit ca. 4-5 Stunden. DC-Laden ist nicht möglich.

Mini-Fallstudie: Der PHEV im Pendler-Alltag

  • Problem: 20 km Arbeitsweg (einfach), Lademöglichkeit zu Hause über Nacht.
  • Aktion: Der Kuga PHEV wird jede Nacht geladen. Das tägliche Pendeln (40 km) erfolgt rein elektrisch.
  • Messbares Ergebnis: Der Benzinverbrauch im Alltag sinkt gegen Null. Nur für längere Fahrten am Wochenende springt der Verbrenner ein und arbeitet dann sehr effizient im Hybridmodus. Perfekt für dieses Profil. Das langsame Laden fällt beim Übernachtladen nicht negativ auf.

Das neue SYNC 4 Cockpit: Fortschritt oder Rückschritt bei der Bedienung?

Das neue Cockpit wird polarisieren. Der riesige 13,2-Zoll-Bildschirm sieht beeindruckend aus und das SYNC 4 System ist deutlich schneller, vernetzter (5G-Modem, OTA-Updates) und bietet eine bessere Sprachsteuerung sowie kabelloses Apple CarPlay/Android Auto.


Aber: Die Integration der Klimasteuerung in den Touchscreen ist ein klarer ergonomischer Rückschritt. Zwar gibt es eine permanente Leiste am unteren Bildschirmrand, aber die Bedienung erfordert mehr Blickabwendung als die bisherigen physischen Tasten und Drehregler. Das ist schade und folgt einem Trend, der die Bedienung während der Fahrt nicht einfacher macht. Immerhin: Das Lenkrad behält physische Tasten. Das digitale Kombiinstrument ist gut ablesbar. Insgesamt ein moderner Look, aber mit Bedienungs-Kompromissen.

Historischer Kontext: Vom Kasten zum Kassenschlager

Der erste Ford Kuga (ab 2008) war ein Pionier im Segment der kompakten Lifestyle-SUVs, basierend auf der Focus-Plattform. Er war erfolgreich, aber innen eher eng. Die zweite Generation (ab 2012) wurde deutlich größer und globaler (als “Escape” in den USA). Die aktuelle, dritte Generation (ab 2019) setzte erstmals konsequent auf Elektrifizierung (Mild-, Voll- und Plug-in-Hybrid) und wurde damit zum europäischen PHEV-Bestseller. Das Facelift ist nun die logische Weiterentwicklung, um technologisch (Cockpit) und bei den Hybrid-Optionen (AWD für FHEV) auf dem neuesten Stand zu bleiben und die Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.

Wie fährt er sich? Ist er immer noch der Dynamiker im Segment?

Ja, das Fahrwerk bleibt eine der großen Stärken des Kuga. Ford hat hier traditionell ein gutes Händchen.

  • Handling: Der Kuga lenkt präzise ein, bietet eine gute Rückmeldung und bleibt auch in schnellen Kurven lange neutral und sicher. Er gehört zu den agilsten SUVs seiner Klasse.
  • Komfort: Trotz der Agilität ist der Federungskomfort gut. Das Facelift soll hier durch Detail-Optimierungen nochmals zugelegt haben. Er rollt geschmeidig ab und filtert Unebenheiten gut weg.
  • Antriebe (Hybrid): Das CVT-Getriebe der Hybride arbeitet meist unauffällig, kann aber bei starker Beschleunigung den Motor hörbar aufheulen lassen (Gummiband-Effekt), wenn auch weniger ausgeprägt als bei manchen Konkurrenten. Die Systemleistung (besonders beim PHEV) sorgt für souveräne Fahrleistungen.

Insgesamt bietet der Kuga einen exzellenten Kompromiss aus Fahrdynamik und Komfort, der vielen Konkurrenten überlegen ist.

Tipp von Alex Wind: Wer maximale Fahrdynamik sucht, sollte zur Ausstattungslinie ST-Line X greifen. Sie bietet ein strafferes Sportfahrwerk, das die Agilität nochmals unterstreicht, ohne unkomfortabel zu werden.

Was ist das stärkste Argument GEGEN den Kuga Facelift?

Neben der gewöhnungsbedürftigen Klimabedienung im Touchscreen sind es vor allem zwei Punkte:

  1. Kein Diesel mehr: Für extrem Vielfahrer, die keine Lademöglichkeit haben, war der Diesel eine attraktive Option. Diese entfällt nun komplett.
  2. PHEV nur mit Frontantrieb: Während der Vollhybrid nun optional Allrad bietet, bleibt der starke Plug-in-Hybrid ein reiner Fronttriebler. Gerade bei Nässe oder im Winter kann die hohe Systemleistung die Vorderräder an ihre Traktionsgrenze bringen. Hier bieten Konkurrenten oft Allrad-PHEVs an.
  3. Langsames AC-Laden (PHEV): 3,7 kW sind für einen PHEV dieser Preisklasse nicht mehr ganz zeitgemäß, auch wenn es für das Laden über Nacht reicht.

Anekdote: Der unsichtbare Umschalter

Ich fuhr den Kuga PHEV im reinen E-Modus durch die Stadt. Leise, geschmeidig. Dann musste ich auf die Autobahn auffahren und brauchte mehr Leistung. Ich trat kräftig aufs Gas, der Benziner sprang fast unmerklich an und schob gemeinsam mit dem E-Motor kräftig vorwärts. Beeindruckend war, wie nahtlos und vibrationsarm dieser Übergang funktionierte. Ford hat das Zusammenspiel der Hybrid-Komponenten exzellent abgestimmt. Man spürt die jahrelange Erfahrung.

Wie schlägt er sich im Vergleich zur direkten Konkurrenz?

Der Kuga muss sich gegen starke Wettbewerber behaupten, insbesondere bei den Hybriden.

Merkmal
Ford Kuga PHEV (2025)
VW Tiguan eHybrid (neu)
Hyundai Tucson PHEV
Kia Sportage PHEV
Systemleistung
243 PS
204 / 272 PS
265 PS
265 PS
Akku (Netto)
ca. 11,8 kWh (?)
19,7 kWh
13,8 kWh
13,8 kWh
E-Reichw. (WLTP)
ca. 60-69 km
> 100 km
ca. 62 km
ca. 70 km
AC-Laden (max.)
3,7 kW
11 kW
7,2 kW
7,2 kW
DC-Laden
Nein
Ja (50 kW)
Nein
Nein
Antrieb
Nur FWD
FWD
AWD
AWD
Cockpit
13,2″ SYNC 4
12,9″/15″ MIB4
10,25″
12,3″
Preis (Basis PHEV, ca.)
ab 47.000 €
ab 48.600 €
ab 48.000 €
ab 48.000 €

Fazit: Der Ford Kuga bleibt auch nach dem Facelift 2025 ein extrem starkes Angebot im C-SUV-Segment. Das neue Design ist Geschmackssache, aber das modernisierte Cockpit mit SYNC 4 ist (abgesehen von der Klimabedienung) ein klarer Fortschritt. Die Hybrid-Antriebe sind effizient und ausgereift, insbesondere der PHEV überzeugt mit hoher elektrischer Reichweite. Das exzellente Fahrwerk sorgt weiterhin für eine tolle Balance aus Komfort und Dynamik. Größte Schwachpunkte sind das langsame AC-Laden des PHEV und der fehlende Allradantrieb für diese Top-Version. Im direkten Vergleich muss er sich dem neuen Tiguan eHybrid bei der E-Technik (Reichweite, Laden) geschlagen geben, punktet aber weiterhin mit seinem agilen Handling und oft attraktiven Leasing-Angeboten. Ein Bestseller bleibt er zurecht.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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