GMC Savana (2026): Ein Dinosaurier, der AdBlue zum Frühstück frisst (oder auch nicht)

Schauen Sie sich einen modernen Mercedes Sprinter an. Er hat mehr Rechenleistung als die Mondlandefähre, 9-Gang-Automatik, MBUX-Sprachsteuerung und kleine 2.0-Liter-Dieselmotoren, die so sauber sind, dass man aus dem Auspuff atmen könnte. Und dann schauen Sie auf den GMC Savana (Modelljahr 2026). Er sieht aus wie 2003. Er riecht innen wie 2003. Und technisch ist er im Grunde auch von 2003. Aber er hat etwas, das der Sprinter nicht hat: Einen 6,6-Liter-V8-Saugmotor. In einer Zeit, in der Handwerker Angst vor Turbo-Schäden, verstopften Partikelfiltern und streikender Software haben, ist dieser US-Import plötzlich kein alter Schrott mehr. Er ist ein “Safe Space”. Ein mechanischer Fels in der Brandung. Der Diesel (2.8 Duramax) ist in den USA längst Geschichte. Wer 2026 einen Savana importiert, fährt Benziner. Ist das in Deutschland bei 2 Euro pro Liter Wahnsinn? Oder mit einer Gasanlage der genialste Schachzug für Vielfahrer? Ich habe den “Dino” bewegt.

Der Motor: 6.6 Liter Hubraum. Keine Turbos. Keine Fragen.

Der optionale L8T V8-Motor leistet 299 kW (407 PS) und 629 Nm Drehmoment. Er ist an eine schwere 6-Gang- oder 8-Gang-Automatik gekoppelt (je nach Konfiguration). Basis ist der 4.3 V6 (280 PS).

Lassen Sie das auf sich wirken. 6,6 Liter Hubraum. Ein VW Crafter hat 2,0 Liter. Wenn Sie den Savana starten, bebt die Karosserie kurz. Kein Nageln, kein Surren. Nur ein tiefes Grollen. Dieser Motor ist für die Ewigkeit gebaut. Er hat keine Turbolader, die kaputt gehen können. Er hat kein komplexes Abgasreinigungssystem, das bei Kurzstrecke verstopft. Er hat nur Durst. Rechnen Sie leer mit 16 bis 18 Litern Super. Beladen oder mit Anhänger (er darf bis zu 4,5 Tonnen ziehen!) sind es über 20. Aber hier kommt der “German Hack”: Dieser Motor ist perfekt für LPG (Autogas) geeignet. Da er ein Saugrohr-Einspritzer (oder unkomplizierter Direkteinspritzer je nach Generation, aber gut umrüstbar) ist, können Sie ihn auf Gas umbauen. Dann fahren Sie für umgerechnet 9-10 Euro auf 100 km. Das ist günstiger als jeder Diesel-Sprinter!

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Innenraum: Willkommen in der Steinzeit

Das Cockpit besteht aus hartem, grauem Plastik. Es gibt kein Infotainment-Display (nur ein Radio oder Nachrüst-Lösungen). Die Sitze sind weich wie Sofas.

Wenn Sie aus einem Ford Transit Custom kommen, werden Sie lachen. Oder weinen. Kein CarPlay ab Werk (außer im Rückspiegel bei manchen Umbauten). Keine Assistenz-Armada, die Ihnen ins Lenkrad greift. Aber wissen Sie was? Es ist herrlich. Sie steigen ein, drehen den Schlüssel (ja, ein echter Schlüssel!), legen den Wählhebel am Lenkrad auf “D” und fahren. Die Übersicht ist gigantisch. Die Sitze sind für amerikanische Fernfahrer gebaut, also breit und bequem. Und wenn Sie mal mit dreckigen Stiefeln reinkommen: Einmal mit dem Lappen drüber, fertig. Nichts ist empfindlich. Es ist ein Werkzeug, kein iPad.

Explorer Conversion: Das Luxus-Shuttle

Viele Savanas kommen nicht als Kastenwagen (“Cargo”), sondern als “Conversion Vans” (z.B. von Explorer oder Starcraft) nach Deutschland.

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Das ist die Nische für VIP-Shuttles oder Großfamilien. Hochdach, Fernseher, Bettfunktion hinten, indirekte Beleuchtung. So ein Savana Explorer ist wie ein Privatjet für die Straße. Vergessen Sie die V-Klasse. Im Savana haben Sie Platz. Echten Platz. Und dank des V8 gleiten Sie so souverän und leise dahin, dass Ihre Passagiere sofort einschlafen. Einziger Nachteil: Die Außenmaße. Mit fast 2,10 Meter Breite (ohne Spiegel) und oft über 2,40 Meter Höhe (Hochdach) passt er in kein Parkhaus.

Preis & Import: Teurer als gedacht

Ein neuer GMC Savana 3500 (2026) als leerer Kastenwagen kostet importiert ca. 55.000 bis 60.000 Euro. Als luxuriöser “Conversion Van” sind schnell 90.000 bis 110.000 Euro fällig.

Das ist viel Geld für alte Technik. Aber vergleichen Sie mal: Ein nackter Sprinter V6 (den es kaum noch gibt) war auch nicht billiger. Und der Wiederverkaufswert von US-Vans in Deutschland ist extrem stabil. Ein V8-Van verliert kaum an Wert, weil es keinen Nachschub gibt. Das Risiko ist die Ersatzteilversorgung. Verschleißteile (Bremsen, Filter) sind billig und via Internet verfügbar. Aber Karosserieteile? Wenn Sie einen Unfall haben, steht der Wagen 4 Wochen.

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Alte Welt vs. Neue Welt

Feature
GMC Savana 3500 (V8)
Mercedes Sprinter 319 CDI
Ford Transit (V6 US-Import)
Motor
6.6L V8 Benziner
2.0L R4 Diesel
3.5L V6 Turbo
Leistung
407 PS
190 PS
314 PS
Technik
Simpel (Saugmotor)
Komplex (Bi-Turbo/AdBlue)
Komplex (Turbo)
LPG-Fähig
Ja (Ideal!)
Nein
Bedingt
Anhängelast
ca. 4.500 kg
3.500 kg
ca. 3.000 kg
Cockpit
Steinzeit (Radio)
MBUX (High-Tech)
SYNC 4 (Modern)
Preis (DE)
ca. 60.000 €
ca. 65.000 €
ca. 55.000 €

Fazit: Der Unkaputtbare

Der GMC Savana (2026) ist kein Auto für Vernunftmenschen – außer, Sie definieren Vernunft über Langlebigkeit. Wenn Sie ein Handwerker sind, der seinen Transporter 15 Jahre fahren will, ohne Angst vor Turboschäden zu haben: Kaufen Sie den Savana V8 und rüsten Sie ihn auf Gas um. Wenn Sie eine Großfamilie sind und Platz brauchen: Kaufen Sie den Conversion Van. Er ist laut, er ist groß, er ist amerikanisch. Aber er ist ehrlich. Und in einer Welt voller Software-Updates und Downsizing-Motoren ist Ehrlichkeit die härteste Währung.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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