Der Suzuki Swift. Das war schon immer einer der frechen Kleinen, eine ehrliche Haut. Agil, leicht, zuverlässig und oft mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Und dann war da noch diese eine Sache, die ihn im Kleinwagen-Segment fast einzigartig machte: der optionale Allradantrieb. Jetzt schickt Suzuki die nächste Generation ins Rennen – zumindest sagen sie, sie sei neu. Optisch wirkt er wie ein gründliches Facelift, aber unter der Haube hat sich das Herzstück verändert: Statt vier gibt es nur noch drei Zylinder. Muss man jetzt Angst haben um den Fahrspaß? Und kann der neue Swift im hart umkämpften Umfeld aus Dacia Sandero, Renault Clio und Co. überhaupt noch punkten? Ich habe mir den japanischen Sparfuchs zur Brust genommen.
Was genau ist der neue Suzuki Swift (Generation A2L)?
Der Suzuki Swift (Generation A2L, ab 2024) ist ein fünftüriger Kleinwagen. Er nutzt eine weiterentwickelte Version der “Heartect”-Plattform des Vorgängers. Angetrieben wird er von einem neuen 1.2-Liter Dreizylinder-Saugbenziner mit 12V-Mildhybrid-System (61 kW / 83 PS). Verfügbar sind Frontantrieb (mit 5-Gang-Schalter oder CVT-Automatik) oder Allradantrieb “AllGrip” (nur mit 5-Gang-Schalter).
Okay, “neue Generation”. Seien wir ehrlich: Es ist ein sehr, sehr tiefgreifendes Facelift auf der bewährten Plattform. Macht ja nichts, die war ja gut (leicht!). Das Design? Evolutionär. Die Front ist neu (jetzt mit der Motorhaube im “Muschel-Design”), der Grill kleiner, die Scheinwerfer kantiger. Sieht modern aus, passt. Viel wichtiger ist aber das, was unter die Haube kommt: ein Dreizylinder-Sauger statt dem alten Vierzylinder. Ein Rückschritt? Suzuki schwört, der Neue sei sparsamer und untenrum kräftiger. 83 PS bleiben 83 PS. Kein Turbo, kein Wumms. Das ist und bleibt ein Auto für die Stadt und die Landstraße, kein Autobahn-Jäger. Aber vielleicht ist genau diese Ehrlichkeit seine Stärke.
Der neue Dreizylinder-Mildhybrid: Fortschritt oder Rückschritt?
Der neue 1.2-Liter Dreizylinder-Saugmotor (Z12E) leistet 61 kW (83 PS) und 112 Nm Drehmoment (bei 4.500 U/min). Er ist serienmäßig mit einem 12V-Mildhybrid-System (Riemen-Startergenerator) gekoppelt. Der Motor ersetzt den bisherigen Vierzylinder-Sauger (K12D).
Ein Zylinder weniger, gleicher Hubraum, gleiche Leistung. Was soll das bringen? Effizienz! Suzuki musste den CO2-Ausstoß drücken. Und der neue Motor soll genau das tun (WLTP-Verbrauch um 4,4 L/100km). Aber wie fährt er sich? Überraschend gut! Ja, man hört, dass es ein Dreizylinder ist – dieses leicht kernige, unrunde Laufen im Stand. Aber sobald man fährt, ist er erstaunlich kultiviert. Der Mildhybrid-Startergenerator hilft beim Anfahren und stopft das kleine Drehmomentloch untenrum. Er wirkt subjektiv spritziger als der alte Vierzylinder, obwohl die Daten das kaum hergeben. Natürlich, man muss ihn drehen, um Leistung abzurufen – ein klassischer Sauger eben. 0-100 in 12,5 Sekunden (Schalter) ist kein Sportwagen-Wert. Aber für die Stadt und zum Mitschwimmen auf der Landstraße? Völlig ausreichend. Und das knackige 5-Gang-Schaltgetriebe macht richtig Laune. Die CVT-Automatik? Nur für Leute mit Schalt-Allergie.
Das Alleinstellungsmerkmal: Gibt es den AllGrip-Allrad noch?
Ja, der Suzuki Swift ist weiterhin optional mit dem “AllGrip Auto” Allradantrieb erhältlich. Es handelt sich um ein permanentes System mit Visco-Kupplung, das automatisch Kraft an die Hinterräder leitet, wenn die Vorderräder Schlupf detektieren. Der Allrad ist ausschließlich mit dem 5-Gang-Schaltgetriebe kombinierbar.
Das ist der Joker! Und Gott sei Dank hat Suzuki ihn nicht weggeworfen. Ein Allradantrieb im Kleinwagen-Segment? Das gibt’s sonst praktisch nicht mehr (der Fiat Panda 4×4 ist auch Geschichte, der Yaris Cross ist ein SUV). Wer im Bergland wohnt, in den Alpen, im Schwarzwald – für den ist der Swift AllGrip Gold wert. Das System ist simpel (Visco-Kupplung), aber effektiv. Es macht den kleinen Flitzer zum unaufhaltsamen Schneepflug. Das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal, das den Swift aus der Masse der FWD-Kleinwagen heraushebt. Der technische Kompromiss? Der Allrad kostet etwas mehr Sprit (WLTP ca. 4,9 L) und ist nur mit dem Handschalter zu haben. Aber das ist ein Kompromiss, den viele in den Bergen gerne eingehen werden.
Zitat von Alex Wind: “Allrad im Kleinwagen ist seltener als Ehrlichkeit in der Politik. Dass Suzuki am AllGrip festhält, ist ein Segen für jeden, der im Winter nicht stecken bleiben will. Klares Kaufargument!”
Wie schlägt sich das neue Cockpit mit dem 9-Zoll-Display?
Das Interieur wurde komplett neu gestaltet. Es verfügt nun über ein zentrales, frei stehendes 9-Zoll-Infotainment-Display (bekannt aus S-Cross/Vitara) und überarbeitete analoge Instrumente mit einem kleinen Digital-Display dazwischen. Physische Tasten für die Klimasteuerung bleiben erhalten.
Endlich! Das alte Mauseloch-Infotainment ist weg! Der neue 9-Zoll-Bildschirm (Serie in höheren Ausstattungen) thront jetzt oben auf dem Armaturenbrett. Das System dahinter? Ist das bekannte Suzuki-System. Grafisch kein Meisterwerk, aber es funktioniert. Und es hat kabelloses Apple CarPlay und Android Auto! Das ist top. Die Instrumente? Klassisch analog mit Tacho und Drehzahlmesser – herrlich unaufgeregt und perfekt ablesbar. Und das Beste: Suzuki verbaut eine separate, physische Tastenleiste für die Klimaautomatik. Halleluja! Kein Fummeln im Touchscreen. Danke, Suzuki! Die Materialien? Naja. Hartplastik. Überall. Aber es ist solide verbaut, nichts klappert. Der Swift war nie ein Premium-Schleicher, er ist ein ehrliches Auto. Das neue Cockpit ist ein riesiger Schritt nach vorn in Sachen Ergonomie und Konnektivität. Gut gemacht.
Historischer Kontext: Vom kantigen Kasten zum globalen Kleinwagen
Der Swift hat eine lange Geschichte. Angefangen hat er in den 80ern als kantiger kleiner Kasten (SA/SF). Richtig populär wurde er bei uns aber erst mit den Generationen ab 2005 (MZ/EZ) – dem “europäischen” Swift, der dem Mini nacheiferte. Agil, schick, günstig. Die Generationen danach (AZ/A2L) bauten darauf auf, wurden leichter (Heartect-Plattform) und sparsamer (Mildhybrid). Der neue A2L (2024) ist die konsequente Fortführung dieser Linie: Leichtbau, Effizienz, Agilität und (als Alleinstellungsmerkmal) Allrad. Er bleibt sich treu, passt sich aber den neuen Gegebenheiten (Abgasnormen -> Dreizylinder, Konnektivität -> 9-Zoll-Screen) an. Ein ehrlicher Evolutionsschritt.
Advokat des Teufels: Was sind die größten Schwächen des neuen Swift?
- Der Motor (Leistung): 83 PS sind 83 PS. Auf der Autobahn oder am Berg wird es zäh, besonders mit vier Personen. Ein kleiner Turbo-Benziner (wie der 1.0 Boosterjet von früher) fehlt schmerzlich im Programm.
- Materialanmutung: Wie gesagt, es ist eine Hartplastik-Höhle. Funktional, ja. Aber Premium-Gefühl kommt da nicht auf. Konkurrenten wie Polo oder Clio wirken innen deutlich wertiger.
- Platzangebot: Vorne sitzt man gut, aber im Fond ist es klassenüblich eng. Der Kofferraum ist mit 265 Litern immer noch einer der kleinsten im Segment. Ein Polo schluckt fast 100 Liter mehr. Das ist ein klares Manko.
- Assistenzsysteme: Obwohl verbessert (jetzt GSR2-konform mit Notbremsassistent, Spurhalter etc.), arbeiten die Systeme oft etwas rustikal und piepsen gerne mal übereifrig.
Man muss wissen, was man kauft: einen agilen Kleinwagen für Stadt und Land, kein leises, geräumiges Reiseauto.
Preis der Fehlkonfiguration: AllGrip (Allrad) – Nötig oder teurer Ballast?
Die Wahl des AllGrip-Systems kostet (Stand heute) rund 1.600 Euro Aufpreis gegenüber dem vergleichbar ausgestatteten Fronttriebler.
- Szenario: Fahrer wohnt im Flachland (z.B. Hamburg, Berlin), fährt nie in den Skiurlaub.
- Fehlkonfiguration: Kauft den AllGrip.
- Kosten: 1.600 € Mehrpreis + höherer Verbrauch (ca. 0,5 L/100km) + höheres Gewicht = teurer Ballast.
- Szenario: Fahrer wohnt im Allgäu, Schwarzwald oder fährt oft in die Berge.
- Fehlkonfiguration: Spart am Allrad und kauft den Fronttriebler.
- Kosten: Geringerer Kaufpreis, aber im Winter Frust, Schneeketten-Gefummel und potenziell gefährliche Situationen am Berg.
- Fazit: Der Allrad ist ein Spezial-Feature. Wer ihn braucht (wegen Wohnort/Wetter), findet hier das beste Angebot am Markt. Wer ihn nicht braucht, wirft Geld zum Fenster raus. Die Fehlkonfiguration hängt hier also klar vom Wohnort des Käufers ab.
Zukünftiger Ausblick: Kommt der Swift Sport zurück?
Das ist die große Frage! Der Vorgänger, der Swift Sport (ZC33S) mit 1.4L Boosterjet (anfangs 140, dann 129 PS Mildhybrid), war einer der letzten echten Hot Hatches. Einen offiziellen Nachfolger auf Basis des neuen Modells (mit Dreizylinder?) hat Suzuki noch nicht bestätigt. Es ist unklar, ob die strengen EU-Emissionsnormen einen solchen Sportler noch zulassen oder ob er zu teuer in der Entwicklung wäre. Fans müssen also (vorerst) auf dem Gebrauchtmarkt nach dem alten Sport suchen. Der neue Swift ist klar auf Effizienz, nicht auf Performance ausgelegt.
Merkmal | Suzuki Swift 1.2 MHEV (2025) | VW Polo 1.0 TSI (Basis) | Renault Clio E-Tech Full Hybrid 145 | Dacia Sandero TCe 90 |
Konzept | Kleinwagen, 3-Zyl. MHEV | Kleinwagen, 3-Zyl. Turbo | Kleinwagen, Vollhybrid | Kleinwagen, 3-Zyl. Turbo |
Leistung (ca.) | 83 PS | 95 PS | 143 PS (System) | 91 PS |
Getriebe | 5-Gang Manuell / CVT | 5-Gang Manuell / 7-DSG | Multi-Mode Automatik | 6-Gang Manuell / CVT |
Allrad-Option | Ja (AllGrip) | Nein | Nein | Nein |
Kofferraum (ca.) | 265 L | 351 L | 301 L (Hybrid) | 328 L |
Preis (Basis, ca.) | ab 18.900 € | ab 21.590 € | ab 26.700 € | ab 11.500 € |
Fazit: Der neue Suzuki Swift (2025) ist kein revolutionärer Sprung, sondern eine kluge Evolution dessen, was ihn immer stark gemacht hat: Ehrlichkeit, Agilität und ein faires Angebot. Der neue Dreizylinder-Motor ist kein Rückschritt, sondern ein überraschend munterer und sehr sparsamer Geselle. Das neue Cockpit mit dem 9-Zoll-Display war überfällig und ist ein echter Gewinn. Seine größten Stärken bleiben sein geringes Gewicht, sein agiles Handling und – als absolutes Alleinstellungsmerkmal – der optionale Allradantrieb. Die größten Schwächen? Der winzige Kofferraum und das viele Hartplastik im Innenraum. Wer einen einfachen, zuverlässigen und sparsamen Kleinwagen für Stadt und Land sucht, der auch im Winter nicht stecken bleibt, findet im Swift AllGrip ein fast konkurrenzloses Paket. Wer Platz braucht, muss woanders suchen. Ein sympathischer, ehrlicher Begleiter in einer überkomplizierten Autowelt.






















