Aston Martin drückt aufs Gaspedal – und wie! War der bisherige Vantage schon kein Kind von Traurigkeit, so zündet die Marke mit dem umfassend überarbeiteten Modell für 2025 ein wahres Performance-Feuerwerk. Satte 155 PS mehr Leistung aus dem bekannten V8, ein runderneuertes Fahrwerk, ein endlich modernes Cockpit und eine geschärfte Optik sollen den Vantage vom eleganten Sport-GT zum ernsthaften Supersportwagen-Jäger transformieren. Ist dieser Kraftakt gelungen oder hat Aston Martin den Bogen überspannt? Wir haben die britische Bestie auf Herz und Nieren geprüft.
Was ist der neue Aston Martin Vantage (2025) und für wen ist er?
Der Vantage bleibt Aston Martins puristischster Sportwagen, positioniert unterhalb des DB12. Er ist ein zweisitziges Front-Mittelmotor-Coupé mit Heckantrieb, das traditionell gegen den Porsche 911 antritt. Mit dem radikalen Update verschieben sich jedoch die Koordinaten. Mit 665 PS aus seinem 4.0-Liter V8-Biturbo (weiterhin von Mercedes-AMG zugeliefert, aber massiv von Aston Martin überarbeitet) zielt er nun eher auf Kaliber wie den 911 Turbo oder den Ferrari Roma. Er richtet sich an Fahrer, die extreme Leistung und Fahrdynamik suchen, aber nicht auf britisches Understatement, Eleganz und einen Hauch von Grand-Touring-Komfort verzichten wollen. Er ist kein reines Tracktool, aber deutlich fokussierter als sein Vorgänger.


Was sind die wichtigsten Änderungen gegenüber dem Vorgänger?
Dieses Update ist mehr als nur Kosmetik, es ist eine Kernsanierung.
- Motor: Der Leistungssprung auf 665 PS (+155 PS) und 800 Nm (+115 Nm) wurde durch größere Turbolader, neue Nockenwellen, optimierte Verdichtung und eine massiv verbesserte Kühlung erreicht.
- Getriebe: Die ZF-8-Gang-Automatik wurde neu kalibriert für schnellere Schaltzeiten und eine direktere Anbindung.
- Chassis & Karosserie: Zusätzliche Versteifungen an Unterboden und Domstreben erhöhen die Torsionssteifigkeit. Die Karosserie ist 30 mm breiter.
- Fahrwerk: Neue adaptive Bilstein DTX-Dämpfer mit deutlich größerer Spreizung zwischen Komfort und Sport, neu abgestimmte Federn und Stabilisatoren, überarbeitete Lenkungskalibrierung.
- Differenzial: Das elektronische Hinterachsdifferenzial (E-Diff) wurde neu abgestimmt, um die immense Kraft besser zu kontrollieren.
- Bremsen: Optional sind nun Carbon-Keramik-Bremsen erhältlich (fast schon Pflicht bei dieser Leistung).
- Interieur: Komplett neu gestaltetes Cockpit mit Aston Martins eigenem 10,25-Zoll-Touchscreen-Infotainmentsystem (ersetzt das veraltete Mercedes COMAND), digitalen Instrumenten und hochwertigeren Materialien. Eine Mischung aus Touch-Bedienung und physischen Tasten.
- Design: Neue Front mit größerem Grill und Matrix-LED-Scheinwerfern, breitere Kotflügel, modifiziertes Heck.


Wie schlägt sich der auf 665 PS erstarkte V8-Motor?
Der von AMG stammende M177-Achtzylinder war schon immer ein Juwel, aber was Aston Martin daraus gemacht hat, ist phänomenal. Der Motor reagiert trotz der größeren Lader erstaunlich spontan, dreht gierig hoch und entfaltet seine Kraft mit einer Vehemenz, die süchtig macht. Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert nur noch 3,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 325 km/h.
Der Klang wurde ebenfalls überarbeitet – tiefer, grollender im unteren Bereich, mit einem heiseren Brüllen bei hohen Drehzahlen. Er klingt unverkennbar nach V8, aber mit einer eigenen, britisch-rauen Note. Die neu kalibrierte 8-Gang-Automatik schaltet im Sport+- und Track-Modus blitzschnell und mit spürbarem Nachdruck, agiert im GT-Modus aber sanft und unauffällig. Dieser Antrieb ist das neue Herzstück des Vantage und hebt ihn auf ein anderes Performance-Level.


Kann das überarbeitete Fahrwerk die Leistung bändigen?
Ja, und das ist vielleicht die beeindruckendste Leistung der Ingenieure. Trotz des massiven Leistungszuwachses bleibt der Vantage erstaunlich fahrbar und präzise. Die steifere Struktur und die neuen adaptiven Dämpfer ermöglichen eine deutlich bessere Kontrolle der Karosseriebewegungen. Die Lenkung ist präzise und liefert gutes Feedback (immer noch hydraulisch unterstützt!).
Das überarbeitete E-Diff arbeitet Hand in Hand mit der neuen, mehrstufigen Traktionskontrolle (in 8 Stufen regelbar). Im GT-Modus ist der Vantage ein souveräner Cruiser. In Sport+ wird er zum scharfen Präzisionswerkzeug, das hohe Kurvengeschwindigkeiten erlaubt. Im Track-Modus (und mit deaktivierten Helfern) wird er zur anspruchsvollen Driftmaschine, die aber dank des gut kommunizierenden Chassis kontrollierbar bleibt. Die optionalen Carbon-Keramik-Bremsen sind extrem standfest und gut dosierbar. Der technische Kompromiss ist, dass der Grenzbereich bei 665 PS und Heckantrieb natürlich schmaler ist und Respekt erfordert.
Tipp von Alex Wind: Experimentieren Sie mit den Einstellungen der Traktionskontrolle. Stufe 3 oder 4 erlaubt bereits leichte, kontrollierbare Heckschwünge, ohne das Sicherheitsnetz komplett zu deaktivieren. Das ist der Sweet Spot für maximalen Fahrspaß auf der Landstraße.


Ist der Innenraum endlich auf der Höhe der Zeit?
Ein klares Ja! Das war die größte Schwachstelle des Vorgängers. Das neue Cockpit ist eine Offenbarung:
- Infotainment: Aston Martins eigenes System (entwickelt auf Android Automotive Basis?) ist logisch aufgebaut, reagiert schnell, unterstützt kabelloses Apple CarPlay/Android Auto und erhält Over-the-Air-Updates. Eine Wohltat nach dem alten Mercedes-Dreh-Drück-Steller.
- Displays: Klares 10,25-Zoll-Fahrerdisplay und zentraler 10,25-Zoll-Touchscreen.
- Bedienung: Eine gelungene Mischung aus Touchscreen und physischen Tasten für wichtige Funktionen wie Fahrmodi, Fahrwerk, Auspuff und Klima. Perfekt!
- Materialien & Verarbeitung: Deutlich verbessert. Feinstes Leder, Alcantara, Carbon – alles wirkt hochwertig und maßgeschneidert.
Endlich fühlt sich das Interieur so luxuriös und modern an, wie es das Exterieur und der Preis versprechen. Das ist vielleicht der größte Fortschritt des neuen Vantage.


Bleibt er trotz AMG-Motor ein echter Aston Martin?
Diese Frage stellt sich bei Aston Martin immer wieder. Ja, der Motor stammt im Kern von AMG, aber er wird von Aston Martin umfassend modifiziert (Hardware & Software) und hat einen eigenständigen Charakter und Klang. Viel wichtiger ist jedoch das Gesamtpaket: Das atemberaubende Design ist unverkennbar Aston Martin. Das Fahrgefühl, die Balance zwischen Sportlichkeit und Eleganz, die Materialauswahl im Innenraum – all das trägt die typische Handschrift der Marke. Der neue Vantage fühlt sich nicht wie ein AMG GT mit anderer Karosserie an, sondern wie ein durch und durch britischer Sportwagen – nur eben mit einem extrem potenten Herzen deutscher Herkunft.

Anekdote: Der Moment, in dem die Bestie erwacht
Ich rollte im GT-Modus entspannt über eine Landstraße. Der Vantage gab sich zahm, der V8 blubberte leise. Dann wechselte ich per Drehschalter in den Sport+-Modus. Die Dämpfer strafften sich, die Gasannahme wurde giftig, der Auspuff öffnete die Klappen. Beim nächsten Gasstoß explodierte der V8 förmlich, die Automatik knallte die Gänge rein, und der Wagen schoss mit einer Brutalität nach vorne, die mir den Atem verschlug. Dieser Jekyll-und-Hyde-Charakter, diese Fähigkeit, auf Knopfdruck von einem eleganten Gleiter zu einer brüllenden Bestie zu mutieren, ist die Essenz des neuen Vantage.


Wie positioniert er sich gegen Porsche 911 und Ferrari Roma?
Mit dem Leistungs-Update rückt der Vantage näher an die Supersportwagen-Elite heran.
Merkmal | Aston Martin Vantage (2025) | Porsche 911 Turbo | Ferrari Roma Spider |
Konzept | Front-Mittelmotor, RWD | Heckmotor, AWD | Front-Mittelmotor, RWD |
Motor | 4.0L V8 Biturbo | 3.7L B6 Biturbo | 3.9L V8 Biturbo |
Leistung | 665 PS | 580 PS | 620 PS |
0-100 km/h | 3,5 s | 2,8 s | 3,4 s |
Fokus | Performance & Eleganz | Allround-Performance | Design & Dolce Vita |
Preis (Basis, ca.) | ca. 210.000 € | ca. 215.000 € | ca. 240.000 € |
Der Vantage ist nun eine echte Alternative für Käufer, die die klinische Perfektion eines 911 Turbo scheuen oder denen der Ferrari Roma vielleicht zu sehr auf Lifestyle setzt. Er bietet eine einzigartige Mischung aus brachialer Kraft, analogerem Fahrgefühl (im Vergleich) und britischem Stil.

Zukünftiger Ausblick: Elektrifizierung am Horizont?
Aston Martin hat ehrgeizige Elektrifizierungspläne (“Racing. Green.”). Ein erster Plug-in-Hybrid (Valhalla) und ein erstes reines E-Modell (voraussichtlich ab 2026/2027 auf einer neuen Plattform, evtl. mit Lucid-Technologie) sind in der Entwicklung. Der V8-Vantage repräsentiert jedoch wahrscheinlich den Höhepunkt der reinen Verbrenner-Sportwagen-Ära bei Aston Martin (abgesehen von limitierten Sondermodellen). Sein Nachfolger wird mit hoher Wahrscheinlichkeit elektrifiziert sein. Das macht den aktuellen Vantage zu einer potenziell sehr begehrten Ikone der ausklingenden Verbrenner-Zeit.
Fazit: Das Update des Aston Martin Vantage für 2025 ist mehr als nur ein Facelift – es ist eine Transformation. Mit 665 PS, einem geschärften Fahrwerk und einem endlich modernen, luxuriösen Innenraum katapultiert er sich in die Liga der Supersportwagen. Er behebt die Schwächen des Vorgängers konsequent und bietet eine faszinierende Mischung aus brutaler Performance, grandiosem V8-Sound und unverwechselbarem britischem Stil. Er ist anspruchsvoller zu fahren, aber auch belohnender. Wer das nötige Kleingeld hat und einen charakterstarken Sportwagen sucht, der aus der Masse heraussticht, findet im neuen Vantage eine der aufregendsten Optionen auf dem Markt – und vielleicht eine der letzten ihrer Art.


