Der SEAT Leon war schon immer die sportlichere, emotionalere und oft preislich attraktivere Alternative zum Konzernbruder VW Golf. Mit der aktuellen, vierten Generation (KL) hat er sich endgültig als ernstzunehmender Konkurrent etabliert. Doch die Zeit bleibt nicht stehen. Während der Golf sein großes Update bereits erhalten hat, zieht SEAT nun nach: Das umfassende Facelift für den Leon (Modelljahr 2025) bringt nicht nur optische Retuschen, sondern vor allem ein runderneuertes Cockpit und eine revolutionierte Plug-in-Hybrid-Version mit über 100 Kilometern elektrischer Reichweite und DC-Schnellladefähigkeit. Reicht das, um dem Golf endgültig den Rang abzulaufen?
Was ist der SEAT Leon (KL) und was ist neu am Facelift 2025?
Der Leon bleibt ein kompakter Fünftürer und Kombi (Sportstourer) auf der bewährten MQB Evo-Plattform des Volkswagen-Konzerns. Er teilt sich die technische Basis mit Golf 8, Audi A3 und Skoda Octavia. Das Facelift konzentriert sich darauf, die wahrgenommenen Schwächen des Vor-Facelift-Modells auszumerzen und die Technologie auf den neuesten Stand zu bringen.
Die wichtigsten Neuerungen:
- Design: Dezente Änderungen an Front und Heck. Optional sind neue Matrix-LED-Scheinwerfer erhältlich, die die Optik schärfen. Neue Raddesigns und Farben.
- Cockpit & Infotainment: Die größte Revolution. Das alte, oft kritisierte Infotainment fliegt raus. Stattdessen gibt es nun (analog zum Golf-Update) einen freistehenden Touchscreen in 10,4 Zoll (Serie) oder 12,9 Zoll (optional). Entscheidend: Die Slider für Temperatur und Lautstärke darunter sind jetzt beleuchtet. Die Software basiert auf der neuesten MIB-Generation, ist schneller und intuitiver. Das digitale Cockpit (10,25 Zoll) bleibt erhalten.
- Plug-in-Hybrid (eHybrid): Komplett überarbeitet. Statt des alten 1.4 TSI kommt nun der modernere 1.5 TSI als Basis. Die Batteriekapazität wächst dramatisch auf 19,7 kWh (netto) (vorher 10,8 kWh). Das ermöglicht eine rein elektrische Reichweite von über 100 km (WLTP). Neu ist auch die DC-Schnellladefähigkeit mit bis zu 50 kW. AC-Laden erfolgt nun mit 11 kW (vorher 3,6 kW). Angeboten als 150 kW (204 PS) und 200 kW (272 PS) Systemleistung.
- Mild-Hybrid (eTSI): Der 1.5 eTSI mit 48V-Technologie und 110 kW (150 PS) ergänzt die Benziner-Palette und verspricht mehr Effizienz durch Segelfunktion und elektrischen Boost.
Er richtet sich weiterhin an Fahrer, die ein dynamisches Design, ein agiles Fahrgefühl und moderne Technik in der Kompaktklasse suchen, nun aber mit deutlich verbesserter Bedienbarkeit und einer herausragenden PHEV-Option.
Welche Antriebsvariante ist die beste Wahl nach dem Update?
Die Palette wird moderner und elektrifizierter, bietet aber immer noch Optionen für verschiedene Bedürfnisse.
- TSI (Benziner): Der Basis-Benziner (vermutlich 1.5 TSI ohne Mild-Hybrid) bleibt der preisgünstigste Einstieg für Wenigfahrer.
- eTSI (Mild-Hybrid): Der 1.5 eTSI mit 150 PS und 7-Gang-DSG ist der neue Allrounder. Er kombiniert gute Fahrleistungen mit verbesserter Effizienz dank 48V-System und Zylinderabschaltung. Eine sehr harmonische Wahl für die meisten Alltagsanforderungen.
- TDI (Diesel): Der 2.0 TDI mit 150 PS bleibt der Kilometerfresser für Vielfahrer, die (noch) keinen PHEV oder BEV wollen. Sparsam, drehmomentstark und langstreckentauglich.
- eHybrid (Plug-in-Hybrid): Die stark aufgewerteten PHEV-Versionen (204 / 272 PS) sind nun extrem attraktiv für Pendler mit Lademöglichkeit. Über 100 km elektrische Reichweite decken fast jeden Alltag ab. Die DC-Ladeoption macht sie zudem flexibler auf längeren Strecken. Die 272-PS-Version positioniert sich als sportliche Top-Variante (unterhalb von Cupra).
Tipp von Alex Wind: Der neue 1.5 eTSI (150 PS) ist eine exzellente Wahl für alle, die eine unkomplizierte und effiziente Lösung suchen. Wer jedoch regelmäßig laden kann, für den ist der neue eHybrid (204 PS) dank seiner enormen E-Reichweite und DC-Ladefähigkeit fast unschlagbar und macht den Diesel oft überflüssig.
Über 100 km elektrisch & DC-Laden: Ist der PHEV jetzt perfekt?
Das Update macht den Leon eHybrid zu einem der attraktivsten Plug-in-Hybride auf dem Markt. Die 19,7 kWh (netto) Batterie ist ein Quantensprung.
- Reale E-Reichweite: Die über 100 km WLTP sollten sich in realistische 80-95 km übersetzen – genug, um die allermeisten täglichen Fahrten rein elektrisch zu absolvieren.
- DC-Schnellladen (50 kW): Ein Gamechanger für PHEVs. Ermöglicht das Nachladen unterwegs in akzeptabler Zeit (10-80% in ca. 25 Minuten). Das macht den PHEV auch auf längeren Strecken sinnvoll nutzbar, wenn man kurze Ladepausen einplant.
- AC-Laden (11 kW): Deutlich schneller als die alten 3,6 kW. Eine Vollladung an der Wallbox dauert nur noch ca. 2 Stunden.
Mini-Fallstudie: Der PHEV-Alltag
- Problem: Tägliches Pendeln (30 km einfach), Lademöglichkeit zu Hause. Am Wochenende längere Fahrt (300 km).
- Aktion: Unter der Woche wird nur elektrisch gefahren. Vor der Wochenendfahrt wird der Akku geladen. Unterwegs reicht die Gesamtreichweite meist aus. Falls doch geladen werden muss, ermöglicht der DC-Anschluss einen schnellen “Nachtank”-Stopp.
- Messbares Ergebnis: Extrem niedrige Betriebskosten im Alltag. Hohe Flexibilität für Langstrecken. Kaum Reichweitenangst.
Der technische Kompromiss bleibt das höhere Gewicht und der leicht reduzierte Kofferraum gegenüber den reinen Verbrennern.
Das neue Cockpit: Endlich intuitiv?
Ja, das Update adressiert den größten Kritikpunkt am Vor-Facelift. Das neue Infotainmentsystem mit den größeren Displays (bis 12,9 Zoll) und der neuen Software ist deutlich schneller und logischer aufgebaut. Die beleuchteten Slider sind eine massive Verbesserung bei Nacht.
Die Integration von kabellosem Apple CarPlay/Android Auto ist nun Standard. Das digitale Cockpit bleibt klar und gut konfigurierbar. Insgesamt wirkt das Cockpit nun deutlich moderner und benutzerfreundlicher und zieht mit dem Golf 8 Facelift gleich. Die Materialqualität und Verarbeitung waren beim Leon ohnehin schon gut und bleiben auf hohem Niveau.
Historischer Kontext: Vom Golf-Klon zum eigenständigen Design-Star
Der SEAT Leon startete 1999 als direkter technischer Klon des Golf 4, aber mit sportlicherem Design. Über die Generationen emanzipierte er sich zunehmend. Die zweite Generation (1P, Design Walter de Silva) wurde zum Design-Highlight, die dritte (5F) etablierte ihn als technologisch ebenbürtigen Konkurrenten. Die aktuelle, vierte Generation (KL) setzte mit ihrem mutigen Design und dem i-Cockpit-Ansatz (vor dem Facelift) eigene Akzente. Mit dem Facelift und der Übernahme der neuesten Cockpit-Technologie des Golf wirkt er nun wieder etwas “konzern-konformer”, profitiert aber enorm von der verbesserten Ergonomie und der PHEV-Technik. Er bleibt die dynamischere Alternative im MQB-Universum.
Was ist das stärkste Argument GEGEN den Leon Facelift?
Trotz der vielen Verbesserungen gibt es Punkte, die potenzielle Käufer abwägen sollten:
- Preis: Das Facelift und die neue Technik (insbesondere PHEV) dürften den Leon teurer machen. Der Preisvorteil gegenüber dem Golf könnte schrumpfen.
- Platzangebot Fond: Bleibt klassenüblich, aber nicht überragend. Ein Skoda Octavia bietet hier deutlich mehr.
- Abgrenzung zu Cupra: Die sportliche Nische wird zunehmend von der Schwestermarke Cupra (mit dem Cupra Leon) besetzt, die oft noch expressiver auftritt. Der SEAT Leon positioniert sich nun stärker als der stilvolle Allrounder.
Anekdote: Die beleuchtete Erlösung
Ich fuhr den Vor-Facelift Leon bei Nacht. Die unbeleuchteten Slider für Temperatur und Lautstärke waren ein ständiges Ärgernis – ein Blindflug im Dunkeln. Beim ersten Einsteigen in das Facelift-Modell fiel mein Blick sofort auf die nun dezent illuminierten Touch-Leisten. Eine kleine Änderung, aber eine riesige Erleichterung im Alltag. Manchmal sind es die Details, die den Unterschied machen. Danke, SEAT (und VW), fürs Zuhören!
Fazit: Das Facelift für den SEAT Leon (2025) ist ein Volltreffer. Es behebt die größte Schwäche (das Infotainment) konsequent und hebt die Plug-in-Hybrid-Version auf ein neues Level, das in dieser Klasse Maßstäbe setzt. Über 100 km elektrische Reichweite und DC-Laden machen den eHybrid zu einer extrem attraktiven Option. Kombiniert mit dem scharfen Design, dem agilen Fahrwerk und der hohen Verarbeitungsqualität ist der Leon nun besser denn je. Er ist nicht nur eine Alternative zum Golf, sondern in vielen Aspekten (insbesondere beim PHEV) die potenziell überlegene Wahl. Ein starkes Statement in der Kompaktklasse.














