Exoten-Analyse & Import-Check: Der Acura MDX (2025) – Amerikas 7-Sitzer-Geheimtipp mit Haken?

Es gibt Autos, die sind hierzulande so selten wie Einhörner auf der Autobahn. Der Acura MDX gehört definitiv dazu. Während Hondas Premium-Tochter in Nordamerika mit diesem schicken Siebensitzer-SUV gegen BMW X5, Audi Q7 und Mercedes GLE antritt – und das durchaus erfolgreich –, herrscht in Deutschland Funkstille. Acura hat uns 2020 den Rücken gekehrt. Doch was, wenn man diesen Mix aus japanischer Zuverlässigkeit, amerikanischem Komfort und einem Hauch Sportlichkeit (Stichwort: Type S!) unbedingt haben will? Ist der aktuelle MDX, Jahrgang 2025, ein übersehener Geheimtipp, für den sich der Grauimport lohnt? Oder verbrennt man sich hier nur die Finger? Ich sag’s, wie’s ist: Es ist kompliziert.

Was genau ist der Acura MDX (Generation YD8)?

Der Acura MDX (YD8) ist ein Premium-Crossover-SUV mit drei Sitzreihen und bis zu sieben Sitzplätzen, eingeführt für das Modelljahr 2022. Er basiert auf einer eigenständigen Acura-Plattform mit Doppelquerlenker-Vorderachse und Mehrlenker-Hinterachse. Standardmotorisierung ist ein 3.5-Liter V6-Saugmotor, Topmodell ist der MDX Type S mit einem 3.0-Liter V6-Turbomotor.

Klingt erstmal solide, oder? Im Klartext: Das ist Acuras Flaggschiiff-SUV, gebaut für amerikanische Familien, die Platz brauchen, aber keinen schnöden Minivan wollen. Das Ding ist knapp über fünf Meter lang, also eine echte Ansage. Acura positioniert sich als “Precision Crafted Performance”. Das heißt: Es soll nicht nur luxuriös sein, sondern auch fahren. Und ehrlich gesagt, die Basis mit dem V6-Sauger und der Doppelquerlenkerachse vorne – das ist klassischer, guter Maschinenbau, den man bei der deutschen Konkurrenz oft suchen muss. Kein Downsizing-Quatsch beim Standardmodell. Respektabel.


Warum gibt es den MDX nicht offiziell in Deutschland zu kaufen?

Acura hat seine Vertriebsaktivitäten in Westeuropa Anfang 2020 eingestellt. Gründe waren geringe Verkaufszahlen, hohe Homologationskosten für EU-Normen und eine strategische Neuausrichtung des Mutterkonzerns Honda auf Kernmärkte und Elektrifizierung. Der MDX war nie Teil des offiziellen deutschen Angebots.

Übersetzt heißt das: Wir waren denen nicht wichtig genug. Oder zu schwierig. Die Verkaufszahlen von Acura in Europa waren immer homöopathisch. Warum? Weil die Marke hier nie richtig Fuß gefasst hat. Zu unbekannt, zu nah an Honda, keine überzeugenden Diesel damals, als sie zählten. Und dann kam der SUV-Boom, bei dem die deutschen Platzhirsche einfach alles plattgemacht haben. Der Rückzug war nur konsequent. Traurig für die Vielfalt, aber wirtschaftlich wohl nachvollziehbar. Dumm nur für Leute, die jetzt vielleicht einen MDX wollen. Pech gehabt.


Welche Technik-Highlights bietet der aktuelle MDX? (Fokus Type S)

Der Standard-MDX (Modelljahr 2025) nutzt einen 3.5-Liter V6-Saugmotor (J35Y3) mit 294 PS und 362 Nm, gekoppelt an eine 10-Stufen-Automatik. Verfügbar mit Frontantrieb oder Acuras Torque-Vectoring Allradsystem SH-AWD (Super Handling All-Wheel Drive). Der MDX Type S verfügt über einen exklusiven 3.0-Liter V6-Turbomotor (J30AC) mit 360 PS und 480 Nm, ebenfalls mit 10-Stufen-Automatik und SH-AWD. Zusätzlich bietet der Type S eine adaptive Luftfederung, Brembo-Bremsen vorne und eine sportlichere Abstimmung.

Jetzt wird’s interessant! Der V6-Sauger ist solide Hausmannskost, zuverlässig, aber kein Reißer. Der eigentliche Knaller ist der Type S. Endlich mal wieder ein aufgeladener V6 bei Acura/Honda, der Name macht! 360 PS sind jetzt nicht die Welt im Vergleich zu einem X5 M60i, aber in Kombination mit dem SH-AWD – und das ist Acuras Kronjuwel – verspricht das echten Fahrspaß. SH-AWD ist kein simpler Hang-On-Allrad. Das System kann die Kraft nicht nur zwischen vorne und hinten, sondern aktiv zwischen den Hinterrädern verteilen. Ergebnis: Das Ding wird förmlich in die Kurve gedrückt. Das konnte schon der alte Legend, und im MDX Type S, gepaart mit Luftfederung und Brembos? Das klingt nach einer Ansage. Das ist Technik für Fahrer, nicht nur für Poser.

Tipp von Alex Wind: Wenn schon Import-Wahnsinn, dann richtig. Niemand holt sich einen Basis-MDX nach Deutschland. Wenn, dann muss es der Type S sein. Alles andere ist vertane Liebesmüh und rausgeschmissenes Geld.

Wie luxuriös ist der Innenraum wirklich?

Der Innenraum des MDX bietet hochwertige Materialien wie offenporiges Holz, Aluminium-Applikationen und optional Milano-Leder. Das Cockpit verfügt über ein 12,3-Zoll digitales Instrumentendisplay und ein 12,3-Zoll zentrales Infotainment-Display, bedienbar über ein “True Touchpad Interface”. Systeme wie kabelloses Apple CarPlay/Android Auto, Head-up-Display und ein ELS Studio 3D Premium-Audiosystem (bis zu 25 Lautsprecher im Type S Advance) sind verfügbar. Die dritte Sitzreihe ist primär für Kinder oder kurze Strecken ausgelegt.

Leder, Holz, große Bildschirme – klingt nach Premium-Standardprogramm. Und ja, die Verarbeitung bei Acura ist meist top, da knarzt nix. Aber das Bedienkonzept mit dem Touchpad? Ehrlich gesagt, das ist ein Griff ins Klo. Mercedes hat’s versucht, Lexus hat’s versucht, keiner hat’s richtig gut hinbekommen. Es lenkt ab, es ist fummelig. Da lob ich mir einen guten Touchscreen oder den alten iDrive-Controller. Das ELS-Soundsystem soll allerdings der Hammer sein, sagen die Kollegen aus den USA. Und die Verarbeitung? Besser als bei Tesla, wahrscheinlich auf Augenhöhe mit den Deutschen. Aber die dritte Sitzreihe bleibt, wie bei fast allen SUVs dieser Klasse (außer GLS/X7), eher Alibi. Immerhin: Man hat sie.

Der evolutionäre Weg: Vom Honda-Derivat zum eigenständigen Premium-SUV?

Der MDX hat eine interessante Geschichte. Die erste Generation war im Grunde ein aufgemotzter Honda Pilot für Amerika. Sah man ihm auch an. Aber er war erfolgreich. Mit jeder Generation wurde er eigenständiger, luxuriöser, technisch anspruchsvoller. Die aktuelle, vierte Generation auf eigener Plattform ist der bisher konsequenteste Versuch, sich von Honda zu emanzipieren und als echte Premium-Marke wahrgenommen zu werden. Der Type S ist dabei das Sahnehäubchen, der Beweis, dass Acura auch Performance kann. Nur schade, dass wir hier in Europa davon nichts mehr mitbekommen. Ein klassischer Fall von “zu spät” oder “falscher Markt”.

Advokat des Teufels: Was sind die knallharten Risiken eines Imports?

Ein Grauimport des Acura MDX nach Deutschland birgt erhebliche Risiken: Hohe Gesamtkosten durch Fahrzeugpreis, Transport (ca. 3.000-5.000€), Zoll (10%), Einfuhrumsatzsteuer (19%) und aufwendige technische Homologation (§21 StVZO) mit ungewissem Ausgang (Umbauten Lichtanlage, Abgasnormen etc., Kosten >5.000€). Keine Werksgarantie gültig in Europa. Fehlendes offizielles Service-Netzwerk; Wartung und Reparaturen nur bei wenigen, teuren US-Car-Spezialisten möglich. Extrem schwierige und langwierige Ersatzteilbeschaffung für MDX-spezifische Komponenten. Hoher Wertverlust als Exot. Fehlende Software-Updates und potenzielle Inkompatibilität von US-Systemen (Navigation, Konnektivität) in Europa.

So, Butter bei die Fische. Das ist der Punkt, an dem der Traum platzt. Selbst wenn du einen MDX Type S für 65.000 Dollar drüben findest – bis der hier zulassungsfertig auf deinem Hof steht, bist du locker 90.000 bis 100.000 Euro los. Mindestens! Und wofür? Für ein Auto ohne Garantie, für das du kaum eine Werkstatt findest. Stell dir vor, dir fährt einer in die Seite. Viel Spaß bei der Suche nach einer Tür oder einem Kotflügel. Das kann Monate dauern und kostet ein Vermögen. Oder ein Sensor vom SH-AWD spinnt? Viel Erfolg bei der Diagnose ohne Acuras Software. Das ist was für Leute mit zu viel Geld und einem sehr entspannten Verhältnis zu Stillstandszeiten. Ehrlich gesagt, für das Geld kriegst du hier einen jungen BMW X5 M Competition oder einen top ausgestatteten GLE 53 AMG – mit Garantie und Service an jeder Ecke.

Tipp von Alex Wind: Finger weg vom MDX-Import! Es sei denn, du bist Hardcore-Acura-Fan, hast Kontakte zu einem Top-US-Car-Spezialisten und genug Geld auf der hohen Kante für unvorhergesehene Katastrophen.

Preis der Fehlkonfiguration: Import-Albtraum vs. deutsche Realität

Rechnen wir mal grob: Ein MDX Type S Advance kostet in den USA ca. 74.000 $. Das sind rund 68.000 €.

    • 4.000 € Transport/Versicherung = 72.000 €
    • 7.200 € Zoll (10%) = 79.200 €
    • 15.048 € EUSt (19%) = 94.248 €
    • min. 5.000 € Homologation/TÜV = ca. 99.248 €

Und da ist noch kein Gewinn für einen Importeur drin! Realistisch landet man also bei 110.000 € aufwärts. Dafür gibt’s hier einen neuen BMW X5 M60i (ab 117.900 €) mit 530 PS, voller Garantie und dichtem Servicenetz. Oder einen Audi SQ7 (ab 110.500 €). Oder einen Mercedes GLE 53 AMG (ab 104.000 €). Merkst du was? Der Import macht finanziell null Sinn. Außer man will unbedingt einen Exoten fahren. Aber dann bitte mit offenen Augen ins Risiko.

Vergleich mit deutschen Konkurrenten (als hypothetischer Import)

Merkmal
Acura MDX Type S (Import)
BMW X5 xDrive40i
Audi Q7 55 TFSI quattro
Mercedes GLE 450 4MATIC
Konzept
7-Sitzer SUV, V6 Turbo
5/7-Sitzer SUV, R6 Turbo
7-Sitzer SUV, V6 Turbo
5/7-Sitzer SUV, R6 Turbo
Leistung (ca.)
360 PS
381 PS
340 PS
381 PS
Antrieb
SH-AWD (Torque Vec.)
xDrive
quattro
4MATIC
Fahrwerk
Luftfederung (adaptiv)
Optional Luft/Adaptiv
Optional Luft/Adaptiv
Optional Luft/E-ABC
Preis (Import, ca.)
> 110.000 €
ab 87.300 €
ab 79.500 €
ab 85.500 €
Service (DE)
Extrem schlecht
Exzellent
Exzellent
Exzellent

Die Tabelle sagt alles. Technisch ist der Type S mit SH-AWD und Luftfederung sicher interessant. Aber der Preis-Wahnsinn durch den Import und das nicht existente Service-Netz disqualifizieren ihn komplett. Er spielt in einer Liga, in der man hierzulande für weniger Geld oft mehr Leistung, modernere Technik (Mild-Hybride etc.) und vor allem ein Sorglos-Paket bekommt. Der MDX bleibt ein amerikanischer Traum – oder Albtraum, je nachdem, wie man’s sieht. Schade drum, denn schlecht ist das Auto sicher nicht. Nur eben am falschen Ort.

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