In einer Zeit, in der deutsche Premium-Hersteller ihre Performance-Limousinen elektrifizieren oder auf Vierzylinder-Hybride reduzieren, zündet Cadillac ein letztes großes Feuerwerk des Verbrennungsmotors. Die Cadillac CT5-Reihe erhält für das Modelljahr 2025 ein umfassendes Facelift, das nicht nur die Optik schärft, sondern vor allem das Cockpit radikal modernisiert. Während die Limousine in Deutschland offiziell ein Exot bleiben wird, der nur über spezialisierte Importeure den Weg auf unsere Straßen findet, lohnt sich ein genauer Blick. Denn insbesondere das Topmodell, der CT5-V Blackwing, ist nichts Geringeres als Amerikas analoger Mittelfinger in Richtung der etablierten AMG- und M-Konkurrenz.
Was ist neu am Cadillac CT5 Facelift 2025?
Das Facelift konzentriert sich auf die beiden auffälligsten Merkmale: Frontpartie und Innenraum. Die Limousine erhält eine neu gestaltete Frontschürze mit einem breiteren, niedrigeren Kühlergrill und einer überarbeiteten, vertikalen Lichtsignatur, die das Fahrzeug aggressiver und moderner wirken lässt. Die wichtigste Änderung findet sich jedoch im Innenraum.
Das bisherige Cockpit wird durch ein massives, 33 Zoll großes, gebogenes LED-Display ersetzt, das sich vom Fahrer bis in die Mittelkonsole erstreckt. Dieses Display bietet eine beeindruckende 9K-Auflösung und beherbergt sowohl die digitalen Instrumente als auch das Infotainment. Das System läuft auf “Google built-in” und integriert Google Maps, den Google Assistant und den Play Store nativ, was die Konnektivität und Bedienbarkeit auf ein neues Level heben soll. Für Performance-Fans gibt es zudem eine neue, integrierte Telemetrie-App.
Warum ist der CT5-V Blackwing der wahre Star?
Der Blackwing ist das absolute Topmodell und ein seltener Anachronismus im besten Sinne. Während der “normale” CT5-V mit einem 3,0-Liter-V6-Biturbo (ca. 360 PS) antritt, ist der Blackwing die letzte US-Limousine ihrer Art, die einen brachialen 6,2-Liter-V8-Kompressor-Motor (intern LT4) mit einem serienmäßigen 6-Gang-Schaltgetriebe kombiniert.
Dieses Setup ist ein direkter Affront gegen die Automatik-Dominanz im Performance-Segment. Der Motor leistet 677 PS (498 kW) und 893 Nm Drehmoment, was die Limousine in rund 3,6 Sekunden auf 100 km/h katapultiert und eine Höchstgeschwindigkeit von über 320 km/h ermöglicht. Im Gegensatz zu seinen Allrad-Konkurrenten wie dem BMW M5 oder dem Mercedes-AMG E 63 S setzt der Blackwing konsequent auf Heckantrieb.
Das Fahrwerk ist ein Meisterwerk für sich. Das serienmäßige Magnetic Ride Control 4.0 ist das am schnellsten reagierende adaptive Fahrwerk der Welt. Es passt die Dämpfercharakteristik bis zu 1.000 Mal pro Sekunde an den Straßenzustand an. Gepaart mit einer elektronischen Differenzialsperre (eLSD) und optionalen Carbon-Keramik-Bremsen ist der Blackwing weniger ein US-Muscle-Car als vielmehr ein hochpräzises Rennstrecken-Skalpell im Maßanzug.
Tipp von Alex Wind: Wer über einen Import nachdenkt und den reinen Fahrspaß sucht, MUSS die 6-Gang-Handschaltung wählen. Sie ist vielleicht nicht die schnellste Option auf dem Papier, aber die mechanische Verbindung zum LT4-V8 bietet ein haptisches und emotionales Erlebnis, das kein Doppelkupplungsgetriebe der Welt mehr bieten kann.
Anekdote: Der analoge Rausch
Stellen Sie sich eine leere Landstraße vor. Dritter Gang. Das tiefe Grollen des V8 füllt den Innenraum. Beim Tritt aufs Gas antwortet der Kompressor nicht verzögert wie ein Turbo, sondern sofort, mit einem heiseren Kreischen. Der Schub ist brutal und linear. Dann der Griff zum kurzen, Alcantara-bezogenen Schalthebel – ein präzises “Klack”, der nächste Gang rastet ein, das Heck zuckt leicht, bevor die Traktionskontrolle eingreift. Man arbeitet mit dem Auto, man dirigiert das Drehmoment, anstatt es nur von einer Software verwalten zu lassen. Der Blackwing ist kein Videospiel; er ist ein mechanisches Instrument, das Beherrschung erfordert und mit purer Gänsehaut belohnt.
Wie schlägt sich der Blackwing gegen die deutsche Konkurrenz?
Auf dem Papier wirkt der Cadillac wie ein Relikt, doch in der Praxis ist er ein ernstzunehmender Gegner, wie die folgende Tabelle zeigt. Er positioniert sich als puristischere, fahrerorientierte Alternative.
Merkmal | Cadillac CT5-V Blackwing (2025) | BMW M5 Competition (F90) | Mercedes-AMG E 63 S (W213) |
Motor | 6.2L V8 Kompressor | 4.4L V8 Biturbo | 4.0L V8 Biturbo |
Leistung | 677 PS | 625 PS | 612 PS |
Drehmoment | 893 Nm | 750 Nm | 850 Nm |
Antrieb | Heckantrieb | Allrad (M xDrive) | Allrad (4MATIC+) |
Getriebe | 6-Gang Manuell (Opt: 10-Gang Autom.) | 8-Gang Automatik | 9-Gang Automatik |
0-100 km/h | ca. 3,6 s (Automatik) | 3,3 s | 3,4 s |
Alleinstellungsmerkmal | Handschaltung, Magnetic Ride 4.0 | Drift-Modus (2WD), Präzision | Komfort-Spreizung, Luxus-Anmutung |
Die andere Seite der Medaille: Was spricht GEGEN den CT5 in Deutschland?
Das stärkste Argument gegen den Cadillac CT5 ist seine Nicht-Verfügbarkeit. Das Fahrzeug wird von Cadillac nicht aktiv auf dem deutschen Markt angeboten. Der Kauf muss über spezialisierte Importeure (wie GeigerCars oder AEC) abgewickelt werden.
Dies bringt drei wesentliche Nachteile mit sich:
- Der Preis: Zum US-Listenpreis kommen Transport, Zoll (10 %), Einfuhrumsatzsteuer (19 %) und die Kosten für die technische Homologation (Umrüstung) für den deutschen TÜV. Ein CT5-V Blackwing, der in den USA bei ca. 97.000 $ startet, landet in Deutschland schnell bei über 150.000 €.
- Das Servicenetz: Die Wartung eines Exoten wie des CT5, insbesondere des LT4-Motors, erfordert spezialisierte Werkstätten. Das offizielle Cadillac-Netz in Deutschland ist extrem dünn und primär auf die neuen E-Modelle (wie den Lyriq) ausgerichtet.
- Der Wertverlust: Als Nischen-Import ist der Wiederverkaufswert schwerer zu kalkulieren als bei einem etablierten BMW M5.
Zukünftiger Ausblick: Ist dies der letzte seiner Art?
Ja, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Der Cadillac CT5-V Blackwing (2025) ist ein “Last Hurrah” – ein letztes glorreiches Aufbäumen der V8-Kompressor-Ära, bevor auch Cadillac vollständig auf die “all-electric” Zukunft umschwenkt. Der LT4-Motor ist ein Meisterwerk der alten Schule, aber seine Emissionswerte sind mit zukünftigen globalen Regulierungen nicht mehr vereinbar.
Das 2025er Facelift ist daher mehr als nur ein Update; es ist eine Verbeugung vor einer aussterbenden Gattung. Es kombiniert die modernste Cockpit-Technologie, die Cadillac zu bieten hat, mit dem brutalsten und analogsten Antriebsstrang, den der GM-Konzern je gebaut hat. Für Sammler und Enthusiasten mit dem nötigen Kleingeld ist dies die letzte Chance, ein Stück echte, unfiltrierte amerikanische Automobilgeschichte als Neuwagen zu erwerben.
Welche Motorisierung ist die richtige Wahl?
Obwohl der Blackwing alle Schlagzeilen dominiert, ist der “normale” CT5-V mit dem 3,0-Liter-V6-Biturbo die rationalere Wahl für einen Import. Er bietet mit seinen 360 PS und dem (optionalen) Allradantrieb eine exzellente Performance für den Alltag, ist sparsamer und im Import deutlich günstiger in der Anschaffung und im Unterhalt. Das neue 33-Zoll-Display ist in allen 2025er Modellen serienmäßig.
Der CT5-V Blackwing ist hingegen keine rationale Wahl. Er ist ein reines Liebhaberfahrzeug, ein Sammlerstück ab Werk. Er ist für den Fahrer, der bewusst auf Allradantrieb verzichtet, um die volle, ungefilterte Kontrolle über 677 PS zu haben, und der das Klicken eines mechanischen Schalthebels dem Komfort einer Automatik vorzieht.
Motorisierung | CT5-V (2025) | CT5-V Blackwing (2025) |
Motor | 3.0L V6 Biturbo | 6.2L V8 Kompressor |
Leistung | 360 PS (268 kW) | 677 PS (498 kW) |
Antrieb | Heckantrieb (Opt: AWD) | Heckantrieb |
Getriebe | 10-Gang Automatik | 6-Gang Manuell (Opt: 10-Gang Autom.) |
Fokus | Sportlicher Alltag, Gran Turismo | Maximale Performance, Rennstrecke |





