Dodge. Der Name steht für Muscle Cars, für V8-Power, für HEMI. Und jetzt? Kommen die mit einem Kompakt-SUV um die Ecke, das aussieht wie ein grimmiger Alfa Romeo Tonale und auch noch neben diesem in Italien vom Band läuft. Der Dodge Hornet. Ein Kulturschock? Vielleicht. Ein cleverer Schachzug von Stellantis, um Entwicklungskosten zu sparen und Dodge in den USA ein dringend benötigtes Volumenmodell im boomenden Crossover-Segment zu geben? Definitiv. Aber was bedeutet das für uns in Deutschland? Gar nichts. Denn wie die meisten Dodge-Modelle wird der Hornet hierzulande offiziell nicht angeboten. Trotzdem: Ein Blick auf den bösen Zwilling des Tonale lohnt sich. Schon allein, um zu sehen, was uns (vielleicht?) entgeht – und warum ein Import trotzdem keine gute Idee ist.
Was genau ist der Dodge Hornet und wie unterscheidet er sich vom Tonale?
Der Dodge Hornet ist ein kompaktes Crossover-SUV, basierend auf der Small Wide 4×4 Plattform von Stellantis, technisch weitgehend identisch mit dem Alfa Romeo Tonale. Hauptunterschiede liegen im markentypischen Dodge-Design (Frontschürze, Heckleuchtenband), der spezifischen Fahrwerksabstimmung und teils abweichenden Ausstattungs- und Motorisierungsdetails (z.B. der 2.0L Turbo als Basis bei Dodge).
Also, Badge Engineering in Reinkultur. Man nehme einen Alfa Tonale, verpasse ihm eine Dodge-typische Nase mit schmalen Scheinwerfern und Lufteinlässen (“Mail Slot”), ein durchgehendes Leuchtenband am Heck, andere Felgen – fertig ist der Hornet. Okay, ganz so einfach ist es nicht. Dodge behauptet, das Fahrwerk sei sportlicher abgestimmt (Koni-Dämpfer, straffere Federn?). Und unter der Haube gibt’s eben auch den 2.0 Liter Turbo Benziner (“Hurricane 4”) als GT-Version, den Alfa hierzulande nicht anbietet (dafür aber den Diesel). Der Plug-in-Hybrid (R/T) ist technisch dagegen quasi 1:1 der Tonale PHEV Q4. Im Kern bleibt es aber dasselbe Auto, nur mit anderem Marken-Branding. Ob das reicht, um “Dodge” zu sein? Schwierige Frage.
Warum wird der Hornet nicht offiziell in Deutschland verkauft?
Dodge hat sich als Volumenmarke aus dem offiziellen Vertrieb in Deutschland und Westeuropa zurückgezogen. Stellantis konzentriert sich hier auf andere Marken (Peugeot, Opel, Fiat, Citroën, Jeep, Alfa Romeo). Eine Einführung des Hornet würde zudem direkte Konkurrenz zum Alfa Romeo Tonale bedeuten und die Markenpositionierung innerhalb des Konzerns verwässern.
Es ist dieselbe Logik wie bei Buick oder Lincoln. Warum sollte Stellantis hier Dodge pushen, wenn man mit Alfa Romeo (Premium), Jeep (SUV-Spezialist), Peugeot/Opel/Citroën/Fiat (Volumen) schon alle Segmente abdeckt? Der Hornet würde nur dem Tonale Kunden wegnehmen. Und wer würde einen Dodge kaufen, wenn er quasi das gleiche Auto mit dem klangvolleren Alfa-Logo haben kann? Eben. Dazu kommt: Das Dodge-Image hierzulande ist primär auf Muscle Cars fixiert. Ein kompakter Crossover, und dann noch ein Alfa-Klon? Das passt nicht wirklich. Also bleibt er, wo er hingehört: in Nordamerika, wo Dodge eine starke Marke im Volumensegment ist.
Welche Motoren gibt es: 2.0L Turbo (GT) oder 1.3L PHEV (R/T)?
In Nordamerika wird der Hornet (MJ 2025) mit zwei Hauptantrieben angeboten: 1. Hornet GT: 2.0L Vierzylinder-Turbobenziner (“Hurricane 4”) mit ca. 272 PS und 400 Nm, 9-Stufen-Automatik, Allradantrieb. 2. Hornet R/T: 1.3L Vierzylinder-Turbobenziner + Elektromotor an der Hinterachse (Plug-in-Hybrid 4xe), Systemleistung 288 PS und 519 Nm, 6-Stufen-Automatik, elektrischer Allradantrieb. Batterie: 15,5 kWh (brutto).
Der GT mit dem 2.0 Liter Turbo. Das ist interessant! Den Motor kennen wir (in ähnlicher Form) aus dem Alfa Stelvio oder dem Jeep Wrangler. 272 PS in einem Kompakt-SUV? Das klingt nach Spaß! Deutlich mehr Power als im Tonale mit seinem 1.5L Mildhybrid. Das wäre hier sicher auch gut angekommen. Aber eben: Gibt’s nicht bei uns. Stattdessen haben wir den R/T Plug-in-Hybrid. Das ist technisch 1:1 der Antrieb aus dem Tonale PHEV Q4 (und Jeep Compass/Renegade 4xe). 1.3 Liter Turbobenziner vorne, E-Motor hinten, gut 50 km elektrische Reichweite (EPA, WLTP wäre mehr). Flott (0-100 in ca. 6 s dank E-Boost), sparsam (wenn man lädt), aber eben auch komplex und schwer. Und der kleine 1.3 Liter klingt unter Last nicht gerade heldenhaft. Der technische Kompromiss ist klar: Der PHEV bietet E-Reichweite und Power, aber zu Lasten von Gewicht und Emotionalität. Der 2.0T wäre der ehrlichere Sportler gewesen. Typisch.
Tipp von Alex Wind: Wer vom Hornet träumt, träumt wahrscheinlich vom GT mit dem 2.0 Turbo. Der R/T PHEV ist vernünftiger, aber das gleiche (oder ein besseres) Paket bekommt man hierzulande problemlos im Alfa Tonale – mit Alfa-Service und Garantie.
Wie schlägt sich der R/T PHEV bei E-Reichweite und Laden?
Die 15,5 kWh (brutto, ca. 12 kWh netto) Batterie ermöglicht eine rein elektrische Reichweite von ca. 53 km nach amerikanischer EPA-Norm (WLTP wäre höher, vermutlich um 60-70 km). AC-Laden erfolgt mit bis zu 7,4 kW. DC-Laden ist nicht möglich.
Die reale E-Reichweite dürfte bei 40-50 Kilometern liegen. Das ist okay für den täglichen Pendelverkehr, aber keine Benchmark mehr. Viele neuere PHEVs (Tiguan, Kuga, V60) schaffen deutlich mehr. Und das Laden? Maximal 7,4 kW AC (oft nur einphasig in USA, hier hoffentlich zweiphasig wie im Tonale?). Eine Vollladung dauert also mindestens 2,5 Stunden. Kein DC-Laden. Das ist Standardkost im PHEV-Segment, aber eben auch nicht mehr. Wieder: solide, aber nicht überragend. Wer primär elektrisch fahren will, findet Besseres.
Ist der Innenraum nur ein Alfa mit anderem Logo?
Das Cockpit-Layout ist weitgehend identisch mit dem Alfa Romeo Tonale. Es verfügt über ein 12,3-Zoll digitales Kombiinstrument und einen 10,25-Zoll Touchscreen mit Uconnect 5 Infotainmentsystem (statt Alfa Connect). Dodge-spezifische Grafiken und rote Akzente sollen für eine eigene Note sorgen. Die Materialanmutung ist gut, das Platzangebot klassenüblich.
Ja, im Grunde schon. Gleiches Armaturenbrett, gleiche Bildschirme, gleiche Schalter (meistens). Aber Dodge versucht, es sportlicher wirken zu lassen. Mehr schwarze Flächen, rote Ziernähte, vielleicht ein griffigeres Lenkrad. Und statt des Alfa-Systems läuft eben Uconnect 5 auf dem Touchscreen – das kennen wir aus Jeep, RAM etc. Ist ein gutes System, schnell, logisch, mit kabellosem CarPlay/Android Auto. Vielleicht sogar besser als das Alfa Connect? Geschmackssache. Die Materialien sind okay, viel Soft-Touch, solide Verarbeitung. Aber es fehlt vielleicht das letzte Fünkchen italienischer Eleganz, das der Tonale hat. Platzangebot? Vorne gut, hinten eher knapp für ein Kompakt-SUV. Kofferraum? Durchschnittlich (PHEV durch Batterie kleiner). Es ist ein Tonale-Cockpit im Trainingsanzug. Funktional, aber wenig überraschend.
Historischer Kontext: Badge Engineering als Dodge-Tradition?
Der Hornet ist nicht das erste Mal, dass Dodge ein Modell einer anderen Marke (mehr oder weniger stark verändert) übernimmt. Man denke an den Dodge Attitude (ein umgelabelter Hyundai Accent für Mexiko) oder diverse Mitsubishi-Modelle (Colt, Raider) in der Vergangenheit. Selbst der aktuelle Durango teilt sich die Basis mit dem alten Jeep Grand Cherokee. Das “Rebadging” gehört quasi zur DNA der amerikanischen Volumenmarken, um schnell und kostengünstig Segmente zu besetzen. Der Hornet auf Tonale-Basis ist also nur die Fortsetzung dieser Tradition unter dem Stellantis-Dach. Der technische Kompromiss ist oft der Verlust an Markenidentität. Aber es spart eben Milliarden. Und genau darum geht es bei Stellantis.
Advokat des Teufels: Warum ein Import nach Deutschland Wahnsinn ist (Version 6.0!)
Ein Grauimport des Dodge Hornet ist aus denselben Gründen wie bei allen anderen nicht offiziell angebotenen US-Marken/Modellen extrem riskant und unwirtschaftlich: Hohe Gesamtkosten (US-Preis ab ca. 32.000$ + Import + Homologation), keine Werksgarantie, fehlendes Service-Netzwerk (kein Dodge-Support), katastrophale Ersatzteilversorgung für Hornet-spezifische Teile (obwohl vieles vom Tonale passt – aber wer weiß das?). Hoher Wertverlust. Zudem gibt es das technisch fast identische Schwestermodell Alfa Romeo Tonale hierzulande offiziell mit Garantie und Service.
Es gibt absolut keinen vernünftigen Grund, einen Dodge Hornet nach Deutschland zu importieren! Keinen einzigen! Man bekommt das gleiche Auto als Alfa Romeo Tonale – mit schickerem Logo, etabliertem Service-Netz und voller Garantie. Selbst wenn der Hornet in den USA günstiger ist – nach dem Import-Zirkus ist er teurer und schlechter gestellt als jeder Tonale hier. Das wäre an Dummheit nicht zu überbieten. Ernsthaft.
Vergleich mit dem Alfa Romeo Tonale und deutscher Konkurrenz
Merkmal | Dodge Hornet R/T (Import) | Alfa Romeo Tonale PHEV Q4 | VW Tiguan eHybrid (neu) | BMW X1 xDrive25e |
Konzept | Kompakt SUV PHEV (US-Alfa) | Kompakt SUV PHEV (Italo) | Kompakt SUV PHEV (DE) | Kompakt SUV PHEV (DE) |
Systemleistung | 288 PS | 280 PS | 204 / 272 PS | 245 PS |
Akku (Netto) | ca. 12 kWh | ca. 12 kWh | 19,7 kWh | 14,2 kWh |
E-Reichw. (WLTP) | ca. 60-70 km (?) | ca. 61-69 km | > 100 km | ca. 80-90 km |
DC-Laden | Nein | Nein | Ja (50 kW) | Nein |
Preis (Import/Liste, ca.) | > 55.000 € (?) | ab 51.500 € | ab 48.600 € | ab 52.000 € |
Service (DE) | Nicht existent | Gut | Exzellent | Exzellent |
Fazit: Der Dodge Hornet ist ein solides Kompakt-SUV, das in Nordamerika sicherlich seine Käufer finden wird – als preislich attraktive, sportlich angehauchte Alternative mit bekanntem Markennamen. Dass er im Kern ein Alfa Romeo Tonale ist, stört dort weniger. Für Deutschland ist er jedoch irrelevant. Der fehlende offizielle Vertrieb und die Verfügbarkeit des technisch fast identischen Tonale machen einen Grauimport zu einem sinnlosen Unterfangen. Wer das Konzept mag, greift zum Alfa. Wer die Marke Dodge liebt, muss bei den (ebenfalls importierten) Muscle Cars bleiben oder auf eine ungewisse elektrische Zukunft hoffen. Der Hornet? Ein weiteres Auto, das die Welt (außerhalb Amerikas) nicht braucht – zumindest nicht unter diesem Logo.


















