Ford Super Duty (2026): Der König der Baustelle passt in keine Parklücke (und das ist gut so)

Wenn ein Ford Ranger Raptor neben einem Ford F-250 Super Duty parkt, sieht der Raptor aus wie ein Spielzeugauto. Der Super Duty ist kein Pickup. Er ist ein Statement. Er ist ein Werkzeug, das zufällig Ledersitze hat. Zum Modelljahr 2026 hat Ford den Koloss verfeinert: Neue Farben, noch mehr Assistenzsysteme (Co-Pilot360 2.0 jetzt breiter verfügbar) und der “Platinum Plus”-Luxus. Aber in Deutschland ist dieses Auto ein diplomatischer Zwischenfall. Er ist zu breit für die linke Spur in Baustellen, zu lang für jeden Parkplatz und – das ist das Wichtigste – zu schwer für den normalen Führerschein. Trotzdem boomt der Import. Warum? Weil es nichts, absolut gar nichts auf dem deutschen Markt gibt, das 1.627 Newtonmeter Drehmoment hat und trotzdem klimatisiertes Leder bietet. Ich habe mir den Giganten angesehen und erkläre Ihnen, warum Sie vielleicht doch den LKW-Führerschein machen sollten.

Der Motor: 1.600 Nm sind keine Zahl, sondern eine Naturgewalt

Das Herzstück des 2026er F-250 (und F-350) ist der 6.7-Liter High Output Power Stroke V8 Diesel. Er leistet 373 kW (500 PS) und – halten Sie sich fest – 1.200 lb-ft Drehmoment. Das sind umgerechnet 1.627 Nm.

Um das in Relation zu setzen: Ein Porsche 911 Turbo S hat 800 Nm. Ein 40-Tonnen-LKW hat ca. 2.500 Nm. Der Ford liegt irgendwo dazwischen. Wenn Sie aufs Gas treten, spüren Sie keine Beschleunigung im sportlichen Sinne. Sie spüren, wie sich die Erdrotation kurz verlangsamt. Dieser Motor zieht alles. Häuser, Yachten, tote Wale. Der Verbrauch? Bei entspannter Fahrt ohne Anhänger sind 13 bis 15 Liter Diesel möglich. Mit 3,5 Tonnen am Haken (mehr darf er in Deutschland per Kugelkopf selten ziehen, auch wenn er 15 Tonnen könnte) steigt es auf 20 Liter. Aber wen interessiert das? Der Tank fasst bis zu 180 Liter (je nach Konfiguration).


Die 3,5-Tonnen-Lüge: Warum “Ablasten” keinen Sinn macht

Viele Importeure werben damit: “Fahrbar mit Klasse B (PKW-Führerschein) durch Ablastung auf 3.500 kg.”

Lassen Sie sich nicht täuschen. Ein voll ausgestatteter F-250 Platinum oder Limited wiegt leer (!) oft schon 3.300 bis 3.400 kg. Wenn Sie den auf 3,5 Tonnen zulassen, haben Sie noch eine Zuladung von 100 kg. Das reicht für Sie und eine halbe Kiste Wasser. Sobald Sie volltanken oder einen Beifahrer mitnehmen, fahren Sie illegal (überladen). Die Polizei kontrolliert das mittlerweile gezielt. Die einzig wahre Lösung für 2026: Zulassung als LKW über 3,5 Tonnen (N2). Das bedeutet:

  • Führerschein Klasse C1 (der “kleine LKW-Schein”).
  • Tempolimit 80 km/h (real 90 km/h) auf der Autobahn.
  • Jährlicher TÜV.
  • Fahrtenschreiber-Pflicht bei gewerblicher Nutzung. Das klingt hart. Aber es ist ehrlich. Und mal ehrlich: Wollen Sie mit diesem Monster wirklich 160 km/h fahren? Bei 100 km/h fühlt er sich am wohlsten.

Benziner: Godzilla lebt!

Alternativ gibt es den 7.3-Liter “Godzilla” V8-Benziner mit 430 PS und 657 Nm.


Warum sollte man in Deutschland einen 7,3-Liter-Benziner fahren?

  1. Kein AdBlue: Keine komplexen Abgassysteme, die kaputt gehen.
  2. Anschaffung: Der Benziner ist in den USA deutlich günstiger (oft 10.000 Dollar weniger als der Diesel).
  3. LPG: Er lässt sich oft auf Autogas umrüsten. Aber seien Sie gewarnt: Ohne Gasumbau fließen hier 20 bis 25 Liter Super durch die Leitungen. Der Godzilla ist ein Motor für die Ewigkeit, aber er frisst Ihnen die Haare vom Kopf.

Innenraum: S-Klasse im 1. Stock

Das Modelljahr 2026 bietet im “Platinum Plus” Paket Sitze, die sich fast komplett flachlegen lassen (“Max Recline”), ein riesiges Head-up-Display und ein 12-kW-Stromaggregat auf der Ladefläche (Pro Power Onboard).

Das ist der eigentliche Kaufgrund für Bauunternehmer. Sie sitzen in einem Büro. Das 5G-Modem ist rasend schnell, Sie können Ihren Laptop auf dem ausklappbaren Arbeitstisch in der Mittelkonsole abstellen, und wenn Sie auf der Baustelle Strom für den Presslufthammer brauchen, stecken Sie ihn einfach hinten am Auto an. Die Verarbeitung ist mittlerweile auf einem Niveau, das man “amerikanischen Premium” nennen kann. Nicht ganz Audi, aber robust und plüschig zugleich.


Preis & Import: Ein teures Werkzeug

Ein importierter F-250 Lariat oder Platinum (2026) kostet in Deutschland inklusive Zoll, Steuer und Umrüstung zwischen 95.000 und 120.000 Euro.

Vergleich: Ein VW Amarok Aventura kostet 65.000 Euro. Aber ein Amarok ist ein Spielzeug gegen den Super Duty. Der Ford ist konkurrenzlos, wenn Sie schwere Lasten ziehen müssen und dabei nicht auf Luxus verzichten wollen. Ein RAM 2500 ist technisch älter (und hat oft Probleme mit der deutschen Zulassung des Cummins-Diesels). Der Ford ist derzeit der “Goldstandard” im Heavy-Duty-Segment.

Die Giganten im Vergleich

Feature
Ford F-250 Super Duty (Diesel HO)
RAM 2500 (Cummins Diesel)
Chevrolet Silverado 2500 HD
Motor
6.7L V8 (500 PS / 1.627 Nm)
6.7L R6 (370 PS / 1.152 Nm)
6.6L V8 (470 PS / 1.322 Nm)
Getriebe
10-Gang Automatik
6-Gang Automatik
10-Gang Allison
Innenraum
Sehr Modern (Work Surface)
Luxuriös (aber älter)
Funktional
Zuladung
Kritisch bei 3,5t Zulassung
Kritisch
Kritisch
Preis (Import)
ca. 110.000 €
ca. 100.000 €
ca. 105.000 €

Fazit: Machen Sie den C1-Führerschein

Der Ford Super Duty (2026) ist das faszinierendste Nutzfahrzeug der Welt. Er ist völlig drüber, in jeder Hinsicht. Kaufen Sie ihn nicht, um damit Brötchen zu holen. Kaufen Sie ihn, wenn Sie schwere Bagger ziehen, Pferde transportieren oder einfach das sicherste Gefühl der Welt haben wollen. Aber tun Sie mir einen Gefallen: Melden Sie ihn als LKW an. Fahren Sie entspannt 90 km/h. Und genießen Sie das Wissen, dass Sie 1.600 Newtonmeter unter dem rechten Fuß haben, die Sie jederzeit entfesseln könnten.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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