Exoten-Analyse & Import-Check: Der Infiniti QX60 (2025) – Amerikas Luxus-Siebensitzer ohne Deutschland-Ticket

Groß, luxuriös und mit Platz für bis zu sieben Personen – der Infiniti QX60 ist in Nordamerika ein beliebtes Premium-SUV für anspruchsvolle Familien. Mit der 2022 eingeführten, komplett neuen zweiten Generation hat Infiniti das Modell modernisiert und aufgewertet, um gegen Konkurrenten wie Acura MDX, Audi Q7 oder Volvo XC90 anzutreten. Doch während der QX60 in den USA gute Verkaufszahlen erzielt, sucht man ihn auf deutschen Straßen vergeblich. Wie alle Modelle der Marke ist er hierzulande ein Phantom. Wir analysieren, was den QX60 auszeichnet und warum ein Import nach Deutschland eine extrem schlechte Idee ist.

Was ist der Infiniti QX60 (L51) und für wen ist er gedacht?

Der QX60 ist ein großes Premium-Crossover-SUV mit drei Sitzreihen und sieben (oder optional sechs mit Captain’s Chairs) Sitzplätzen. Er basiert auf der gleichen Plattform wie der aktuelle Nissan Pathfinder (R53), positioniert sich aber durch ein eigenständiges, elegantes Design, ein deutlich luxuriöseres Interieur und eine umfangreichere Ausstattung klar darüber. Er ist das Familien-Flaggschiff von Infiniti, konzipiert für Komfort auf langen Strecken und einen Hauch von japanischem Luxus im Alltag. Er richtet sich an wohlhabende Familien in Nordamerika und Asien, die viel Platz, hohe Sicherheit und eine stilvolle Alternative zu den etablierten deutschen oder amerikanischen Marken suchen.

Welche Technik steckt unter dem eleganten Blech?

Die zweite Generation des QX60 markierte einen technischen Fortschritt gegenüber dem Vorgänger, bleibt aber konventionell im Kern.


  • Motor: Angetrieben wird er ausschließlich von einem 3.5-Liter V6-Saugmotor (VQ35DD), der 299 PS und 366 Nm Drehmoment leistet. Dieser bewährte Motor ist bekannt für seine Laufruhe und Zuverlässigkeit, aber nicht für seine Sparsamkeit oder sportliche Drehfreude.
  • Getriebe: Eine wichtige Neuerung war der Wechsel vom oft kritisierten stufenlosen CVT-Getriebe des Vorgängers zu einer modernen 9-Stufen-Wandlerautomatik von ZF. Diese sorgt für sanftere und direktere Schaltvorgänge.
  • Antrieb: Wahlweise Frontantrieb (Standard in den USA) oder ein intelligenter Allradantrieb.
  • Fahrwerk: Auf Komfort ausgelegte Abstimmung mit McPherson-Federbeinen vorne und einer Mehrlenkerachse hinten. Keine Luftfederung oder adaptiven Dämpfer verfügbar.
  • Innenraum: Das Highlight. Hochwertige Materialien (Semianilin-Leder in Top-Ausstattung), ein modernes Cockpit mit 12,3-Zoll-Digitalinstrumenten und 12,3-Zoll-Infotainment-Touchscreen (mit kabellosem Apple CarPlay), Head-up-Display, Panorama-Glasdach und umfangreiche Assistenzsysteme (ProPILOT Assist).

Der technische Kompromiss ist der Verzicht auf Hybridisierung oder Turboaufladung beim Motor und das Fehlen fortschrittlicher Fahrwerkstechnologien. Der Fokus liegt klar auf Komfort und bewährter Technik.

Historischer Kontext: Vom JX35 zum Pathfinder-Luxus-Bruder

Der QX60 startete ursprünglich als Infiniti JX35 im Jahr 2012. Er basierte auf einer gestreckten Version der Nissan D-Plattform (die auch unter dem Murano genutzt wurde) und war von Anfang an als geräumiger Siebensitzer konzipiert, um eine Lücke im Infiniti-Portfolio zu schließen. Mit der Umbenennung zu QX60 im Jahr 2014 änderte sich wenig. Die erste Generation war erfolgreich, litt aber unter dem trägen CVT-Getriebe und einem nicht mehr ganz frischen Design.


Die zweite Generation (ab 2022) auf der neuen Pathfinder-Plattform war ein großer Schritt nach vorn – moderneres Design, hochwertigeres Interieur und die bessere 9-Stufen-Automatik. Sie festigte die Position des QX60 als wichtiges Volumenmodell für Infiniti in Nordamerika, kam aber für Europa zu spät – der Rückzug der Marke war bereits vollzogen.

Was ist das stärkste Argument GEGEN einen Import nach Deutschland?

Das stärkste Argument ist die Total-Abwesenheit der Marke Infiniti und die daraus resultierenden unüberwindbaren Hürden. Es gelten exakt die gleichen massiven Probleme wie bei QX50, Q50 und QX80:

  1. Kein Vertrieb, kein Service, keine Garantie: Es gibt schlichtweg keine offizielle Struktur in Deutschland. Jede Wartung, jede Reparatur wird zum Glücksspiel.
  2. Homologation: Die Anpassung eines US-Modells an deutsche Vorschriften (Licht, Abgas etc.) ist aufwendig und teuer. Eine Einzelabnahme (§21 StVZO) ist erforderlich.
  3. Astronomische Kosten: Der US-Preis (ab ca. 50.000 $bis über 65.000$) würde durch Importkosten (Transport, 10 % Zoll, 19 % EUSt.) und Homologation auf ein Niveau steigen, das ihn völlig unattraktiv macht im Vergleich zu hier offiziell erhältlichen Premium-7-Sitzern (Volvo XC90, Audi Q7, BMW X5/X7 mit 3. Reihe, Mercedes GLE/GLS).
  4. Ersatzteil-Albtraum: Jedes QX60-spezifische Teil müsste extrem teuer und langwierig aus Nordamerika importiert werden. Selbst Teile vom Nissan Pathfinder sind hier nicht offiziell verfügbar.

Ein Grauimport ist wirtschaftlich und praktisch irrational.

Tipp von Alex Wind: Wer einen großen, luxuriösen japanischen 7-Sitzer-SUV sucht, der in Deutschland offiziell angeboten wird, sollte sich den Toyota Highlander Hybrid oder den Lexus RX L (falls noch als Gebrauchter verfügbar) ansehen. Diese bieten zwar nicht exakt das Gleiche wie der QX60, aber eine problemlose Alternative mit Service und Garantie.

Anekdote: Die Kunst der leisen Reise

Bei einer Mitfahrt im neuen QX60 in den USA fiel mir die extreme Ruhe im Innenraum auf. Infiniti hat bei der Geräuschdämmung (Akustikglas, Active Noise Cancellation) ganze Arbeit geleistet. Der V6-Sauger ist ohnehin laufruhig, und die 9-Stufen-Automatik hält die Drehzahlen niedrig. Man gleitet förmlich dahin. Dieses Gefühl der entspannten Abgeschiedenheit, gepaart mit dem luxuriösen Ambiente, ist die Kernkompetenz des QX60. Er ist kein Sportler, sondern eine Wohlfühl-Lounge auf Rädern – perfekt für den amerikanischen Highway.

Fazit: Der Infiniti QX60 der zweiten Generation ist ein gelungenes, luxuriöses und geräumiges SUV, das perfekt auf die Bedürfnisse des nordamerikanischen Marktes zugeschnitten ist. Mit seinem eleganten Design, dem hochwertigen Innenraum und der bewährten Technik ist er dort eine attraktive Alternative. Für Deutschland bleibt er jedoch ein unerreichbarer Exot. Der Rückzug der Marke Infiniti macht einen Grauimport zu einem extrem riskanten und unwirtschaftlichen Unterfangen. Wer ihn sieht, darf ihn bewundern – aber kaufen sollte man ihn hierzulande auf keinen Fall.

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