Exoten-Analyse & Import-Check: Der Lexus TX (2025) – Amerikas Luxus-Bus auf Grand Highlander-Basis

Wenn man sich die deutsche SUV-Landschaft ansieht, klafft bei Lexus eine Lücke. Während Mercedes mit dem GLS und BMW mit dem X7 das Segment der luxuriösen Siebensitzer dominieren, endet das offizielle Lexus-Angebot beim RX. Doch in Nordamerika hat Lexus diese Lücke längst gefüllt – mit dem Lexus TX. Dieses massive Luxus-SUV, das auf dem neuen Toyota Grand Highlander basiert, wurde speziell für amerikanische Familien entwickelt und wird in Deutschland offiziell nicht angeboten. Wir analysieren, was den TX so besonders macht und warum der Traum vom Grauimport ein finanzieller Albtraum werden kann.

Was ist der Lexus TX und warum gibt es ihn nicht in Deutschland?

Der Lexus TX ist ein 5,17 Meter langes Luxus-Crossover-SUV mit drei vollwertigen Sitzreihen. Er ist die Antwort von Lexus auf die spezifischen Anforderungen des US-Marktes, wo Platzangebot und Langstreckenkomfort wichtiger sind als Agilität oder Parkplatztauglichkeit. Im Gegensatz zu den robusten Geländewagen Lexus GX und LX, die auf einem Leiterrahmen (Body-on-Frame) basieren, nutzt der TX die moderne, selbsttragende GA-K Plattform – genau wie der Toyota Highlander, Camry oder der Lexus RX. Der TX ist im Grunde der “gestreckte” Bruder des RX, optimiert für maximalen Passagier- und Laderaum.

Der Grund für sein Fehlen in Deutschland ist einfach: Der Markt für derart große, auf Komfort ausgelegte SUVs ist hierzulande verschwindend klein und wird von den Platzhirschen X7 und GLS dominiert. Eine teure Homologation für Europa lohnt sich für Lexus nicht.


Wie unterscheidet sich der TX vom Toyota Grand Highlander?

Der Lexus TX ist das, was der Lexus ES für den Toyota Camry ist: ein technischer Zwilling in einem deutlich teureren und luxuriöseren Maßanzug. Beide teilen sich die GA-K Plattform und die grundlegende Karosseriestruktur. Die Unterschiede liegen in den Details, die den Luxus-Aufschlag rechtfertigen:

  1. Das Design: Der TX trägt das aktuelle Lexus-Gesicht mit dem “Unified Spindle”-Grill und eine eigenständige Heckpartie. Er wirkt kantiger und aggressiver als der eher zurückhaltende Grand Highlander.
  2. Der Innenraum: Hier ist der Unterschied am größten. Der TX verfügt über das Lexus-Infotainment (14-Zoll-Touchscreen), edlere Materialien, eine deutlich bessere Geräuschdämmung und exklusive Ausstattungen wie die optionalen “Captain’s Chairs” in der zweiten Reihe.
  3. Die Antriebe: Während beide Hybrid-Optionen teilen, ist der stärkste Antrieb dem Lexus vorbehalten: der TX 550h+, ein 3.5-Liter V6 Plug-in-Hybrid.

Welche Antriebe gibt es? Der Fokus auf Plug-in-Hybrid

Lexus bietet den TX in den USA mit drei verschiedenen (teil-)elektrifizierten Antrieben an, die aufzeigen, wo die Reise bei großen SUVs hingeht.


Der TX 350 bildet die Basis (ein 2.4-Liter-Vierzylinder-Turbo), ist aber für eine Analyse uninteressant. Spannend wird es bei den Hybriden:

  1. TX 500h F Sport Performance (Vollhybrid): Dieser Antrieb kombiniert den 2.4-Liter-Turbobenziner mit einem E-Motor zu einer Systemleistung von 371 PS. Gekoppelt an eine 6-Stufen-Automatik und den “Direct4”-Allradantrieb ist dies die sportlich ausgelegte Variante.
  2. TX 550h+ (Plug-in-Hybrid): Dies ist das Topmodell und das technische Highlight. Es nutzt einen 3.5-Liter V6-Saugmotor (ein seltener Genuss in der heutigen Zeit) zusammen mit einem starken E-Motor und einer großen Batterie. Die Systemleistung beträgt 412 PS. Rein elektrisch soll der TX 550h+ in den USA bis zu 53 Kilometer (EPA) weit kommen – ein hervorragender Wert für ein Fahrzeug dieser Größe.

Der evolutionäre Weg: Warum der TX den alten RX-L ersetzt

Lange Zeit versuchte Lexus, den Bedarf an einer dritten Sitzreihe in Europa und den USA mit dem RX-L (einer verlängerten Version des RX) zu decken. Das war ein fauler Kompromiss. Die dritte Sitzreihe war bestenfalls eine Notsitzbank für Kleinkinder, und das Design wirkte unharmonisch.

Mit der neuen globalen Plattformstrategie (GA-K) konnte Toyota den Grand Highlander entwickeln, der von vornherein als echtes Drei-Reihen-SUV konzipiert wurde. Der Lexus TX ist das direkte Resultat. Er ist keine gestreckte Notlösung mehr, sondern ein eigenständiges Modell, das die Lücke zwischen dem fünfsitzigen RX und dem robusten Offroad-Flaggschiff LX schließt. Der TX ist der spirituelle Nachfolger des RX-L, aber im Gegensatz zu diesem ein vollwertiges und durchdachtes Produkt für den US-Markt.

Was ist das stärkste Argument GEGEN einen Import nach Deutschland?

Das stärkste Argument ist das totale Risiko. Wer einen Lexus TX nach Deutschland importiert, kauft sich ein “Waisenkind”. Die Probleme sind identisch mit denen anderer Grauimporte, aber bei einem Hybrid-Flaggschiff potenziell noch gravierender.

  1. Kein Service-Netz: Kein offizieller Lexus- oder Toyota-Händler in Deutschland ist für die Wartung eines TX 550h+ (V6-PHEV) oder TX 500h (Turbo-Hybrid) geschult. Die Diagnosesoftware fehlt, die Mechaniker kennen die spezifische Architektur nicht.
  2. Ersatzteilversorgung: Dies ist der Genickbruch. Während Verschleißteile des Motors (z.B. vom V6) eventuell über andere Toyota-Modelle verfügbar sind, ist jedes TX-spezifische Teil – ein Scheinwerfer, ein Karosserieteil, ein Steuergerät für das Hybridsystem oder ein spezifisches Fahrwerksteil – ein Albtraum. Diese Teile müssen für Unsummen aus den USA importiert werden und haben Lieferzeiten von Monaten. Ein kleiner Unfall kann einen wirtschaftlichen Totalschaden bedeuten.
  3. Homologation: Die Umrüstung eines modernen US-Hybriden auf deutsche TÜV-Standards (insbesondere Lichtanlage und Abgasnormen) ist extrem teuer und komplex.

Tipp von Alex Wind: Der Kauf eines Lexus TX ist nur sinnvoll, wenn Sie in den USA leben. Für Deutschland ist der Import wirtschaftlicher Wahnsinn. Wer einen luxuriösen, zuverlässigen Siebensitzer-Hybrid sucht, ist bei einem (offiziell importierten) Toyota Highlander oder einem (viel kleineren) Lexus RX L besser aufgehoben.

Preis eines Fehlers: Die Import-Kostenfalle

Ein Lexus TX 550h+ kostet in den USA in Top-Ausstattung rund 80.000 $. Rechnen wir die Kosten für einen Grauimport nach Deutschland durch:

  • Fahrzeugpreis (netto): ca. 75.000 €
  • Transport + Versicherung: ca. 3.000 €
  • Zoll (10 %): ca. 7.800 €
  • Einfuhr-USt. (19 %): ca. 16.300 €
  • Homologation & Gutachten: ca. 4.000 €
  • Summe (ohne Händlergewinn): ca. 106.100 €

Ein Importeur wird das Fahrzeug also kaum unter 120.000 € bis 130.000 € anbieten. Dafür erhält man ein Auto ohne jegliche Werksgarantie und ohne funktionierendes Servicenetz.

Fazit: Für diesen Preis bekommen Sie in Deutschland einen voll ausgestatteten BMW X7 M60i oder einen Mercedes-Maybach GLS (als jungen Gebrauchten) – beides Fahrzeuge mit voller Garantie und exzellentem Service.

Merkmal
Lexus TX 550h+ (Import)
BMW X7 xDrive40i
Mercedes GLS 450
Konzept
7-Sitzer, Crossover (FWD-Basis)
7-Sitzer, SUV (RWD-Basis)
7-Sitzer, SUV (RWD-Basis)
Antrieb
V6 Plug-in-Hybrid (412 PS)
R6 Mildhybrid (381 PS)
R6 Mildhybrid (381 PS)
Platz (3. Reihe)
Sehr gut
Gut
Sehr gut
Service (DE)
Nicht vorhanden
Exzellent
Exzellent
Preis (DE, geschätzt)
ca. 120.000 €+
ab 103.000 €
ab 105.000 €

Anekdote: Für die amerikanische “Carpool Lane”

Ich habe den Lexus TX bei seiner Premiere in den USA erlebt. Das gesamte Marketing ist auf ein Szenario zugeschnitten: die wohlhabende “Soccer Mom” (Fußball-Mutter), die sechs Kinder samt Sportausrüstung komfortabel und sicher zum Training fährt, während sie dank des Plug-in-Hybrids die “HOV Lane” (Sonderspur für emissionsarme Fahrzeuge und Fahrgemeinschaften) nutzen darf. Das Auto ist ein Meisterwerk der Marktspezialisierung. Es ist perfekt für die breiten Highways von Texas oder Kalifornien, aber für eine deutsche Altstadt oder eine enge Alpenstraße ist es so ungeeignet wie ein Formel-1-Wagen auf einem Feldweg.

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