Mazda 3 (2026): Der Hubraum-Rebell in einer Welt voller Luftpumpen

Wenn Sie heute einen VW Golf kaufen, bekommen Sie einen 1.5-Liter-Motor. Wenn Sie einen Ford Focus kaufen, bekommen Sie 1.0 Liter. Und wenn Sie Ende 2025 zu Mazda gehen? Dann bekommen Sie 2,5 Liter Hubraum. Im Basismodell. Man muss die Ingenieure in Hiroshima einfach lieben. Während die ganze Welt Motoren schrumpft, bläst Mazda sie auf. Zum Modelljahr 2026 fliegt der alte 2.0-Liter-Benziner raus. Ersetzt wird er durch den e-Skyactiv G 140: Ein 2.5-Liter-Vierzylinder-Saugmotor mit Zylinderabschaltung und Mild-Hybrid. Das klingt nach den 90er Jahren. Aber Mazda verspricht, dass dieser “Rightsizing”-Ansatz im Alltag sparsamer ist als jeder nervöse Mini-Turbo. Ich bin den neuen “Dicken” gefahren – als wunderschönen, aber unpraktischen Fastback und als klassischen Hatchback. Ist das die Rückkehr der Souveränität oder ein Anachronismus?

Der Motor: 2.5 Liter für 140 PS – Warum?!

Der neue 2.5 e-Skyactiv G leistet 103 kW (140 PS) und 238 Nm Drehmoment. Er ist an ein 6-Gang-Schaltgetriebe oder eine 6-Stufen-Automatik gekoppelt. Der revolutionäre e-Skyactiv X (Diesotto) mit 186 PS bleibt als Top-Motorisierung im Programm.

Lassen Sie uns das Fahrgefühl beschreiben: Entspannung. Ein 1.0-Liter-Turbo muss schreien, um Leistung zu bringen. Er braucht Ladedruck. Der 2.5-Liter-Mazda muss gar nichts. Er ist einfach da. Sie rollen im 6. Gang durch den Ort, treten am Ortsausgang aufs Gas, und der Wagen zieht. Ohne Runterschalten. Ohne Turbiloch. Einfach nur Hubraum. Die 140 PS klingen wenig, fühlen sich aber nach mehr an, weil das Drehmoment sofort und linear anliegt. Und der Verbrauch? Ich habe ihn auf der Landstraße mit 5,8 Litern bewegt. Ein Golf 1.5 eTSI ist auch nicht sparsamer, wirkt aber angestrengter. Mazda hat recht: Ein großer Motor, der sich langweilt, säuft nicht. Er nippt nur.

Innenraum: Premium ohne Touch-Wahn

Das 2026er Update bringt Amazon Alexa Integration und eine verbesserte Konnektivität für das 10,25-Zoll-Display. Die Bedienung erfolgt weiterhin über den Dreh-Drück-Steller.

Danke, Mazda. Bitte ändert das niemals. Während ich im neuen VW Golf fluchend auf unbeleuchteten Slidern herumwische, bediene ich im Mazda 3 das Navi blind mit dem Drehregler, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Das ist wahre Sicherheit. Die Materialien im Innenraum – besonders in der “Nagisa” Edition mit Terrakotta-Kunstleder und Alcantara-Imitat – sind auf einem Niveau, das Audi mittlerweile verlassen hat. Es ist ruhig, es ist hochwertig, es ist fokussiert. Der einzige Haken: Es ist dunkel. Die Fensterflächen sind klein, die C-Säule beim Hatchback ist riesig. Wer unter Klaustrophobie leidet, sollte den Fastback (Limousine) nehmen oder gleich zum CX-30 greifen.

Hatchback vs. Fastback: Design oder Vernunft?

Der Hatchback (5-Türer) ist das Design-Statement mit dem dicken Hintern. Der Fastback (Stufenheck) ist eleganter, länger und übersichtlicher.

Hier ist mein Rat: Kaufen Sie den Fastback. Erstens: Er sieht aus wie ein kleiner Alfa Romeo. Zweitens: Er hat keine tote C-Säule, die Ihnen beim Schulterblick die Sicht raubt. Drittens: Er ist seltener. Der Hatchback ist cool, aber hinten sitzen ist wie Höhlenforschung. Dunkel und eng. Der Fastback bietet mehr Licht und Eleganz für das gleiche Geld.

Das CX-30 Problem: Warum kauft noch jemand den 3er?

Im gleichen Showroom steht der Mazda CX-30. Er hat das gleiche Cockpit, die gleichen Motoren, kostet nur minimal mehr, aber man sitzt höher und steigt bequemer ein.

Das ist die Tragik des Mazda 3. Rational spricht fast alles für den CX-30. Aber der Mazda 3 fährt besser. Er liegt tiefer. Er lenkt zackiger ein. Er ist aerodynamischer (was auf der Autobahn 0,5 Liter Sprit spart). Der Mazda 3 ist für Menschen, die gerne Auto fahren. Der CX-30 ist für Menschen, die gerne ankommen. Wenn Sie noch jung genug sind, um tief in einen Sitz zu fallen (und wieder hochzukommen): Nehmen Sie den 3er. Er ist das ehrlichere, direktere Auto.

Preis-Check 2026: Viel Auto für faires Geld

Der neue Mazda 3 2.5 e-Skyactiv G 140 startet in der “Prime-Line” bei ca. 28.000 Euro. Eine gut ausgestattete “Exclusive-Line” liegt bei ca. 33.000 Euro.

Vergleich: Ein VW Golf 1.5 TSI “Life” startet ähnlich, hat aber weniger Ausstattung und nur 2 Jahre Garantie. Mazda gibt 6 Jahre Garantie. Das ist das Killer-Argument. Sie kaufen ein Auto mit einem riesigen Saugmotor (unkaputtbar), einem manuellen Getriebe (ewig haltbar) und 6 Jahren Garantie. Das ist die Definition von “Sorgenfreiheit”.

Die Kompakt-Alternative

Feature
Mazda 3 2.5 e-Skyactiv G (2026)
VW Golf 1.5 TSI
Toyota Corolla 1.8 Hybrid
Motor
2.5L 4-Zyl. Sauger (140 PS)
1.5L 4-Zyl. Turbo (150 PS)
1.8L Vollhybrid (140 PS)
Hubraum
2.488 ccm
1.498 ccm
1.798 ccm
Bedienung
Dreh-Drück-Steller (Top)
Touch & Slider
Touch
Getriebe
6-Gang Manuell / 6-Gang Auto
6-Gang Manuell / 7-DSG
CVT (Stufenlos)
Garantie
6 Jahre
2 Jahre
bis 15 Jahre (Service)
Charakter
Souveräner Gleiter
Der Allrounder
Sparsames Taxi
Preis (Real)
ca. 30.000 €
ca. 34.000 €
ca. 32.000 €

Fazit: Das Auto für die Ewigkeit

Der Mazda 3 (2026) ist ein Anachronismus, und wir sollten dankbar dafür sein. Er verweigert sich dem Downsizing-Wahn und dem Touchscreen-Terror. Mit dem neuen 2.5-Liter-Motor ist er noch souveräner geworden. Es ist kein Auto für Ampelrennen. Es ist ein Auto für Menschen, die Qualität fühlen wollen und Autos nicht als Wegwerfprodukt sehen. Wenn Sie noch selbst schalten wollen und Hubraum lieben: Das hier ist Ihre letzte Chance in der Kompaktklasse.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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