“Platz, Design und pfiffige Ideen” – mit diesem Slogan hat der Ur-Twingo 1993 eine ganze Generation verzaubert. Er war frech, er war bunt, er war genial praktisch. Jetzt, über 30 Jahre später, steht der Name Twingo an einem Scheideweg. Die dritte Generation (X07), der technische Zwilling des Smart Forfour mit Heckmotor, wird 2024/2025 endgültig eingestellt – zuletzt nur noch als elektrischer E-Tech verfügbar. Ein leiser Abschied. Doch Renault wäre nicht Renault, wenn sie diese Ikone einfach sterben ließen. Ein spektakulärer Nachfolger im Retro-Look des Ur-Twingo scharrt bereits mit den Hufen und soll ab 2026 als E-Volksstromer alles aufmischen. Zeit für einen Rückblick auf den verkannten Hecktriebler und einen Ausblick auf die spannende Zukunft.
Was war der letzte Renault Twingo E-Tech Electric (Gen 3)?
Der Renault Twingo E-Tech Electric (bis 2024/25) war die vollelektrische Version des viertürigen Kleinstwagens Twingo III. Er basierte auf der Edison-Plattform (gemeinsame Entwicklung mit Daimler/Smart) und verfügte über einen Heckmotor (60 kW / 82 PS) und eine 22 kWh (netto) Batterie. Der Antrieb erfolgte über die Hinterräder.
Der Twingo III war schon als Verbrenner ein Exot. Heckmotor in einem Stadtauto? Das gab’s sonst nur bei Smart. Als E-Tech wurde er dann zum reinen City-Spezialisten. Und genau da lag sein Problem. 22 kWh Akku! Das ist nicht viel, um höflich zu bleiben. WLTP-Reichweite? Knapp 190 km. Realistisch? Im Sommer 130-150 km, im Winter eher 100-120 km. Das ist reiner Stadtverkehr, mehr nicht. Dazu kam die Ladeleistung: 22 kW AC war seine große Stärke! An der Normalladesäule war er (im Idealfall) in einer Stunde wieder bei 80%. Aber DC-Schnellladen? Fehlanzeige! Gab’s nicht mal gegen Aufpreis. Das machte ihn für alles außerhalb der Stadtgrenzen unbrauchbar. Ein cooles Konzept (wendig wie ein Wiesel dank Heckmotor, super AC-Laden), aber mit brutalen Einschränkungen.
Warum wurde der Twingo III eingestellt und floppte er?
Die Produktion des Twingo III endet 2024/25, da die Kooperation mit Daimler (Smart) beendet ist und die Plattform (Edison) am Ende ihres Lebenszyklus steht. Die strengeren GSR2-Sicherheitsvorschriften und die zu geringe Reichweite machten ihn nicht mehr wettbewerbsfähig. Er war kein Flop, aber im Vergleich zu Konkurrenten wie dem Dacia Spring oder dem Fiat 500e zu teuer für die gebotene Reichweite.
Er war einfach ein Opfer seiner Basis. Entwickelt in einer Zeit, als man dachte, 150 km Reichweite reichen für die Stadt. Hat sich als Fehleinschätzung erwiesen. Die Kunden wollen mehr Puffer. Und dann der Preis: Er war deutlich teurer als ein Dacia Spring (der zwar schlechter fuhr, aber billiger war) und viel weniger schick als ein Fiat 500e (der mehr Reichweite und DC-Laden bot). Dazu kam das Auslaufen der Smart-Kooperation, da Mercedes jetzt mit Geely verbandelt ist. Der Twingo III stand plötzlich allein da, technisch veraltet, zu teuer. Das Ende war unvermeidlich. Schade um das coole Heckantriebs-Handling.
Ist der Twingo E-Tech (Gen 3) als Gebrauchter noch ein Tipp?
Ein gebrauchter Twingo E-Tech (Baujahre 2020-2024) ist ein Kleinstwagen für den rein urbanen Einsatz. Er verfügt über einen 60 kW (82 PS) Heckmotor, eine 22 kWh (netto) Batterie und eine maximale AC-Ladeleistung von 22 kW. DC-Laden ist nicht möglich.
Nur, wenn man sein Anforderungsprofil zu 100% kennt! Suchst du ein Auto ausschließlich für die Stadt? Hast du zu Hause oder bei der Arbeit eine AC-Ladesäule (idealerweise 11 oder 22 kW)? Fährst du nie weiter als 100 km am Stück? Dann ja! Dann ist ein gebrauchter Twingo E-Tech ein genialer Stadtflitzer. Er ist extrem wendig (Wendekreis unter 9 m!), spritzig genug, und das 22 kW AC-Laden ist im städtischen Umfeld Gold wert. Aber wehe, du willst mal am Wochenende aufs Land oder zur Tante nach Hamburg – vergiss es. Die fehlende DC-Ladeoption ist ein Dealbreaker für alles andere als die City. Und die Zuverlässigkeit? Die Technik (Motor von Continental, Akku von LG Chem) gilt als solide, aber die Bordelektronik kann (Renault-typisch) mal spinnen.
Zitat von Alex Wind: “Der Twingo E-Tech ist der beste Stadt-Stromer, den man nicht für die Langstrecke kaufen darf. Wer das kapiert hat, kann mit ihm glücklich werden. Alle anderen erleben ein blaues Wunder.”
Die Revolution: Was wissen wir über den neuen Twingo “Legend” (ab 2026)?
Der Nachfolger wird ein rein elektrischer Kleinstwagen im Retro-Design der ersten Twingo-Generation (1993). Er basiert auf der neuen, kostengünstigen Ampere-Plattform (Ampr Small, ehemals CMF-B EV) und soll in Europa (Slowenien) produziert werden. Ziel ist ein extrem niedriger Verbrauch (unter 10 kWh/100 km) und ein Einstiegspreis von unter 20.000 Euro.
Das ist die Bombe, die Renault-Chef de Meo platzen ließ! Zurück zu den Wurzeln! Das Design der Studie? Eine perfekte, moderne Interpretation des Ur-Twingo. Knuffig, minimalistisch, einfach genial. Und der Preis? Unter 20.000 Euro! Damit greift er den Dacia Spring und die kommenden E-Kleinwagen von VW (ID.1?) frontal an. Wie soll das gehen? Mit der neuen “Ampr Small”-Plattform (eine stark abgespeckte CMF-B), wahrscheinlich mit kleineren LFP-Batterien (vielleicht 25-30 kWh?) und einem Fokus auf radikale Kostensenkung. Und: Produktion in Europa, nicht in China! Renault will beweisen, dass bezahlbare E-Autos “Made in Europe” möglich sind. Ob er wieder so pfiffig wird wie das Original (Stichwort: verschiebbare Rückbank)? Man darf hoffen. Das Ding hat das Potenzial, ein riesiger Hit zu werden.
Historischer Kontext: Vom One-Box-Wunder zum Heckmotor-Zwilling
Der erste Twingo (1993-2007) war ein Geniestreich. Ein One-Box-Design, unglaubliches Raumgefühl auf 3,43 Metern, verschiebbare Rückbank, bunte Farben. Er war ein Auto mit Seele, ein Kultobjekt. Der Nachfolger (2007-2014) war… okay. Ein normaler Kleinwagen, pragmatisch, aber ohne den Charme des Originals. Dann kam Generation Drei (2014-2024), die Kooperation mit Smart. Völlig neues Konzept: Viertürer, Heckmotor, Heckantrieb. Technisch faszinierend, fahrdynamisch agil, aber der Heckmotor klaute Kofferraum, und der Wendekreis war das einzige, was wirklich überragend war. Er war nie so praktisch wie der Ur-Twingo. Der nun angekündigte Nachfolger (ab 2026) versucht, das Beste aus Welt 1 (Design, Charme, Preis) und Welt 3 (Elektroantrieb) zu vereinen. Ein spannender Zyklus.
Advokat des Teufels: Was sind die größten Haken am kommenden Twingo “Legend”?
- Preisversprechen: “Unter 20.000 Euro” – das hören wir oft. Bis das Auto dann real beim Händler steht, sind es mit halbwegs vernünftiger Ausstattung schnell 23.000 oder 24.000 Euro. Darauf würde ich wetten.
- Technischer Minimalismus: Um diesen Preis zu erreichen, wird gespart werden müssen. Kleine Batterie (Reichweite?), schwacher Motor, einfaches Fahrwerk (Verbundlenkerachse?), billige Materialien im Innenraum.
- Sicherheit: Ein Kleinstwagen muss moderne Crash- und GSR2-Normen erfüllen. Das ist teuer. Hier wird der Spagat zwischen Preis und Sicherheit am schwierigsten.
- Konkurrenz: Bis 2026 ist die Konkurrenz (Citroën ë-C3, Fiat e-Panda, VW ID.1?) ebenfalls am Start. Es wird kein Selbstläufer.
Preis der Fehlkonfiguration: Twingo E-Tech (alt) mit/ohne 22kW-Lader?
Beim Gebrauchtkauf des Twingo III E-Tech ist die Ladeoption entscheidend. Die Basis lud oft nur einphasig. Die Top-Versionen hatten den 22kW AC-Lader (“Chameleon Charger”).
- Szenario: Fahrer ist Laternenparker in der Stadt, auf öffentliche Ladesäulen angewiesen.
- Ohne 22kW-Lader (z.B. nur 3,7 kW einphasig): Ladezeit für 22 kWh: ca. 6-7 Stunden. Blockiert ewig die Säule, unpraktisch.
- Mit 22kW-Lader: Ladezeit (z.B. 10-80%): ca. 1 Stunde. Perfekt, um beim Einkaufen oder im Café schnell nachzuladen.
- Fazit: Die Fehlkonfiguration ist eindeutig der Kauf eines Twingo E-Tech OHNE den 22kW-Lader, wenn man auf öffentliches AC-Laden angewiesen ist. Der Aufpreis für Modelle mit diesem Lader ist auf dem Gebrauchtmarkt absolut gerechtfertigt.
Merkmal (Gebraucht) | Renault Twingo E-Tech (22kWh) | Dacia Spring 45 (27kWh) | Fiat 500e (24kWh) | VW e-Up! (32kWh) |
Konzept | Stadt-Stromer, RWD, 4-Türer | Stadt-Stromer, FWD, 4-Türer | Lifestyle-Stromer, FWD, 3-Türer | Stadt-Stromer, FWD, 4-Türer |
Leistung (ca.) | 82 PS | 45 PS | 95 PS | 83 PS |
Akku (Netto) | 22 kWh | 26,8 kWh | 21,3 kWh | 32,3 kWh |
Reichw. (Real, ca.) | 130-150 km | 150-180 km | 140-160 km | 200-230 km |
AC-Laden (max.) | 22 kW | 7 kW (1p) | 11 kW | 7,2 kW (2p) |
DC-Laden (max.) | Nein | 30 kW (Opt.) | 50 kW | 40 kW |
Preis (Index) | Mittel | Sehr Günstig | Hoch | Mittel/Hoch |
Fazit: Der Renault Twingo III E-Tech war ein genialer Stadtflitzer mit einem fatalen Reichweiten- und Ladeproblem (fehlendes DC). Als Gebrauchter ist er nur für ein sehr spitzes, rein urbanes Profil mit guter AC-Ladeinfrastruktur zu empfehlen – dann aber mit seinem Wendekreis unschlagbar. Sein Ende ist kein Verlust für die Langstrecke, aber ein trauriger Abgang für das Heckmotor-Konzept. Alle Augen richten sich nun auf den Nachfolger ab 2026. Wenn Renault es schafft, den Retro-Charme des Ur-Twingo mit einer modernen, effizienten Plattform und einem echten Kampfpreis “Made in Europe” zu kombinieren, könnte das der nächste große Wurf werden. Die Erwartungen sind riesig. Bitte, Renault, vergeigt das nicht!
















