Wir haben gewartet. Wir haben gehofft. “Der Gladiator 4xe kommt”, hieß es. Das Drehmoment des E-Motors, die Steuervergünstigungen, das grüne Gewissen im 5,60-Meter-Truck. Vergessen Sie es. Ende 2025 ist die Katze aus dem Sack: Stellantis hat den Plug-in-Hybrid für den Gladiator auf Eis gelegt. Zu teuer, zu wenig Nachfrage in den USA. Das bedeutet für uns in Deutschland: Der Jeep Gladiator (Modelljahr 2026) ist ein reinrassiger Verbrenner. Da der offizielle Diesel (3.0 Multijet) mit der “FarOut Final Edition” beerdigt wurde, bleibt nur eine Option: Der Import des amerikanischen 3.6 Liter V6 Pentastar. Ist das eine Katastrophe? Oder ist es vielleicht sogar besser so? Ich habe den “neuen” US-Gladiator mit dem Facelift-Cockpit und der neuen “Willys ’41” Edition getestet. Spoiler: Er säuft, aber er ist ehrlicher als jedes E-Auto.
Das Facelift: Endlich kein Mäusekino mehr
Der 2026er Import-Gladiator trägt das große Facelift, das der Wrangler schon letztes Jahr bekam. Wichtigstes Merkmal: Der neue “Seven-Slot”-Grill (kleiner, für die nie verbaute Winde) und vor allem das neue 12,3-Zoll Uconnect 5 Touchscreen-System.
Wer den alten Gladiator kannte, weiß: Das Navi war ein Witz. Klein, pixelig, langsam. Das neue Uconnect 5 ist eine Offenbarung. Es ist breit, gestochen scharf und läuft auf Android-Basis. “Trails Offroad” (ein integrierter Guide für Offroad-Strecken) ist in Deutschland zwar nutzlos, aber Wireless Apple CarPlay auf dem riesigen Screen macht den Gladiator endlich alltagstauglich. Zudem gibt es jetzt serienmäßig Seitenairbags in der zweiten Reihe. Klingt banal, war aber bei einem Cabrio-Pickup (ja, das Dach geht immer noch ab!) eine ingenieurstechnische Herausforderung. Der Innenraum fühlt sich 2026 nicht mehr an wie 2015, sondern wie ein modernes Cockpit, das zufällig schlammfest ist.
Der Motor: 3.6 Pentastar – Ein Freund, der gerne trinkt
Mangels Diesel und Hybrid bleibt der 3.6-Liter-V6-Saugmotor die einzige Wahl. Er leistet 209 kW (285 PS) und 353 Nm. Gekoppelt an die grandiose 8-Gang-Automatik von ZF.
Hier müssen wir stark sein. Der alte Diesel hatte 600 Nm Drehmoment. Der V6-Benziner hat 353 Nm. Im Gelände heißt das: Sie brauchen Drehzahl. Wo der Diesel im Standgas über Felsen kroch, muss der V6 “bei Laune” gehalten werden. Auf der Straße aber ist der V6 der angenehmere Partner. Er ist leiser, dreht seidig hoch und macht den Truck spritziger (0-100 km/h in ca. 8,5 Sekunden). Aber der Verbrauch… Rechnen Sie mit 13 bis 15 Litern Super. Wenn Sie große 35-Zoll-Reifen montieren (was Sie tun sollten, damit er gut aussieht), sind es 16 Liter. Das ist im Jahr 2026 eine Ansage. Aber da der Hybrid gestrichen wurde, ist es der Preis, den Sie für das coolste Cabrio der Welt zahlen müssen.
Willys ’41 Edition: Retro ist das neue Schwarz
Für 2026 bringt Jeep die “Willys ’41” Edition. Lackiert in einem olivgrünen “Military”-Ton, mit Stahlfelgen-Optik (Alu, aber lackiert) und blauen “Drab”-Schriftzügen.
Wenn Sie importieren, suchen Sie genau danach. Dieser Look zitiert den Ur-Jeep von 1941. Er sieht nicht aus wie ein aggressiver “Bro-Dozer” für das Fitnessstudio, sondern wie ein historisches Fahrzeug. Zusammen mit dem modernen Innenraum ist das eine unwiderstehliche Kombination. Es ist Lifestyle pur. Auf dem Parkplatz vor dem Bio-Markt werden Sie damit nicht angefeindet, sondern angelächelt. Es ist der “nette” Panzer.
Das Ranger-Raptor-Problem
Ein Ford Ranger Raptor (V6 Biturbo, 292 PS) kostet offiziell ca. 75.000 Euro. Ein importierter Jeep Gladiator Rubicon oder Mojave 2026 liegt preislich ähnlich (ca. 70.000 – 80.000 Euro inkl. Umrüstung).
Warum den Jeep nehmen? Der Raptor fährt besser. Er ist schneller, komfortabler (Fox Live Valve Dämpfer!) und hat mehr Technik. Aber: Beim Raptor geht das Dach nicht ab. Der Gladiator ist das einzige Fahrzeug der Welt, das Cabrio, Pickup und Kletterziege in einem ist. Wenn Sie im Sommer die Türen aushängen und das Dach abwerfen, ist jeder Vergleich mit dem Ford hinfällig. Der Ford ist ein Werkzeug. Der Jeep ist ein Lebensgefühl. Das war 2020 so, und das ist auch 2026 noch sein einziger, wahrer USP.
Diesel (Gebraucht) oder V6 (Neu)?
Feature | Jeep Gladiator 3.0 CRD (Gebraucht/Lager) | Jeep Gladiator 3.6 V6 (Import 2026) |
Motor | V6 Diesel (264 PS / 600 Nm) | V6 Benziner (285 PS / 353 Nm) |
Verbrauch | ca. 9-10 l Diesel | ca. 13-15 l Benzin |
Cockpit | Alt (8,4 Zoll Screen) | Neu (12,3 Zoll Uconnect 5) |
Sicherheit | Basis | Seitenairbags hinten |
Charakter | Drehmoment-Bulle | Drehzahl-Cruiser |
Preis | ca. 65.000 € | ca. 75.000 € (Import) |
Fazit: Kaufen Sie ihn, bevor er ganz verschwindet
Dass der 4xe-Hybrid gestrichen wurde, ist ein Warnsignal. Der Gladiator lebt auf geborgter Zeit. Der 2026er Modelljahrgang mit dem neuen Cockpit und dem klassischen V6 ist wahrscheinlich die beste Version, die dieser Truck je sein wird. Er ist ausgereift, modernisiert und immer noch herrlich unvernünftig. Mein Rat: Wenn Sie schwere Hänger ziehen müssen, suchen Sie einen der letzten Diesel (“FarOut Edition”). Wenn Sie aber den ultimativen Lifestyle-Truck suchen und eine Tankkarte haben, importieren Sie den neuen V6. Es gibt nichts Vergleichbares, und es wird nie wieder etwas Vergleichbares geben.















