BMW M9 (2026): Mythos oder Hypercar? Experte prüft Fakten


In den Foren und sozialen Netzwerken kursiert ein Phantom: der BMW M9. Bilder von dramatisch gezeichneten Supersportwagen, garniert mit Spekulationen über Hybrid-V8-Motoren mit über 800 PS, beflügeln die Fantasie der Automobil-Enthusiasten. Doch im offiziellen Modellprogramm von BMW endet die M-Hierarchie klar beim M8. Wir als Ingenieure sind von Natur aus skeptisch, aber auch fasziniert. Deshalb gehen wir dem Gerücht auf den Grund: Ist der BMW M9 nur ein digitaler Traum oder reift in München im Geheimen ein Angriff auf Ferrari und Lamborghini?

Warum existiert der Mythos des BMW M9 überhaupt?

Der Mythos des M9 ist kein Zufallsprodukt, sondern wird von einer tiefen Sehnsucht der Enthusiasten-Gemeinde genährt. Seit dem legendären BMW M1 aus den späten 70er-Jahren fehlt im Portfolio der Marke ein sogenanntes “Halo Car” – ein Supersportwagen mit Mittelmotor-Architektur, der ausschließlich auf Performance getrimmt ist und nicht auf einem Serienmodell basiert. Der aktuelle M8 ist ein exzellentes GT-Coupé, aber eben kein reinrassiger Supersportler. Diese strategische Lücke füllt der M9 als Projektionsfläche für die Wünsche der Fans und als Symbol für das technisch Mögliche.

Welches technische Konzept müsste ein M9 verfolgen, um konkurrenzfähig zu sein?

Um im Hypercar-Segment des Jahres 2026 bestehen zu können, wäre ein reiner Verbrennungsmotor strategisch undenkbar. Die einzig logische und technologisch plausible Basis wäre eine radikale Weiterentwicklung des Plug-in-Hybrid-Antriebsstrangs aus dem BMW XM Label. Dieses System, das einen 4,4-Liter-V8-Biturbo mit einer E-Maschine kombiniert, ist die aktuell leistungsstärkste Antriebseinheit im BMW-Konzern.


Für einen M9 müsste dieses Konzept jedoch extrem modifiziert werden. Der Ingenieurskompromiss wäre hier klar: Wer sich für die extreme Leistung eines Hypercars entscheidet, opfert Nutzwert und Komfort. Das System müsste von einem auf Alltagstauglichkeit ausgelegten PHEV zu einem Performance-Hybrid transformiert werden. Das bedeutet: eine kleinere, leichtere Batterie, die nicht auf Reichweite, sondern auf maximale Leistungsabgabe und schnelle Rekuperation ausgelegt ist.

Problem-Lösungs-Fall:


  • Problem: Wie kann man die immense Leistung von über 800 PS kontrollierbar auf die Straße bringen, ohne das Fahrzeug mit einem übermäßig schweren Batteriesystem zu belasten?
  • Lösung: Einsatz einer kompakten Pufferbatterie (ca. 5-7 kWh) nach dem Vorbild von Motorsport-Hybriden (KERS). Sie speist einen leistungsstärkeren Elektromotor, der das “Turboloch” des V8 eliminiert (Torque Fill) und einen temporären Boost für maximale Beschleunigung liefert.
  • Quantifiziertes Ergebnis (spekulativ): Eine Systemleistung von ca. 850 PS und über 1.000 Nm Drehmoment wären realisierbar. Das würde eine Beschleunigung von 0-100 km/h in ca. 2,6 Sekunden ermöglichen – ein Wert, der im Revier eines Ferrari SF90 liegt.

Tipp von Alex Wind: Der Schlüssel zu einem erfolgreichen M9 läge nicht allein in der Spitzenleistung, sondern im intelligenten Thermomanagement. Ein solches Hochleistungssystem erzeugt extreme Hitze. Ein ausgeklügeltes Kühlungssystem für Batterie, E-Motor und V8, sichtbar durch aggressive Aerodynamik-Kanäle, wäre das entscheidende und komplexeste Bauteil des gesamten Fahrzeugs.

Technische Daten (Spekulativ)

Merkmal
BMW M9 (Hypothetisch)
Motor
4,4-Liter-V8-Biturbo mit Performance-Hybrid
Systemleistung
ca. 625 kW / 850 PS
Systemdrehmoment
> 1.000 Nm
Getriebe
8-Gang M Steptronic (hybrid-optimiert)
Antrieb
M xDrive Allradantrieb mit 2WD-Modus
0-100 km/h
ca. 2,6 s
Höchstgeschwindigkeit
> 340 km/h
Leergewicht (DIN)
< 1.750 kg
Chassis
Carbon-Monocoque (“Carbon Core”)
Grundpreis (DE)
> 350.000 € (geschätzt)

Woher stammen die Bilder und Designs des angeblichen M9?

Die beeindruckenden Bilder, die im Internet kursieren, sind fast ausschließlich Renderings von unabhängigen CGI-Künstlern. Besonders die Entwürfe des Designers Razvan Radion aus dem Jahr 2013 haben die visuelle Vorstellung eines M9 stark geprägt. Diese Designs sind künstlerische Interpretationen und haben keinerlei Verbindung zu internen Designstudien von BMW. Sie kombinieren oft Elemente aktueller M-Modelle mit der flachen, aggressiven Silhouette klassischer Mittelmotor-Sportwagen und bedienen damit exakt die Erwartungshaltung der Community.

Passt ein V8-Hybrid-Hypercar in die Zukunftsstrategie von BMW?

Hier liegt der Kern des Problems und der Grund für die hohe Skepsis. BMW investiert massiv in die “Neue Klasse”, eine reine Elektro-Architektur, die ab 2025 das Fundament der Marke bilden wird. Ein extrem teures, limitiertes V8-Hybrid-Projekt würde Ressourcen binden und eine strategische Botschaft senden, die der fokussierten Elektro-Strategie widerspricht. Man würde quasi zweigleisig fahren: hier die saubere, elektrische Zukunft für die Masse, dort ein brachiales Verbrenner-Hybrid-Statement für eine kleine Elite.


Tipp von Alex Wind: Aus Ingenieurssicht wäre ein elektrisches Hypercar auf Basis der “Neue Klasse”-Architektur wahrscheinlicher. Man stelle sich eine extrem flache Karosserie mit vier Radnabenmotoren, über 1.200 PS Systemleistung und radikalem Torque Vectoring vor. Ein solcher “iM9” wäre ein glaubwürdigerer Technologieträger für die Zukunft als ein “letztes Hurra” des V8-Zeitalters.

Wie würde sich ein M9 gegen die etablierte Konkurrenz schlagen?

Ein BMW M9 müsste in einer Liga spielen, die von Marken mit jahrzehntelanger Supersportwagen-Erfahrung dominiert wird. Er würde nicht gegen einen Porsche 911 Turbo antreten, sondern direkt gegen die Hybrid-Elite.

Die Herausforderung wäre immens. BMW müsste nicht nur bei den reinen Leistungsdaten mithalten, sondern auch bei emotionalen Faktoren wie Markenprestige im Hypercar-Segment, Sounddesign und Exklusivität. Es wäre ein direkter Angriff auf das Herz von Ferrari und McLaren.

Vergleichstabelle der potenziellen Konkurrenten

Modell
BMW M9 (Hypothetisch)
Ferrari SF90 Stradale
McLaren Artura
Konzept
Front-Mittelmotor-Hybrid, Allrad
Mittelmotor-Hybrid, Allrad
Mittelmotor-Hybrid, Heckantrieb
Systemleistung
ca. 850 PS
1.000 PS
700 PS
Verbrenner
4,4L V8 Biturbo
4,0L V8 Biturbo
3,0L V6 Biturbo
Leergewicht
ca. 1.750 kg
ca. 1.570 kg
ca. 1.498 kg
Grundpreis
> 350.000 €
ca. 418.000 €
ca. 235.000 €

Fazit: Ist der BMW M9 eine realistische Option?

Nach eingehender Analyse aller Fakten und Gerüchte lautet unser Urteil: Der BMW M9, wie er in den Träumen der Fans existiert – als V8-Hybrid-Hypercar –, ist und bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mythos. Die technische Machbarkeit steht außer Frage, die M GmbH hätte das Know-how. Doch die strategische Ausrichtung des BMW-Konzerns auf Elektromobilität macht ein solches Projekt unwirtschaftlich und strategisch inkonsistent. Es ist ein faszinierendes “Was-wäre-wenn-Szenario”, das zeigt, wovon die treuesten Anhänger der Marke träumen. Doch die Zukunft der extremen Performance bei BMW wird leiser, rein elektrisch und trägt vermutlich ein “i” im Namen.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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