Infiniti QX80 (2026): Der japanische Gigant, den Sie nicht kaufen sollten (aber wollen)

Es ist still geworden um Infiniti in Deutschland. Seit dem offiziellen Rückzug der Marke sieht man die Autos nur noch selten. Doch plötzlich tauchen auf Mobile.de und bei den großen US-Car-Importeuren in München und Bremerhaven riesige, kantige Monster auf, die aussehen wie Range Rover aus der Zukunft. Der neue Infiniti QX80 (Modelljahr 2026) ist da. Er ist riesig, er ist prunkvoll, und er hat das geschafft, woran der Vorgänger scheiterte: Er wirkt teuer. Aber der Preis ist heiß: Importeure rufen für das Topmodell “Autograph” gerne mal 140.000 Euro auf. Dafür bekommen Sie einen BMW X7 oder einen Mercedes GLS mit voller Werksgarantie. Warum also das Risiko eingehen? Weil der QX80 Dinge bietet, die den Deutschen fehlen: Eine Klimaanlage, die Ihre Körpertemperatur scannt, und ein Soundsystem, das Sie weinen lässt. Ich habe mir den Exoten angesehen.

Der Motor: V8-Trauer oder V6-Jubel?

Der legendäre 5.6-Liter Sauger-V8 ist Geschichte. Ersetzt wurde er durch den VR35DDTT: Ein 3,5-Liter-V6-Biturbo mit 336 kW (457 PS) und 700 Nm Drehmoment. Gekoppelt an eine 9-Gang-Automatik von Mercedes (lizenziert).

Lassen Sie uns kurz eine Schweigeminute für den V8 einlegen. Er war durstig, faul, aber charismatisch. Der neue V6 ist objektiv besser. Er hat fast 150 Nm mehr Drehmoment als der Alte. Wenn Sie bei 130 km/h auf der Autobahn drauf treten, schiebt dieser 2,8-Tonnen-Block an wie ein ICE-Zug. Aber er klingt… synthetisch. Es fehlt das Grollen. Es ist ein technisches Säuseln. Das Gute: Der Verbrauch ist gesunken. Statt 20 Litern fließen bei entspannter Fahrt “nur” noch 14-16 Liter Super durch. Für deutsche Verhältnisse immer noch ein Schock, aber für US-Car-Fahrer ein Fortschritt.

Biometric Cooling: Die Klimaanlage, die Sie beobachtet

Ein Highlight des 2026er Modells ist das “Biometric Cooling”. Infrarot-Sensoren im Dachhimmel messen die Körpertemperatur der Passagiere in der zweiten Reihe. Ist Ihnen zu warm, fährt das System die Lüftung hoch, bevor Sie überhaupt schwitzen.

Das klingt nach Science-Fiction, und ehrlich gesagt: Es funktioniert. Ich saß hinten, die Sonne knallte auf das Panoramadach. Normalerweise würde man jetzt am Regler drehen. Der QX80 hat es einfach gemacht. Es ist dieser stille Luxus, den die Japaner “Omotenashi” nennen – Gastfreundschaft, die Wünsche vorwegnimmt. Vergleichen Sie das mit einem BMW X7, wo Sie sich durch drei Untermenüs tippen müssen, um die “Sanfte Brise” zu aktivieren. Der Infiniti fühlt sich hier menschlicher an.

Klipsch Audio: Ein Konzertsaal auf Rädern

Die Top-Version “Autograph” kommt mit einem Klipsch Reference Premiere Audiosystem mit 24 Lautsprechern, inkl. Titan-Hochtönern und Lautsprechern in den Kopfstützen.

Wenn Sie Audiophil sind, kaufen Sie dieses Auto. Punkt. Ich habe Burmester im Mercedes gehört und Bowers & Wilkins im Volvo. Aber das Klipsch-System im QX80 hat eine Dynamik, die körperlich wird. Die Kopfstützen-Lautsprecher ermöglichen es, dass der Fahrer Navigationsansagen hört, während die Kinder hinten Musik hören – ohne “Sound-Brei”. Es ist das beste Car-Audio-System, das ich 2025 gehört habe. Es macht den Stau auf der A8 erträglich.

Das Fahrwerk: Luftfederung gegen deutsche Schlaglöcher

Der QX80 2026 kommt (endlich) mit einer elektronischen Luftfederung und adaptiven Dämpfern (“Dynamic Digital Suspension”), die die Straße scannen.

Hier merkt man den Fortschritt. Der alte QX80 fuhr sich wie ein LKW. Der neue fährt sich wie eine S-Klasse auf Stelzen. Er wankt immer noch mehr als ein BMW X7 (Physik bleibt Physik), aber er bügelt Gullideckel weg, als wären sie aus Gummi. Für die Autobahn senkt er sich ab. Das bringt Stabilität. Bis 180 km/h fährt er stoisch geradeaus. Danach merkt man, dass die Aerodynamik eher der einer Schrankwand gleicht.

Das Import-Problem: Die Garantie-Falle

Da Infiniti in Europa kein Händlernetz mehr hat, sind Sie auf den Importeur oder spezialisierte Nissan-Werkstätten angewiesen (der Motor ist verwandt mit dem Nissan GT-R und Z).

Das ist der Elefant im Raum. Wenn Ihr BMW X7 kaputt geht, rufen Sie den Service. Sie bekommen einen Ersatzwagen. Wenn Ihr QX80 kaputt geht, beginnt das Abenteuer. Teile müssen oft aus den USA eingeflogen werden (Wartezeit!). Nicht jeder Nissan-Händler darf oder will an dem Auto schrauben. Sie kaufen dieses Auto “as is”. Die Importeure geben zwar Garantieversicherungen, aber die decken oft nicht alles ab (z.B. die komplexe Elektronik des Klipsch-Systems oder die Luftfederung). Sie brauchen Mut – oder eine sehr gute freie Werkstatt.

Der Exoten-Vergleich

Feature
Infiniti QX80 Autograph (Import)
Cadillac Escalade Sport (Import)
BMW X7 xDrive40i
Motor
3.5L V6 Biturbo (457 PS)
6.2L V8 (426 PS)
3.0L R6 Turbo (381 PS)
Drehmoment
700 Nm
624 Nm
540 Nm
Audio
Klipsch (24 Speaker)
AKG (36 Speaker)
Bowers & Wilkins
Komfort-Feature
Biometric Cooling (Infrarot)
Super Cruise (Autonomie)
Gestensteuerung
Risiko
Hoch (Kein Service-Netz)
Mittel (GM-Netzwerk existent)
Null (Offiziell)
Preis (ca.)
135.000 €
145.000 €
115.000 €

Fazit: Für den Individualisten mit Nissan-Connection

Der Infiniti QX80 (2026) ist das schönste Auto, das Infiniti je gebaut hat. Das Design “Artistry in Motion” mit dem beleuchteten Emblem und den “Klaviertasten”-LEDs ist spektakulär. Er ist exklusiver als jeder GLS oder X7. An der Tankstelle werden Sie angesprochen. Aber rational betrachtet? Kaufen Sie ihn nur, wenn Sie:

  1. Den Einheitsbrei der deutschen Premium-SUVs hassen.
  2. Einen guten Draht zu einer Werkstatt haben, die US-Importe versteht.
  3. Musik so sehr lieben, dass das Klipsch-System den Kaufpreis rechtfertigt. Für alle anderen ist ein BMW X7 die sicherere, wenn auch langweiligere Wahl.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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