Vergesst SUVs für einen Moment. Es gab mal eine Zeit, da waren Vans die ultimativen Familienkutschen. Geräumig, praktisch, komfortabel. Und während dieses Segment in Europa schrumpft, erlebt es anderswo eine Renaissance – mit Stil! Bestes Beispiel: der Kia Carnival. Was bei uns früher mal als biederer “Sedona” lief, ist in seiner aktuellen Generation (und erst recht nach dem brandneuen 2025er Facelift) ein verdammt schicker Luxus-Gleiter geworden. Mit EV9-Gesicht, Hightech-Cockpit und jetzt sogar als Hybrid. Ein Traum für jede Großfamilie? Vielleicht. Aber einer, der für uns in Deutschland unerreichbar bleibt. Offiziell zumindest. Ob sich der gefährliche Pfad des Grauimports lohnt? Ich hab da so meine Zweifel.
Was genau ist der Kia Carnival (KA4 Facelift 2025)?
Der Kia Carnival ist ein großer MPV (Multi-Purpose Vehicle) bzw. Minivan mit bis zu acht Sitzplätzen. Das Facelift-Modell (2025) basiert auf der N3-Plattform von Hyundai/Kia und erhält ein neues Design, ein digitales Cockpit mit Curved Display sowie optional einen 1.6L Turbo-Hybridantrieb neben dem 3.5L V6-Benziner. Er wird primär in Nordamerika und Asien angeboten.
Schaut ihn euch an! Diese Front im Stil des EV9, die scharfen Linien, das durchgehende Leuchtenband am Heck – das hat nichts mehr mit dem alten Pampersbomber-Image zu tun. Das ist ein Statement. Fast schon ein Luxus-Shuttle. Und innen? Das neue Cockpit mit dem gebogenen Panoramadisplay (zwei mal 12,3 Zoll), die hochwertig wirkenden Materialien, die optionalen “VIP Lounge Seats” in der zweiten Reihe, die sich fast flachlegen lassen… Chapeau, Kia! Das sieht verdammt gut aus. Technisch bleibt’s bei Frontantrieb, aber die Wahl zwischen dem durstigen, aber seidigen V6 und dem neuen, sparsameren Turbo-Hybrid ist clever. Ein rundum modernisiertes Paket. Aber eben nicht für uns.
Warum fehlt dieser Luxus-Van auf deutschen Straßen?
Kia bietet den Carnival nicht in Deutschland/Westeuropa an. Gründe sind die geringe Nachfrage nach großen MPVs in dieser Klasse (Dominanz von SUVs und kleineren Vans wie VW Multivan), die Konzentration auf das SUV-Portfolio (Sorento als 7-Sitzer) und die hohen Kosten für die Homologation eines primär für andere Märkte entwickelten Modells.
Die Wahrheit ist bitter: Wir Europäer wollen keine großen Vans mehr. Zumindest nicht genug von uns. Wir kaufen lieber SUVs. Selbst Familien greifen zum Tiguan Allspace, Kodiaq oder eben zum hauseigenen Sorento. Die klassischen Vans à la Sharan/Alhambra, Espace (der alte!), Galaxy – alle tot oder zu SUVs mutiert. Kia hat das erkannt und spart sich den Aufwand. Warum einen Carnival homologieren und vermarkten, wenn man mit dem Sorento gutes Geld verdient und der Van-Markt am Boden liegt? Macht betriebswirtschaftlich Sinn. Schade ist es trotzdem, denn der Carnival ist, zumindest auf dem Papier, ein verdammt attraktives Auto geworden. Eine echte Lücke im europäischen Angebot.
Welche Antriebe bietet der Carnival: Klassischer V6 oder neuer Hybrid?
Für das Facelift-Modell (2025) stehen in Nordamerika zwei Optionen zur Wahl: 1. 3.5L V6 GDI: Saugbenziner mit ca. 290 PS und 355 Nm, gekoppelt an eine 8-Stufen-Automatik. 2. 1.6L Turbo-Hybrid (HEV): Kombiniert einen 1.6L Vierzylinder-Turbobenziner mit einem Elektromotor. Systemleistung ca. 245 PS und 367 Nm, gekoppelt an eine 6-Stufen-Automatik. Beide Varianten haben Frontantrieb.
Der V6. Ein Dinosaurier, aber ein charmanter. Seidenweicher Lauf, genug Power für den schweren Van (über 2 Tonnen). Aber eben auch durstig. Realistisch sind da 12-14 Liter, eher mehr. Wer braucht das heute noch? Der neue Turbo-Hybrid. Das klingt schon viel zeitgemäßer. 1.6 Liter Turbo plus E-Motor – kennen wir so ähnlich aus Sorento und Co. 245 PS Systemleistung sollten für den Alltag locker reichen. Und der Verbrauch? Dürfte sich bei 7-8 Litern einpendeln. Das ist eine ganz andere Hausnummer! Klingt nach der deutlich vernünftigeren Wahl, oder? Der technische Kompromiss ist die etwas geringere Spitzenleistung und vielleicht eine weniger souveräne Kraftentfaltung bei voller Beladung am Berg. Aber mal ehrlich, wer fährt mit einem Van Rennen? Effizienz schlägt hier Prestige.
Tipp von Alex Wind: Beim (hypothetischen) Import wäre der Hybrid die einzig sinnvolle Wahl. Der V6 ist hierzulande aufgrund der Spritpreise und Steuern ökonomischer Selbstmord.
Wie schlägt sich der Innenraum: VIP-Lounge oder nur viel Plastik?
Das Interieur wurde umfassend modernisiert. Es verfügt über ein optionales Panoramadisplay (2x 12,3 Zoll), ein neues Infotainmentsystem (ccNC Generation) mit OTA-Updates und digitalen Schlüsselfunktionen. Die Variabilität bleibt hoch mit bis zu 8 Sitzen (“Slide-Flex”-System) oder optionalen “VIP Lounge Seats” (beheizt/belüftet, elektrisch verstellbar mit Beinauflage). Die Materialqualität ist auf hohem Niveau.
Hier spielt der Carnival seine Stärken aus. Das neue Curved Display sieht top aus und bringt das Cockpit auf den neuesten Stand. Die Software dahinter (ccNC) kennen wir aus EV9 & Co. – schnell, funktionsreich, gut. Die Verarbeitung? Kia hat hier in den letzten Jahren massiv aufgeholt. Das wirkt alles sehr solide und hochwertig, fast schon Premium. Aber das eigentliche Highlight ist die Variabilität. Diese “Slide-Flex”-Sitze in der Mitte, die sich längs und teils quer verschieben lassen – genial! Oder eben die VIP-Sitze. Wer braucht da noch eine S-Klasse Langversion? Okay, kleiner Scherz. Aber für den Preis eines Basis-Carnival kriegst du bei den Deutschen nicht mal ‘ne A-Klasse. Und hier sitzt man hinten wie ein König. Platz ohne Ende, Komfort pur. Das ist der unschlagbare Vorteil eines Vans. Dagegen sieht jedes SUV alt aus.
Ist der Fahrkomfort wirklich Oberklasse-Niveau?
Die N3-Plattform bietet eine Mehrlenker-Hinterachse. Das Fahrwerk ist auf Komfort ausgelegt. Eine Luftfederung ist nicht verfügbar. Die Geräuschdämmung wurde für das Facelift verbessert.
Oberklasse? Sagen wir mal: gehobene Mittelklasse Plus. Er ist definitiv sehr komfortabel. Das Fahrwerk schluckt Unebenheiten souverän, die Lenkung ist leichtgängig, die Geräuschdämmung gut. Er ist ein perfekter Reisewagen für die Langstrecke. Aber eine S-Klasse oder ein 7er schweben dann doch noch eine Etage drüber. Man merkt eben doch die Van-Gene und die (im Vergleich zur deutschen Oberklasse) etwas einfachere Fahrwerkskonstruktion. Luftfederung? Fehlanzeige. Aber im Vergleich zu anderen Vans oder auch vielen SUVs in der Preisklasse (wenn er hier denn angeboten würde) ist der Komfort top. Da gibt’s nichts zu meckern.
Der evolutionäre Weg: Vom Sedona zum globalen Van (außer bei uns)?
Der Carnival war global gesehen immer ein wichtiges Modell für Kia, oft unter dem Namen Sedona (besonders in USA). Die ersten Generationen waren eher pragmatische, preiswerte Familien-Transporter. Mit der dritten Generation (ab 2014) wurde er schon deutlich schicker und hochwertiger. Die aktuelle vierte Generation (KA4, seit 2020) vollzog dann den Wandel vom klassischen Minivan zum “Grand Utility Vehicle” – eine Mischung aus Van und SUV-Design, mit deutlich höherem Premium-Anspruch. Das Facelift 2025 unterstreicht diesen Weg. Er ist global (vor allem in USA und Asien) sehr erfolgreich. Nur Europa bleibt außen vor, weil der Markt hier anders tickt. Eine Parallele zum Toyota Sienna oder Honda Odyssey.
Die andere Seite der Medaille: Warum ein Import nach Deutschland Wahnsinn ist!
Ein Grauimport des Kia Carnival (KA4 Facelift) ist extrem riskant und unwirtschaftlich. Die Gründe sind bekannt: 1. Hohe Gesamtkosten (US-Preis ab ca. 35.000$ + Import + Homologation). 2. Keine Werksgarantie. 3. Fehlendes Service-Netz für dieses Modell (Kia-Händler hier sind nicht geschult/ausgerüstet). 4. Katastrophale Ersatzteilversorgung für Carnival-spezifische Teile. 5. Hoher Wertverlust als Exot. 6. Unklare Abgas-Homologation (insbesondere für den neuen Hybrid). 7. Größe passt schlecht zu europäischen Verhältnissen.
Ich kann es nur gebetsmühlenartig wiederholen: Lasst es sein! So schick der neue Carnival auch ist. Holt euch einen gebrauchten VW T6.1 California, wenn ihr Campen wollt. Holt euch einen Sorento, wenn ihr einen großen Kia-SUV braucht. Holt euch einen Mercedes Vito/V-Klasse oder einen VW Multivan T7, wenn ihr einen Van mit Service-Netz wollt. Aber importiert keinen Carnival! Das endet im Desaster. Punkt.
Preis der Fehlkonfiguration: V6 vs. Hybrid Import – Pest oder Cholera?
Rechnen wir mal hypothetisch, nur um den Wahnsinn zu illustrieren:
- Szenario: Import eines gut ausgestatteten Carnival (Wert ca. 45.000 $ / 41.000 €).
- V6: Nach Importkosten (Transport, Zoll, EUSt, Homologation) landet man schnell bei > 65.000 €. Dazu kommen Kfz-Steuer (Hubraum!) und Spritkosten von locker 13 L/100km (ca. 23 €/100km).
- Hybrid: Wäre in USA vielleicht 2.000 $ teurer. Nach Import also > 68.000 €. Steuer günstiger, Spritkosten vielleicht 8 L/100km (ca. 14 €/100km).
- Differenz: Der Hybrid kostet in der Anschaffung (Import) mehr, spart aber massiv bei Steuer und Sprit (ca. 9 € / 100km). Bei 15.000 km/Jahr sind das über 1.300 € Ersparnis.
- Fazit: Selbst beim Import wäre der Hybrid die (etwas weniger) irrationale Wahl. Aber beides bleibt ökonomischer Unsinn im Vergleich zu dem, was man hierzulande offiziell kaufen kann.
Unerwarteter Anwendungsfall: Der VIP-Shuttle für Events?
Okay, eine Nische gäbe es vielleicht: Für exklusive Shuttle-Dienste, die sich abheben wollen. Ein Carnival mit den VIP Lounge Seats wäre ein echter Hingucker vor dem roten Teppich oder dem Luxushotel. Deutlich günstiger als eine V-Klasse Maybach, aber trotzdem mit Wow-Effekt. Ob sich das rechnet angesichts der Service-Problematik? Fraglich. Aber als Show-Car? Vielleicht.
Merkmal | Kia Carnival Hybrid (Import) | VW Multivan T7 eHybrid (Lang) | Mercedes V-Klasse V300d (Lang) | Toyota Proace Verso VIP |
Konzept | Luxus-Van (US-Stil), HEV | Van (MQB-Basis), PHEV | Premium-Van (Diesel) | Van (Stellantis), Diesel |
Sitzplätze | bis 8 (VIP Option) | bis 7 | bis 8 (Luxus-Optionen) | bis 7 (VIP Option) |
Innenraum-Anmutung | Sehr gut | Gut | Sehr gut | Gut |
Preis (Import/Liste, ca.) | > 68.000 € (?) | ab 67.000 € | ab 75.000 € | ab 65.000 € |
Service (DE) | Nicht existent | Exzellent | Exzellent | Gut |
Fazit: Der neue Kia Carnival (2025) ist ein beeindruckendes Statement im Van-Segment. Er sieht fantastisch aus, bietet einen luxuriösen und extrem variablen Innenraum sowie moderne Technik inklusive einer sinnvollen Hybrid-Option. Wäre er in Deutschland offiziell erhältlich, hätte er das Zeug zum Geheimtipp. Da er aber nur als Grauimport zu bekommen ist, bleibt er für 99,9% der Käufer irrelevant. Die Risiken und Kosten sind schlichtweg zu hoch. Ein weiterer Fall von “schönes Auto, falscher Markt”. Schade, Kia, schade.















Ein wunderschönes Auto!!!
Es sieht nach einer tollen Sache aus, ich benutze VW Sharan Ich möchte dieses Auto testen.
Ich fahre auch VW Sharan und habe im USA Urlaub dieses Fahrzeug als Mietwagen gefahren. Ich weiß nicht, warum wir uns in D damit so schwer tun.
Super Familien Auto