Maserati MC20 (2026): Ein mechanischer Mittelfinger an die Hybrid-Konkurrenz

Schauen Sie sich um. Was sehen Sie im Supercar-Segment des Jahres 2026? Ferrari 296 GTB? V6-Hybrid. Lamborghini Temerario? V8-Hybrid. McLaren Artura? V6-Hybrid. Alle schleppen Batterien, E-Motoren und Kilos mit sich herum, um die Emissionsnormen zu schaffen. Und dann ist da Maserati. Die Marke, die wir alle schon zehnmal totgesagt haben, stellt den MC20 GT2 Stradale auf die Räder. Ein Auto, das stur “Nein” sagt. Nein zu Hybrid. Nein zu Allrad. Nein zu Kompromissen. Mit dem Modelljahr 2026 zündet Maserati die letzte Stufe des “Nettuno”-Motors. Während der vollelektrische MC20 Folgore immer noch wie ein Geist durch die Pressemitteilungen spukt (kommt er nun 2026 oder 2027?), ist der GT2 Stradale pure, dreckige Realität. Ich bin das straßenzugelassene Rennauto gefahren und habe mich gefragt: Ist das der beste Maserati seit dem MC12?

GT2 Stradale: Rennwagen mit Nummernschild

Der MC20 GT2 Stradale basiert auf dem GT2-Rennwagen. Er leistet 471 kW (640 PS) – 10 PS mehr als die Basis. Wichtiger: Er wiegt ca. 60 kg weniger und generiert dank massivem Heckflügel und neuem Diffusor über 500 kg Abtrieb bei 240 km/h. Das Fahrwerk ist kompromisslos auf Track-Performance ausgelegt.

Lassen Sie sich von den “nur” 10 PS mehr nicht täuschen. In einer Welt, in der Ferrari mit 830 System-PS protzt, klingen 640 PS fast niedlich. Aber der GT2 Stradale fühlt sich schneller an. Warum? Weil er leicht ist. Keine Hybrid-Batterie im Nacken zu haben, bedeutet Agilität. Der Wagen lenkt so zackig ein, dass man aufpassen muss, nicht den Scheitelpunkt zu schneiden. Das Fahrwerk ist hart. Brutal hart. Im “Corsa”-Modus spüren Sie, wenn Sie über eine Briefmarke fahren. Aber auf der Rennstrecke (oder einer sehr guten Landstraße) klebt dieser Wagen dank der Aerodynamik am Boden, als hätte Gott persönlich die Hand draufgelegt. Er ist kein Cruiser mehr. Er ist eine Waffe.

Der Nettuno-Motor: Vorkammer-Magie statt E-Boost

Der 3.0-Liter-V6-Biturbo nutzt eine patentierte Vorkammer-Zündung (MTC), eine Technologie aus der Formel 1. Im Jahr 2026 ist er einer der letzten Hochleistungsmotoren in diesem Segment ohne jegliche Elektrifizierung.

Dieser Motor wird in die Geschichte eingehen. Er hat Charakter. Untenrum ein kurzes Turboloch (ja, das gibt es noch!), dann ein explodierender Schub, begleitet von einem Zischen und Fauchen, das klingt, als würde Darth Vader einen Asthmaanfall bekommen. Es ist mechanisch, es ist laut, es ist unperfekt. Im Vergleich zum Ferrari 296 GTB, der dank E-Motor ansatzlos schiebt wie ein Gummiband, fordert der Maserati Arbeit. Sie müssen den richtigen Gang wählen. Sie müssen Drehzahlen halten. Das ist Autofahren, nicht “Bedienen”. Und genau deshalb werden Sammler diesen Motor in 10 Jahren mehr lieben als jeden Hybrid.

MC20 Cielo: Die Alternative für Genießer

Wer den GT2 zu extrem findet, greift zum MC20 Cielo (Spider). Das Glasdach lässt sich in 12 Sekunden öffnen und per Knopfdruck (Polymer-Dispersed Liquid Crystal) abdunkeln.

Für 90% der Kunden ist der Cielo das bessere Auto. Er sieht offen atemberaubend aus. Die Schmetterlingstüren (die auch beim Cabrio bleiben!) sorgen vor jedem Casino für den großen Auftritt. Und das Fahrwerk ist hier so abgestimmt, dass man tatsächlich von Hamburg nach München fahren kann, ohne danach einen Physiotherapeuten zu brauchen. Der Cielo ist der GT unter den Supersportwagen. Schnell genug, um Angst zu machen, aber komfortabel genug, um es nicht dauernd zu tun. Und das Glasdach, das auf Knopfdruck milchig wird, ist auch 2026 noch ein cooler Party-Trick.

Innenraum: Alcantara-Höhle vs. Digital-Wahn

Maserati hat das Cockpit zum Modelljahr 2026 leicht überarbeitet. Weniger Reflexionen auf den Displays, mehr matte Carbon-Oberflächen. Das Lenkrad im GT2 Stradale hat integrierte Schaltblitze.

Hier merkt man den Unterschied zu Ferrari. Ein Ferrari-Cockpit ist wie ein Raumschiff – Knöpfe überall, alles am Lenkrad, hektisch. Der Maserati ist ruhig. Zwei Bildschirme, eine Mittelkonsole mit dem Wahlrad für die Fahrmodi (das jetzt eine kleine digitale Anzeige hat), fertig. Es ist fokussiert. Man steigt ein und weiß sofort, wie man fährt. Einziger Kritikpunkt: Das Infotainment-System (MIA) basiert auf Android, wirkt aber grafisch immer noch etwas simpler als bei der Konkurrenz. Aber mal ehrlich: Wer in einem 640-PS-Auto auf den Touchscreen starrt, macht etwas falsch.

Preis & Werterhalt: Die Maserati-Falle?

Der MC20 GT2 Stradale kostet voraussichtlich über 350.000 Euro. Ein normaler MC20 (gebraucht, MJ 2022-2024) ist schon für unter 180.000 Euro zu haben.

Hier liegt der “Sweetspot” für Käufer. Der Wertverlust der ersten MC20-Modelle war spürbar. Man bekommt jetzt “normale” MC20 Coupés für den Preis eines gut ausgestatteten Porsche 911 GTS. Das ist das Schnäppchen des Jahrzehnts. Sie bekommen ein Carbon-Monocoque, Butterfly-Doors und einen F1-Motor für unter 200k. Der neue GT2 Stradale hingegen wird wertstabil bleiben, weil er limitiert und “der Letzte seiner Art” ist. Er ist das Investment-Car. Der normale MC20 ist das “Driver’s Car” für Schnäppchenjäger.

Italienischer Bruderkampf 2026

Feature
Maserati MC20 GT2 Stradale
Ferrari 296 GTB (Assetto Fiorano)
Lamborghini Temerario
Motor
3.0 V6 Biturbo (Rein Benzin)
3.0 V6 Biturbo + E-Motor
4.0 V8 Biturbo + 3 E-Motoren
Leistung
640 PS
830 PS
920 PS
Gewicht (Trocken)
ca. 1.365 kg
1.470 kg
ca. 1.600 kg
Antrieb
Heck (RWD)
Heck (RWD)
Allrad (AWD)
Charakter
Rennwagen, puristisch
High-Tech Präzision
Kraftprotz, Show
Preis
ca. 360.000 €
ca. 340.000 €
ca. 380.000 €

Fazit: Kaufen, bevor es verboten wird

Der Maserati MC20 (Modelljahr 2026) ist ein Anachronismus. Während alle anderen Hersteller versuchen, die Emissionen mit Batterien zu drücken und das Gewicht durch noch mehr PS zu kaschieren, geht Maserati den alten Weg: Weniger Gewicht, reiner Motor. Der GT2 Stradale ist vielleicht der aufregendste Supersportwagen, den Sie 2026 kaufen können, weil er so herrlich unvernünftig ist. Er ist nicht der Schnellste im Quartett (da gewinnt der Lamborghini), aber er ist der Ehrlichste. Und wenn Sie nicht 350.000 Euro haben: Suchen Sie einen gebrauchten MC20 von 2023. Es ist der günstigste Weg, ein Auto mit Carbon-Chassis und Butterfly-Türen zu fahren. Noch.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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