Range Rover (2026): Wenn der König den Stecker zieht – ist das noch ein Range?

Es gibt Momente, in denen sich Geschichte entscheidet. Für Land Rover ist dieser Moment jetzt. Ende 2025. Seit über 50 Jahren definiert sich der Range Rover über zwei Dinge: Erhabene Ruhe und die Gewissheit, dass man jederzeit durch einen Fluss fahren könnte (auch wenn man nur zum Opernball fährt). Bisher brauchte man dafür Hubraum. V8-Wummern. Oder zumindest einen sehr potenten Sechszylinder. Doch das Modelljahr 2026 bricht mit diesem Dogma. Der Range Rover Electric ist da. Er sieht aus wie der Verbrenner (gut so!). Er nutzt die gleiche Plattform (MLA-Flex). Aber er hat keinen Auspuff. Land Rover verspricht, dass er der “leiseste und raffinierteste Range Rover aller Zeiten” ist. Gleichzeitig stehen die überarbeiteten V8- und PHEV-Modelle im Showroom und grinsen breit mit ihren 500+ PS. Ist der elektrische Range Rover also die Krönung der Baureihe oder ein Verrat an der Freiheit? Ich habe mir den lautlosen Riesen und seine verbrennenden Brüder angesehen.

Range Rover Electric: 800 Volt Luxus-Stille

Der Range Rover Electric nutzt eine 800-Volt-Architektur für ultraschnelles Laden (vermutlich bis 350 kW). Die Batterie (ca. 100-110 kWh) soll Reichweiten um die 500-600 km ermöglichen. Offroad-Highlight: Er watet durch 850 mm tiefes Wasser – rein elektrisch.

Lassen wir die Zahlen beiseite. Das Entscheidende ist das Gefühl. Ein Range Rover war schon immer darauf ausgelegt, Sie von der Außenwelt zu isolieren. Der V8 war leise, aber er war da. Der Elektro-Antrieb eliminiert die letzte Störquelle: Die Vibration. Zusammen mit dem neuen “Active Road Noise Cancellation”-System (Lautsprecher in den Kopfstützen eliminieren Reifengeräusche) entsteht eine Stille, die fast unheimlich ist. Es ist wie in einem schalltoten Raum, der mit Leder ausgekleidet ist. Und das Drehmoment? Sofort da. Kein Runterschalten, kein Turboloch. Im Gelände ist das ein massiver Vorteil. Sie kriechen über Felsen, millimetergenau dosierbar. Wer einmal elektrisch offroad gefahren ist, will keinen Verbrenner mehr, der erst Drehzahl braucht. Der Haken? Das Gewicht. Er dürfte an der 3-Tonnen-Marke kratzen. Aber hey, ein Range Rover war nie eine Ballerina.


V8 (P530) & PHEV (P550e): Der Widerstand lebt

Die Verbrenner bleiben im Programm. Der P530 (V8 Biturbo von BMW) und der P550e (Plug-in-Hybrid mit 110 km E-Reichweite) sind für viele Kunden immer noch die erste Wahl.

Warum sollten Sie 2026 noch einen V8 kaufen? Weil Sie ihn hören wollen. Weil Sie 3,5 Tonnen ziehen müssen, ohne alle 250 km laden zu müssen. Der V8 ist Emotion. Er ist “Old Money”. Er sagt: “Ich kann mir das Benzin leisten.” Der PHEV (P550e) hingegen ist der schlaue Kompromiss. Er fährt in der Stadt elektrisch (und fast so leise wie der volle Stromer), hat aber auf der Langstrecke nach St. Moritz keine Reichweitenangst. Für deutsche Autobahnen ist der P550e vielleicht das kompletteste Auto der Welt. Er vereint beide Welten perfekt.

Preis-Check: Die neue Oberklasse

Der Range Rover Electric wird sich preislich wohl am oberen Ende orientieren. Rechnen Sie mit einem Startpreis von ca. 150.000 bis 160.000 Euro – auf Augenhöhe mit dem P550e Autobiography.


Das ist viel Geld. Aber schauen Sie sich die Konkurrenz an. Ein Rolls-Royce Spectre kostet das Doppelte. Ein Mercedes-Maybach EQS SUV sieht aus wie ein geschmolzener Kaugummi. Der Range Rover behält seine Würde. Er schreit nicht “Ich bin elektrisch!”. Er trägt nur einen etwas geschlosseneren Grill und vielleicht andere Felgen. Der Wertverhalt? Schwierig. Luxus-Elektroautos (siehe Taycan, EQS) verlieren derzeit massiv an Wert. Ein V8-Range Rover könnte in 5 Jahren wertstabiler sein als der Elektro-Bruder, weil V8-Motoren aussterben. Das ist das Risiko der “Early Adopter”.

Warteliste: Geduld ist eine Tugend

Die Auftragsbücher für den Electric sind voll. Wer jetzt bestellt, fährt vielleicht erst 2027. Die V8- und PHEV-Modelle sind schneller verfügbar (oft 6-9 Monate).

Das ist der entscheidende Faktor für viele. Wollen Sie warten? Oder wollen Sie fahren? Wenn Sie jetzt einen Range Rover brauchen, nehmen Sie den P550e. Er ist technisch brillant, steuerlich begünstigt (als Dienstwagen) und sofort nutzbar. Der Electric ist das Statement. Das Auto für die, die schon alles haben und jetzt noch das “Beste” wollen.


Welcher Lord passt zu Ihnen?

Feature
Range Rover Electric (2026)
Range Rover P550e (PHEV)
Range Rover P530 (V8)
Antrieb
Dual Motor Elektro
R6 + E-Motor
V8 Biturbo
System
800 Volt
400 Volt (Hybrid)
Verbrenner
Leistung
ca. 550-600 PS
550 PS
530 PS
Reichweite
ca. 550 km (Strom)
ca. 110 km (Strom) + Benzin
ca. 700 km (Tank)
Laden
Extrem schnell
Schnell (50 kW DC)
Tanken
Charakter
Lautlos, futuristisch
Der Alleskönner
Der Klassiker
Preis (Start)
ca. 150.000 € (Schätzung)
ca. 158.000 €
ca. 165.000 €

Fazit: Der Elektro-Range ist der ultimative Range

Lassen wir die Romantik beiseite. Objektiv betrachtet ist der Elektro-Antrieb perfekt für einen Range Rover. Das lautlose Gleiten, das massive Drehmoment – das ist genau das, was dieses Auto schon immer sein wollte. Der V8 war nur eine Notlösung, weil es nichts anderes gab. Der Range Rover Electric (2026) ist die Vollendung des Konzepts “Luxus-SUV”. Wenn Sie zu Hause laden können und nicht jede Woche 1.000 km am Stück fahren: Kaufen Sie den Elektrischen. Er ist das bessere Erlebnis. Wenn Sie aber Anhänger ziehen oder den Sound brauchen: Der V8 bleibt im Programm. Land Rover zwingt Sie nicht. Und das ist der wahre Luxus.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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