Er ist der sportliche Bruder des großen Range Rover, positioniert als dynamische Alternative zu Porsche Cayenne, BMW X5 und Mercedes GLE. Mit der aktuellen, dritten Generation (L461) will der Range Rover Sport diesen Anspruch untermauern – und gleichzeitig den Spagat zwischen opulentem Luxus, beeindruckender Geländegängigkeit und zukunftsweisender Elektrifizierung meistern. Basierend auf der hochmodernen MLA-Flex Plattform, bietet er eine faszinierende Bandbreite: von Plug-in-Hybriden mit über 100 Kilometern elektrischer Reichweite bis hin zum neuen Topmodell SV mit brachialen 635 PS aus einem BMW V8. Kann dieser Alleskönner wirklich alle Disziplinen auf höchstem Niveau beherrschen?
Was ist der Range Rover Sport (L461) und für wen ist er?
Der Range Rover Sport ist ein großes Luxus-SUV (knapp 4,95 Meter lang), das auf der gleichen MLA-Flex (Modular Longitudinal Architecture) Plattform wie der große Range Rover basiert. Im Gegensatz zu seinem Namensvetter gibt er sich jedoch optisch dynamischer, mit flacherer Dachlinie und sportlicheren Akzenten. Er richtet sich an eine wohlhabende Klientel, die den Luxus und das Image eines Range Rover schätzt, aber ein agileres Fahrgefühl und ein etwas weniger formales Auftreten bevorzugt. Er ist der SUV für den erfolgreichen Unternehmer, der am Wochenende auch mal ins leichte Gelände oder auf die Rennstrecke möchte (zumindest mit dem SV) und im Alltag oft elektrisch pendeln will (als PHEV).
Die Antriebsvielfalt: Sparsame Hybride oder V8-Orkan?
Die MLA-Flex Plattform ermöglicht eine beeindruckende Antriebsvielfalt.
Mild-Hybrid (MHEV):
- Diesel (D250/D300/D350): Die bewährten 3.0-Liter Reihensechszylinder-Diesel mit 48V-System leisten 249, 300 oder 350 PS. Sie bieten exzellente Laufruhe, hohes Drehmoment (bis 700 Nm) und sind die erste Wahl für Langstreckenfahrer mit hohem Kilometeraufkommen (Realverbräuche um 8-10 Liter).
- Benziner (P400): Ein 3.0-Liter Reihensechszylinder-Benziner mit 400 PS, ebenfalls als Mild-Hybrid. Bietet gute Fahrleistungen, ist aber deutlich durstiger als die Diesel.
Plug-in-Hybrid (PHEV):
- P460e / P550e: Das technologische Highlight für Effizienz-Bewusste. Kombinieren den 3.0L Reihensechszylinder-Benziner mit einem starken E-Motor (160 kW) und einer riesigen 38,2 kWh (brutto) Batterie. Systemleistung: 460 PS bzw. 550 PS. Die rein elektrische WLTP-Reichweite liegt bei beeindruckenden 112-114 km. Im Realbetrieb sind ca. 90-100 km rein elektrisch machbar – genug für fast jeden Alltag. AC-Laden ist mit 7 kW möglich, DC-Schnellladen mit bis zu 50 kW (ca. 40 Min für 0-80%). Ideal für Pendler mit Lademöglichkeit.
Topmodell (SV):
- P635 (SV): Der Nachfolger des SVR. Nutzt einen 4.4-Liter V8-Biturbo von BMW mit Mild-Hybrid-Technik. Leistung: 635 PS und 750 Nm Drehmoment. Katapultiert das über 2,5 Tonnen schwere SUV in 3,8 Sekunden auf 100 km/h. Verfügt über ein einzigartiges hydraulisches Wankausgleichssystem (“6D Dynamics”), Carbon-Keramik-Bremsen (optional) und Carbon-Räder (optional). Der ultimative Performance-Sport, aber extrem teuer (ab ca. 200.000 €).
Tipp von Alex Wind: Der P550e Plug-in-Hybrid ist die faszinierendste und vielleicht vernünftigste Wahl. Er kombiniert brachiale Systemleistung (550 PS!) mit der Möglichkeit, den Alltag fast komplett elektrisch zu bestreiten. Die DC-Ladefähigkeit macht ihn auch auf längeren Strecken flexibler als viele andere PHEVs. Der D300/D350 Diesel bleibt der König der Langstrecken-Effizienz. Der SV ist ein Statement für absolute Performance-Liebhaber mit dem nötigen Budget.
Wie schlägt sich der PHEV mit über 100 km E-Reichweite?
Hervorragend. Die große 38,2 kWh Batterie hebt den Range Rover Sport PHEV von den meisten Konkurrenten ab. Die realen 90-100 km ermöglichen es, nicht nur zu pendeln, sondern auch kleinere Tagesausflüge rein elektrisch zu absolvieren. Das Fahrgefühl im E-Modus ist souverän und leise, der 160 kW E-Motor ist stark genug für die meisten Situationen.
Mini-Fallstudie: Der Wochenendausflug
- Problem: 80 km Fahrt zum Ausflugsziel und zurück, keine Lademöglichkeit vor Ort.
- Aktion: Der P550e startet vollgeladen. Die Fahrt erfolgt rein elektrisch. Erst auf dem Rückweg springt bei Bedarf der Benziner an und arbeitet im Hybrid-Modus.
- Messbares Ergebnis: Der Großteil der Strecke wird emissionsfrei zurückgelegt. Der Benzinverbrauch für den gesamten Ausflug ist minimal. Die DC-Ladeoption (50 kW) ist ein weiterer Bonus: An einer öffentlichen Schnellladesäule kann während einer Pause in ca. 40 Minuten signifikant Reichweite nachgeladen werden.
Luxus & Technologie im Innenraum: Auf Augenhöhe mit dem großen Bruder?
Ja, der Innenraum des Sport steht dem des großen Range Rover kaum nach. Er ist minimalistischer, fahrerorientierter gestaltet, aber die Materialien und die Verarbeitung sind auf höchstem Niveau.
- Pivi Pro Infotainment: Das zentrale, leicht gebogene 13,1-Zoll-Touchdisplay mit haptischem Feedback ist das Herzstück. Das System ist schnell, logisch aufgebaut und unterstützt kabelloses Apple CarPlay/Android Auto sowie Amazon Alexa. Over-the-Air-Updates halten es aktuell.
- Digitale Instrumente: Ein 13,7-Zoll-Display hinter dem Lenkrad ist klar ablesbar und konfigurierbar. Optionales Head-up-Display.
- Materialien: Feinstes Leder (auch nachhaltige Alternativen wie Ultrafabrics), Echtholz, kühles Metall – alles fasst sich großartig an und ist perfekt verarbeitet.
- Geräuschkomfort: Exzellent. Aktive Geräuschunterdrückung (Active Noise Cancellation) über die Lautsprecher des Meridian Soundsystems sorgt für eine Oase der Ruhe.
- Platzangebot: Vorne sehr großzügig, im Fond gut (aber nicht ganz so opulent wie im langen Range Rover). Der Kofferraum ist groß (ca. 647 Liter hinter der zweiten Reihe). Eine dritte Sitzreihe gibt es im Sport nicht.
Der Innenraum ist eine luxuriöse Wohlfühl-Lounge, die modernste Technik mit traditioneller Handwerkskunst verbindet.
Wie fährt er sich? Ist er wirklich “sportlich”?
Ja, im Rahmen seiner Möglichkeiten. Die MLA-Flex Plattform bietet eine exzellente Basis. Mit serienmäßiger Luftfederung, optionaler Allradlenkung (reduziert den Wendekreis enorm und steigert die Agilität) und aktiver Wankstabilisierung (Dynamic Response Pro) kaschiert der Sport sein hohes Gewicht (meist über 2,5 Tonnen) erstaunlich gut.
Er lenkt präzise ein, bleibt in Kurven lange neutral und sehr stabil. Er fühlt sich deutlich agiler und direkter an als der große Range Rover, ohne jedoch den Komfort zu vernachlässigen. Er ist kein Leichtgewicht-Sportler wie ein Porsche Cayenne Coupé, aber für ein großes Luxus-SUV bietet er eine beeindruckende Fahrdynamik. Der SV setzt mit seinem speziellen hydraulischen Fahrwerk (“6D Dynamics”, ersetzt die konventionellen Stabilisatoren) und der extremen Leistung nochmals neue Maßstäbe und wird zum echten Performance-SUV.
Historischer Kontext: Vom Discovery-Derivat zum eigenständigen Luxus-Sportler
Der erste Range Rover Sport (L320, 2005-2013) war technisch noch eng mit dem Land Rover Discovery 3 verwandt (integrierter Leiterrahmen). Er war erfolgreich, aber eher ein komfortabler Cruiser als ein echter Sportler. Die zweite Generation (L494, 2013-2022) wechselte auf die Aluminium-Plattform des Range Rover L405, wurde deutlich leichter und dynamischer und etablierte sich als ernsthafter Konkurrent für Cayenne & Co. Der SVR wurde zum Performance-Highlight. Die aktuelle, dritte Generation (L461) auf MLA-Flex ist die konsequente Weiterentwicklung: Noch luxuriöser, technologisch fortschrittlicher (PHEV, SV-Technik) und klarer positioniert als dynamisches Pendant zum großen Range Rover.
Was ist das stärkste Argument GEGEN den Range Rover Sport?
Die stärksten Gegenargumente sind der hohe Preis und die historische Zuverlässigkeits-Thematik.
- Preis: Der Range Rover Sport ist extrem teuer. Selbst die Basismodelle starten bei knapp 100.000 Euro. Die attraktiven PHEV-Modelle liegen deutlich darüber, und der SV knackt locker die 200.000-Euro-Marke. In dieser Liga gibt es viele starke Konkurrenten.
- Zuverlässigkeit: Obwohl sich die Qualität bei Jaguar Land Rover in den letzten Jahren verbessert hat (wie J.D. Power Studien teilweise zeigen), haftet der Marke immer noch das Image an, anfälliger (insbesondere bei der Elektronik) und teurer im Unterhalt zu sein als die deutsche oder japanische Konkurrenz. Die komplexe Technik (Luftfederung, Hybrid-System, SV-Hydraulik) birgt potenzielle Risiken nach Ablauf der Garantie.
Anekdote: Der lautlose Kletterer
Ich fuhr den P550e im reinen Elektro-Modus auf einem leichten Offroad-Parcours. Es war surreal: Das große, schwere SUV zog dank des sofort anliegenden Drehmoments der E-Maschine und des intelligenten Allradantriebs mühelos steile Rampen hoch – und das in völliger Stille, nur begleitet vom Knirschen der Reifen auf dem Schotter. Diese Fähigkeit, extreme Geländegängigkeit mit lautloser, emissionsfreier Fortbewegung zu kombinieren, ist einzigartig und faszinierend.
Die folgende Tabelle zeigt die Positionierung der Kernmodelle:
Modell | Antrieb | Leistung (ca.) | 0-100 km/h (ca.) | E-Reichweite (WLTP) | Preis (Basis, ca.) | Fokus |
D300 SE | 3.0L R6 Diesel MHEV | 300 PS | 6,6 s | – | 100.000 € | Langstrecke, Effizienz |
P550e Dyn. SE | 3.0L R6 PHEV | 550 PS | 4,9 s | ca. 113 km | 125.000 € | Alltag elektrisch, Power |
SV Edition One | 4.4L V8 MHEV | 635 PS | 3,8 s | – | >200.000 € | Ultimate Performance |
Fazit: Der aktuelle Range Rover Sport (L461) ist ein Meisterwerk der Vielseitigkeit. Er kombiniert opulenten Luxus, beeindruckende Fahrdynamik (besonders als SV) und dank der Plug-in-Hybride eine herausragende elektrische Reichweite für den Alltag. Die MLA-Flex Plattform bietet eine exzellente Basis, das Design ist modern und das Interieur eine Wohlfühloase. Die Schwächen liegen im hohen Preis und den potenziellen Zuverlässigkeits-Sorgen. Wer das nötige Budget hat und einen luxuriösen Alleskönner sucht, der sowohl auf der Autobahn als auch (zumindest theoretisch) im Gelände brilliert und den Alltag oft rein elektrisch meistern kann, findet im Range Rover Sport PHEV eine der faszinierendsten Optionen auf dem Markt. Der SV ist die Krönung für Performance-Enthusiasten mit extrem tiefen Taschen.













