Es ist noch gar nicht so lange her, da war der Renault Austral der “Neue”, der Hoffnungsträger, der den unsäglichen Kadjar vergessen machen sollte. Jetzt schreiben wir das Ende des Jahres 2025, und Renault hat dem Kompakt-SUV bereits ein signifikantes Facelift für das Modelljahr 2026 verpasst. Warum so früh? Weil die Welt sich schneller dreht als früher. Der hauseigene Bruder Rafale wildert im Revier, und der VW Tiguan hat die Messlatte für digitale Langeweile – äh, Perfektion – wieder höher gelegt. Ich bin das aktualisierte Modell gefahren und sage Ihnen, ob die Franzosen nur Kosmetik betrieben haben oder ob der Austral jetzt endlich das Auto ist, das er von Anfang an hätte sein sollen.
Das ist neu im Modelljahr 2026 (Facelift)
Das Facelift für den Renault Austral (eingeführt Sommer 2025) konzentriert sich auf Komfort und Optik.
- Design: Neue Frontpartie im Stil des Rafale/Scenic mit vertikalen LED-Leuchten und diamantförmigem Kühlergrill.
- Akustik: Einführung von Akustikverglasung (vorne) und verbesserten Dichtungen sowie Motorlagern für deutlich reduzierten Lärm.
- Fahrwerk: Neue Stoßdämpfer-Abstimmung für weicheres Ansprechen bei kleinen Unebenheiten.
- Innenraum: Aktualisiertes Google-System und (endlich!) verbesserte Materialien in den unteren Ausstattungslinien.
Ist der Antrieb jetzt endlich ruckelfrei?
Der Austral setzt weiterhin auf den E-Tech Full Hybrid 200. Dieser kombiniert einen 1,2-Liter-Dreizylinder (96 kW) mit zwei E-Motoren (50 kW + 25 kW HSG) und einem Multi-Mode-Getriebe ohne Kupplung. Die Systemleistung beträgt 147 kW (200 PS). Ein Plug-in-Hybrid fehlt weiterhin im Angebot, da diese Rolle dem Rafale vorbehalten bleibt.
Erinnern Sie sich an meinen Test von 2023? Ich nannte das Getriebe damals “launisch wie eine Diva ohne Kaffee”. Hat sich das 2026 geändert? Ja und nein. Renault hat an der Software geschraubt. Das merkt man. Der Übergang vom E-Modus zum Verbrenner ist geschmeidiger, weniger ruppig. Das beängstigende “Loch” beim Kickdown, bei dem man früher Zeit hatte, seine Lebensentscheidungen zu überdenken, ist kürzer geworden. Aber es ist nicht weg. Wenn Sie entspannt cruisen, ist dieser Antrieb ein Gedicht. Leise, effizient (ich kam auf echte 5,6 Liter, was für ein SUV dieser Größe top ist) und unaufgeregt. Aber wehe, Sie fordern ihn. Dann heult der kleine Dreizylinder immer noch auf wie ein getretener Terrier. Es ist besser geworden, viel besser sogar, aber ein Wandler-Automat von BMW spielt immer noch in einer anderen Liga.
Fahrwerk & 4Control: Kosmetik oder echter Fortschritt?
Das Fahrwerk wurde überarbeitet: Neue Dämpferkennlinien sollen das “Hölzerne” eliminieren. Die optionale Allradlenkung 4Control Advanced reduziert den Wendekreis auf 10,1 Meter.
Hier muss ich Abbitte leisten. Ich habe das Vor-Facelift-Modell oft für seine unnötige Härte kritisiert. “Pseudo-Sportlichkeit” nannte ich das. Beim 2026er Modell haben die Ingenieure zugehört. Er federt jetzt. Wirklich. Gullideckel schlagen nicht mehr direkt in die Bandscheibe durch. Er liegt satter, ruhiger. Und dann ist da diese Allradlenkung. Ich sage es immer wieder und ich werde nicht müde: Kaufen Sie dieses Auto NICHT ohne 4Control. Es ist der einzige Grund, einen Austral statt eines Tiguan zu kaufen. In engen Parkhäusern oder der Innenstadt von Hamburg fühlt sich dieses 4,5-Meter-Auto an wie ein Clio. Es ist fast schon unfair der Konkurrenz gegenüber. Ohne 4Control ist der Austral nur ein weiteres SUV. Mit ihr ist er ein City-Tool.
Historischer Rückblick: Der Schatten des Kadjar
Der Kadjar war ein Nissan Qashqai mit Baguette-Halter. Er war ein gutes Auto, aber er hatte keine Seele. Renault hat das erkannt. Der Austral war 2022 der Befreiungsschlag. Er sollte zeigen: “Wir können Premium, wir können Tech.” Wenn wir jetzt, Ende 2025, zurückblicken, war der erste Austral (Phase 1) vielleicht etwas zu ambitioniert, zu unfertig in der Software. Das Facelift 2026 wirkt wie das “Version 2.0”-Update, das eigentlich der Start hätte sein sollen. Man hat die Kinderkrankheiten (hakeliges Infotainment, Poltergeräusche) weitgehend ausgemerzt. Der Austral hat jetzt endlich seine eigene Identität gefunden, losgelöst von Nissan.
Advokat des Teufels: Warum nicht gleich den Rafale?
Der Renault Rafale ist das SUV-Coupé auf der gleichen Plattform, bietet aber mehr Kofferraum (627 Liter vs. 500 Liter im Austral Mild Hybrid / 430 Liter im Full Hybrid), mehr Leistung (bis 300 PS als PHEV) und das noch modernere Design. Der Preisunterschied beträgt ausstattungsbereinigt oft nur wenige tausend Euro.
Lassen Sie uns Tacheles reden. Der größte Feind des Austral steht im eigenen Showroom und heißt Rafale. Der Rafale sieht heißer aus, hat paradoxerweise (trotz Coupé-Dach) den größeren Kofferraum und wirkt innen noch eine Spur edler. Warum also Austral kaufen? Eigentlich gibt es nur einen Grund: Sie brauchen die Kopffreiheit hinten für sehr große Passagiere oder Sie mögen das aggressive Design des Rafale nicht. Aber seien wir ehrlich: Wenn Sie vor dem Händler stehen und die Leasingrate sehen… der Rafale ist das emotionalere Auto. Der Austral ist die Vernunftwahl. Und wer will schon immer vernünftig sein? Wenn der Preisunterschied für Sie machbar ist (und Ende 2025 gibt es aggressive Leasing-Angebote für den Rafale), dann nehmen Sie den Schönling. Der Austral ist gut, der Rafale ist begehrenswert.
Innenraum & Google: Immer noch der Benchmark?
Das “OpenR Link” System basiert auf Android Automotive. Im Modelljahr 2026 wurde die Hardware für schnellere Reaktionszeiten aufgerüstet und neue Apps integriert.
VW hat mit dem MIB4 nachgebessert, Mercedes hat seine Hyperscreens. Aber wissen Sie was? Renaults Google-Integration ist immer noch der Goldstandard für “Einsteigen und Losfahren”.
Kein “Hey ID, mir ist kalt”. Kein “MBUX, erzähl mir einen Witz”. Einfach Google Maps. Spotify. Fertig.
Es funktioniert einfach. Die neue Hardware macht das Zoomen auf der Karte so flüssig wie auf einem iPad. Und die Tatsache, dass man jetzt auch YouTube oder Prime Video beim Laden (oder Warten auf die Kinder) schauen kann, ist nett. Aber der wahre Luxus ist, dass man das System nicht “lernen” muss. Wer ein Smartphone bedienen kann, kann dieses Auto bedienen. Das ist im Jahr 2026 immer noch keine Selbstverständlichkeit.
Der harte Vergleich (Stand Ende 2025)
Feature | Renault Austral (2026) | VW Tiguan (2026) | Kia Sportage (Facelift 25/26) |
Antrieb | Vollhybrid (200 PS) | eHybrid / TSI | HEV / PHEV |
Wendekreis | 10,1 m (mit 4Control) | 11,7 m | 11,4 m |
Infotainment | Google (Exzellent) | MIB4 + ChatGPT (Gut) | Proprietär (Solide) |
Kofferraum (HEV) | ca. 430 l | ca. 490 l | ca. 587 l |
Realpreis (ausgestattet) | ca. 42.000 € | ca. 48.000 € | ca. 41.000 € |
Fazit: Das Update, das wir gebraucht haben
Der Renault Austral des Modelljahres 2026 ist das Auto, das er 2022 hätte sein sollen. Er ist leiser, komfortabler und softwareseitig ausgereift. Ist er der Beste seiner Klasse? In Sachen Raumökonomie (Kofferraum beim Hybrid!) sicher nicht. Da schlägt ihn ein Kia Sportage um Längen. Aber er ist der Cleverste für die Stadt. Die Kombination aus Google-System, sparsamem Hybrid (wenn man ihn streichelt) und dieser absurden Wendigkeit dank 4Control macht ihn zum perfekten “Urban SUV”. Wenn Sie in der Stadt leben, aber Platz brauchen: Kaufen. Wenn Sie jeden Tag 500 km Autobahn schrubben: Kaufen Sie einen Diesel-Tiguan, solange es ihn noch gibt.



















