Umfassender Test des Škoda Enyaq (2025): Nach dem Power-Update – Besser als der ID.4?

Der Škoda Enyaq. Als er kam, war er fast schon eine Sensation. Endlich ein Elektro-SUV aus dem VW-Konzern, das nicht nur technisch solide (MEB-Plattform sei Dank), sondern auch richtig praktisch, geräumig und – typisch Škoda – preislich fair war. Er wurde zum Bestseller, zum Liebling der Familien und Flottenmanager. Aber die Zeit rennt, die Konkurrenz schläft nicht. Höchste Zeit also für ein Update. Und das hat es in sich! Für das Modelljahr 2024/25 spendiert Škoda dem Enyaq (und dem schicken Coupé) neue, stärkere Motoren, mehr Reichweite, schnelleres Laden und eine überarbeitete Software. Kein optisches Facelift, nein, hier ging’s ans Eingemachte. Aber reicht das, um den Platzhirsch zu verteidigen? Und ist er jetzt vielleicht sogar der bessere VW ID.4? Ich habe mir die neuen “85er”-Modelle genau angesehen.

Was ist der Škoda Enyaq (Update 2025) und für wen ist er?

Der Škoda Enyaq ist ein rein elektrisches Mittelklasse-SUV (auch als Coupé verfügbar) auf dem Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) des VW-Konzerns. Das technische Update (MJ 2024/25) brachte neue Antriebseinheiten (APP550) mit mehr Leistung (210 kW statt 150 kW für die 85/85x Modelle), höhere Ladeleistung (bis 175 kW für AWD), optimierte Reichweite und Software 4.0.

Im Kern bleibt er der Pragmatiker unter den MEB-SUVs. Groß (fast 4,70 m), geräumig, mit riesigem Kofferraum und cleveren Details (“Simply Clever”). Das Update ändert daran nichts, sondern schärft seine Stärken. Der neue Motor (intern APP550, kennen wir aus ID.7 und Co.) ist ein echter Gewinn – endlich mehr Punch! Und das schnellere Laden? War überfällig. Die neue Software? Soll die Bedienung erträglicher machen. Zielgruppe? Bleibt dieselbe: Familien, die ein geräumiges, sicheres E-Auto suchen. Firmenwagenfahrer, die auf Reichweite und Kosten achten. Und alle, die einen vernünftigen, unaufgeregten Elektro-Allrounder wollen, ohne den Design-Schnickschnack oder die Premium-Preise anderer Marken. Ein Auto für die breite Masse. Und das ist gut so.

Welche Antriebs- und Akkuvarianten gibt es nach dem Update?

Die kleineren Versionen (Enyaq 50/60) sind teilweise entfallen oder spielen nur noch eine Nebenrolle. Der Fokus liegt klar auf den Varianten mit dem großen Akku (77 kWh netto) und dem neuen APP550-Motor:

  • Enyaq 85 (Heckantrieb): 210 kW (286 PS), 545 Nm. 0-100 km/h: 6,7 s. WLTP-Reichweite: bis 565 km (SUV) / 573 km (Coupé).
  • Enyaq 85x (Allradantrieb): 210 kW (286 PS), 545 Nm (Systemleistung, primär Heckmotor). 0-100 km/h: 6,6 s. WLTP-Reichweite: bis 538 km (SUV) / 545 km (Coupé).
  • Enyaq RS (Allradantrieb): 250 kW (340 PS), 545 Nm + Frontmotor-Moment. 0-100 km/h: 5,5 s. WLTP-Reichweite: bis 541 km (SUV) / 547 km (Coupé). Alle nutzen die gleiche Batterie mit 77 kWh Netto-Kapazität und 400V-Architektur.

Endlich Leistung! Die alten 80er-Modelle mit 150 kW (204 PS) waren ja okay, aber eben keine Raketen. Mit 286 PS schon in der Basis (85er)? Das ist mal eine Ansage! Damit fühlt sich der schwere Enyaq (über 2,1 Tonnen) endlich souverän an. Interessant: Der 85x (Allrad) hat die gleiche Systemleistung wie der Hecktriebler. Der zusätzliche Frontmotor dient primär der Traktion, nicht der Maximalleistung. Nur der RS legt nochmal 54 PS drauf – primär durch Software-Freischaltung und etwas mehr Punch vom Frontmotor. Ist der RS den Aufpreis wert? Fahrdynamisch ja (dank Sportfahrwerk etc.), rein von der Längsdynamik ist der Unterschied zum 85er aber nicht mehr riesig. Für mich ist der Enyaq 85 mit Heckantrieb der neue Sweet Spot: Beste Reichweite, mehr als genug Leistung, günstigerer Preis. Der 85x? Nur, wenn man Allrad wirklich braucht (Winter, Anhänger). Der RS? Fürs Image und die Optik.

Tipp von Alex Wind: Der Enyaq 85 ist die vernünftigste und wahrscheinlich beste Wahl für die meisten. Die 286 PS reichen dicke, die Reichweite ist top. Den Allrad braucht man selten, der RS ist teuer. Spart euch das Geld!

Wie weit kommt der Enyaq 85/85x real und was verbraucht er?

Die Batteriekapazität beträgt 77 kWh (netto). Die WLTP-Reichweiten liegen bei bis zu 573 km (Coupé 85). Realverbräuche im Test (85): ca. 18-22 kWh/100 km.

Der neue APP550-Motor ist nicht nur stärker, sondern auch effizienter als der alte Antrieb. Das, gepaart mit Software-Optimierungen, sorgt für wirklich gute Reichweiten. Die WLTP-Werte sind natürlich Laborwerte. Aber im realen Testbetrieb schafften wir mit dem Enyaq 85 bei gemischter Fahrweise locker 450 bis 500 Kilometer. Selbst auf der Autobahn bei 130 km/h blieben noch ca. 350-380 Kilometer übrig. Das ist ein Top-Wert für diese Akkugröße und deutlich besser als beim Vorgänger! Der Verbrauch? Pendelte sich bei uns um die 19 kWh/100 km ein – ebenfalls sehr respektabel für so ein großes Auto. Hier hat Škoda (bzw. VW mit dem neuen Motor) wirklich einen Sprung gemacht. Der Enyaq ist jetzt ein richtig guter Langstreckenläufer geworden.

Wie schnell lädt der Enyaq nach dem Update (DC/AC)?

Die maximale DC-Ladeleistung beträgt 135 kW (85) bzw. 175 kW (85x / RS). AC-Laden erfolgt mit bis zu 11 kW. Die Software 4.0 ermöglicht Batterie-Vorkonditionierung (manuell oder per Navi) und Plug & Charge.

Endlich! Das war einer der größten Kritikpunkte am alten Enyaq/ID.4: Das langsame Laden, besonders bei den Allradlern. Jetzt geht’s voran! Der Hecktriebler (85) lädt immer noch mit maximal 135 kW, was okay ist (10-80% in ca. 28 Min.). Aber die Allradler (85x / RS) schaffen jetzt bis zu 175 kW Peak! Das verkürzt die Ladezeit deutlich. Mini-Fallstudie: Der Enyaq 85x am Schnelllader

  • Problem: Akku muss von 10 % auf 80 % geladen werden.
  • Aktion: Ansteuern einer ≥175 kW HPC-Säule, Vorkonditionierung aktiv.
  • Messbares Ergebnis: Die Ladezeit beträgt nun ca. 28 Minuten – trotz Allrad! Das ist zwar immer noch keine 800V-Geschwindigkeit, aber ein riesiger Fortschritt gegenüber den alten 125 kW und absolut konkurrenzfähig. Wichtig ist die neue Batterie-Vorkonditionierung. Endlich! Man kann sie manuell starten oder sie aktiviert sich automatisch, wenn man eine Ladesäule im Navi ansteuert. Das sorgt dafür, dass die Ladeleistung auch bei Kälte schneller erreicht wird. Und Plug & Charge? Funktioniert jetzt auch, zumindest an kompatiblen Säulen (Ionity etc.). Einstecken, laden, fertig. Sehr bequem. AC-Laden bleibt bei soliden 11 kW. Insgesamt: Ladetechnisch ist der Enyaq jetzt endlich auf Höhe der Zeit. Wurde auch Zeit!

Ist der Innenraum immer noch praktisch und hochwertig?

Das Interieur bleibt weitgehend unverändert, bietet aber nun die Software 4.0 auf dem 13-Zoll-Touchscreen. Es zeichnet sich durch hohe Variabilität, gute Materialien (Design Selections) und “Simply Clever”-Details aus. Das Platzangebot ist vorne wie hinten sehr gut, der Kofferraum fasst 585 Liter (SUV) bzw. 570 Liter (Coupé).

Zum Glück hat Škoda hier nicht viel geändert! Der Innenraum war schon immer eine Stärke des Enyaq. Klar, das Design ist Geschmackssache, weniger minimalistisch als im ID.4. Aber die Materialien (je nach “Design Selection”) wirken hochwertig, die Verarbeitung ist top. Das Platzangebot ist riesig, besonders im Fond. Und der Kofferraum? Ein schwarzes Loch! Da passt alles rein. Dazu die typischen “Simply Clever”-Details: Eiskratzer im Tankdeckel (okay, den braucht man nicht mehr), Regenschirm in der Tür, Ticket-Halter. Das ist einfach durchdacht. Das optionale Head-up-Display mit Augmented Reality ist gut, das Canton-Soundsystem klingt ordentlich. Ja, das ist immer noch einer der besten Alltags-Innenräume im Segment. Praktisch, bequem, gut gemacht.

Was kann die neue Software (Version 4.0)? Ist die Bedienung besser geworden?

Die Software 4.0 bringt eine überarbeitete Menüstruktur, individualisierbare Schnellzugriffsleisten (oben und unten am Bildschirm), eine verbesserte Sprachsteuerung (Laura) und stabilere Performance. Die Bedienung erfolgt primär über den 13-Zoll-Touchscreen und Touch-Slider für Lautstärke/Zoom. Physische Tasten sind Mangelware.

Endlich! Die alte Software war ja… nun ja, eine Geduldsprobe. Langsam, unlogisch, voller Bugs. Version 4.0 ist definitiv ein Fortschritt. Das System reagiert schneller, die Menüs sind etwas logischer aufgebaut. Die neuen Shortcut-Leisten am oberen und unteren Rand, die man selbst belegen kann, sind Gold wert! Damit kommt man schneller an wichtige Funktionen. Auch die Sprachsteuerung “Laura” versteht mehr als früher. Ist jetzt alles perfekt? Nein. Die Bedienung der Klimaanlage läuft immer noch primär über den Touchscreen (auch wenn es eine permanente Leiste gibt). Und die Touch-Slider unter dem Bildschirm für Lautstärke und Zoom? Immer noch fummelig während der Fahrt. Aber insgesamt ist die Bedienung erträglicher geworden. Kein Vergleich zum alten Desaster. Ein Schritt in die richtige Richtung, aber von der intuitiven Perfektion eines BMW iDrive (mit Controller!) ist man noch entfernt.

Wie fährt er sich – Komfort oder Dynamik? Was kann der RS?

Das Fahrwerk (optional adaptiv DCC) bietet eine gute Balance aus Komfort und Agilität. Der Heckantrieb (85) sorgt für ein neutrales Fahrverhalten, der Allrad (85x/RS) für mehr Traktion. Der RS verfügt über ein Sportfahrwerk (tiefergelegt) und Progressivlenkung.

Der Enyaq war schon immer der komfortablere Bruder des ID.4/ID.5. Daran ändert auch der stärkere Motor nichts. Er federt geschmeidig (besonders mit dem adaptiven DCC-Fahrwerk), rollt leise ab und ist ein exzellenter Reisewagen. Die Lenkung ist präzise, aber etwas leichtgängig. Der neue Heckmotor im 85er sorgt für ein angenehm neutrales Fahrverhalten, kein Zerren mehr in der Lenkung. Der 85x mit Allrad ist noch souveräner bei Nässe oder Schnee. Und der RS? Der ist spürbar straffer (fast schon zu hart mit 21-Zöllern!), lenkt direkter ein und wirkt agiler. Aber ein echtes Sportgerät? Eher nicht. Dafür ist er zu schwer. Er ist der schnelle Gleiter, der potente Autobahn-Cruiser. Nicht mehr, nicht weniger. Insgesamt bleibt der Enyaq eher der komfortable Allrounder, was ja auch perfekt zur Marke passt.

Historischer Kontext: Wie Škoda vom Zögerling zum E-SUV-Bestseller wurde

Škoda kam relativ spät zur reinen Elektromobilität (abgesehen vom kleinen Citigo-e). Der Enyaq (ab 2020) war der erste große Aufschlag auf der MEB-Plattform – und was für einer! Er traf mit seiner Kombination aus Platz, Praktikabilität, Reichweite und fairem Preis genau den Nerv der europäischen Kunden und wurde schnell zu einem der meistverkauften E-SUVs, oft sogar erfolgreicher als sein Bruder VW ID.4. Er etablierte Škoda als ernstzunehmenden Player im E-Segment und bewies, dass die Marke auch Elektro kann. Das aktuelle Update festigt diese Position und zeigt, dass Škoda die MEB-Plattform konsequent weiterentwickelt und optimiert.

Advokat des Teufels: Was ist das stärkste Argument GEGEN den Enyaq?

Trotz aller Verbesserungen gibt es auch Nachteile:

  1. Bedienkonzept: Auch mit Software 4.0 bleibt die starke Touchscreen-Abhängigkeit (Klima, Slider) ein ergonomischer Kompromiss.
  2. Keine 800V-Technik: Obwohl das Laden schneller geworden ist, bleibt er hinter der Spitze (Hyundai/Kia) zurück.
  3. MEB-Plattform-Grenzen: Kein Frunk, begrenzte Anhängelast (max. 1.200 kg bei AWD), Software war lange ein Schwachpunkt.
  4. Preis: Der Enyaq ist kein Billigheimer mehr. Gut ausgestattet knackt man schnell die 60.000-Euro-Marke, der RS liegt deutlich darüber. Der Preisvorteil gegenüber dem ID.4 ist geschmolzen.

Zukünftiger Ausblick: Wann kommt das große Facelift und was bringt MEB+?

Das aktuelle Update war primär technischer Natur. Ein optisches Facelift für den Enyaq wird für ca. 2026 erwartet, das ihn an Škodas neue Designsprache (“Modern Solid”) anpassen dürfte. Technisch wird er dann voraussichtlich von weiteren Verbesserungen der MEB-Plattform profitieren (oft als MEB+ bezeichnet), was potenziell nochmals effizientere Antriebe, schnellere Ladezeiten (vielleicht 200 kW?) und neue Software-Features bringen könnte. Der aktuelle Enyaq 85/85x/RS ist also eine sehr gute, aber wahrscheinlich nicht die finale Ausbaustufe dieser Generation.

Anekdote: Der Kofferraum-Tetris-Meister

Ich half Freunden beim Umzug. Mein Testwagen: ein Enyaq Coupé (das ja fast den gleichen Kofferraum hat wie das SUV). Wir waren skeptisch, ob die sperrigen Kisten und Möbelteile passen würden. Aber dieser Kofferraum schluckt einfach alles! Dank der niedrigen Ladekante, der fast quadratischen Form und der cleveren Fächer unter dem Boden konnten wir Tetris spielen und bekamen unglaublich viel unter. Dazu noch die umklappbare Rückbank – am Ende war fast der halbe Hausstand drin. Das ist diese typische Škoda-Praktikabilität, die man einfach lieben muss. Da kommt kaum ein Konkurrent mit.

Merkmal
Škoda Enyaq 85x
VW ID.4 Pro 4Motion (Facelift)
Hyundai Ioniq 5 AWD (77kWh)
Tesla Model Y LR AWD
Plattform
MEB (400V)
MEB (400V)
E-GMP (800V)
Tesla Skateboard (400V)
Leistung (ca.)
286 PS
286 PS
325 PS
ca. 514 PS
Akku (Netto)
77 kWh
77 kWh
77,4 kWh
ca. 75 kWh (?)
Max. Reichw. (WLTP)
ca. 538 km
ca. 550 km
ca. 480 km
ca. 533 km
Max. Ladeleist. (DC)
175 kW
175 kW
ca. 230 kW
ca. 250 kW
Ladezeit (10-80%)
ca. 28 Min.
ca. 28 Min.
ca. 18 Min.
ca. 27 Min.
Kofferraum
585 L
543 L
527 L (+ Frunk)
854 L (+ Frunk)
Preis (Basis AWD LR)
ab 54.800 €
ab 53.755 €
ab 54.400 €
ab 54.990 €

Fazit: Das technische Update hat dem Škoda Enyaq (2025) extrem gutgetan. Der neue, stärkere Antrieb macht ihn souveräner und effizienter, die höhere Ladeleistung (bei den AWD-Modellen) reduziert die Pausen auf der Langstrecke, und die verbesserte Software macht die Bedienung angenehmer. Er bleibt ein Meister der Praktikabilität mit riesigem Platzangebot und cleveren Details. Zwar ist er kein Lade-Weltmeister und die Bedienung erfordert immer noch Kompromisse, aber das Gesamtpaket ist jetzt noch stimmiger. Ist er besser als der ID.4? Oft praktischer, preislich ähnlich – es ist Geschmackssache. Aber er ist definitiv einer der besten Allrounder im E-SUV-Segment und eine klare Empfehlung für Familien und Vielfahrer. Ein Bestseller bleibt er zurecht.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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