Die Luft wird dünn für puristische Roadster. Audi TT? Eingestellt. Mercedes SLC? Geschichte. Und nun steht auch der BMW Z4 vor dem Aus. Gerüchte gab es lange, doch nun scheint es Gewissheit: 2026 soll Schluss sein für den G29, den bayerischen Beau mit Stoffmütze – ersatzlos. Eine traurige Nachricht für Fans offener Zweisitzer mit klassischem Antriebslayout. Doch bevor wir in Wehmut versinken: Der aktuelle Z4 ist noch bestellbar, quicklebendig und vielleicht gerade jetzt als einer der Letzten seiner Art besonders begehrenswert. Grund genug, dem Roadster nochmal auf den Zahn zu fühlen. Lohnt sich die letzte Ausfahrt?
Was genau ist der aktuelle BMW Z4 (G29)?
Der BMW Z4 (G29) ist ein zweisitziger Roadster mit klassischem Stoffverdeck, Frontmotor und Heckantrieb, eingeführt 2018. Er basiert auf einer gemeinsam mit Toyota entwickelten Plattform (Toyota Supra). Angeboten werden Vierzylinder- (sDrive20i, sDrive30i) und ein Reihensechszylinder-Turbomotor (M40i). Das Facelift 2023 brachte minimale optische Retuschen und eine erweiterte Serienausstattung.
Ein echter BMW-Roadster also, wie er im Buche steht. Lange Haube, kurzes Heck, Fahrer fast auf der Hinterachse. Im Gegensatz zum Vorgänger (E89) wieder mit leichtem Stoffverdeck statt schwerem Klappdach – eine Entscheidung für Puristen. Und die Kooperation mit Toyota? Hat ihm nicht geschadet. Im Gegenteil: Die Entwicklungskosten wurden geteilt, was das Projekt Z4/Supra vielleicht überhaupt erst ermöglicht hat. Technisch ist er auf der Höhe der Zeit (zumindest für einen Verbrenner), mit BMWs bewährten Baukasten-Motoren und dem iDrive-System. Ein klassisches Konzept, modern interpretiert.

Warum steht der Z4 vor dem Produktionsende?
Die Einstellung des Z4 ab 2026 resultiert aus sinkenden Verkaufszahlen im Roadster-Segment, hohen Entwicklungskosten für Nischenmodelle und BMWs strategischer Fokussierung auf volumenstärkere SUV-Modelle sowie die Transformation zur Elektromobilität (“Neue Klasse”). Ein direkter elektrischer Nachfolger ist derzeit nicht geplant.
Die bittere Wahrheit: Roadster sind Auslaufmodelle. Die Stückzahlen sind zu gering, die Margen (im Vergleich zu SUVs) zu klein. Die Elektrifizierung stellt zusätzliche Hürden dar – Batterien sind schwer, was dem Leichtbau-Ideal eines Roadsters widerspricht. BMW (wie auch andere) steckt das Geld lieber in E-SUVs und Limousinen. Verständlich aus BWL-Sicht. Schade aus Enthusiasten-Sicht. Der Z4 G29 wird damit wohl der letzte seiner Art von BMW sein. Ein Grund mehr, ihn jetzt noch zu würdigen – oder schnell einen zu kaufen.


Welche Motoren gibt es und welcher ist der Beste? (Fokus M40i)
Verfügbar sind der sDrive20i (2.0L Vierzylinder-Turbo, 197 PS), sDrive30i (2.0L Vierzylinder-Turbo, 258 PS) und M40i (3.0L Reihensechszylinder-Turbo, 340 PS). Alle sind mit einer 8-Gang-Automatik kombiniert, eine Handschaltung ist (zumindest in Deutschland) nicht mehr verfügbar.
Die Vierzylinder (B48) sind keine schlechte Wahl. Der 20i reicht zum Cruisen, der 30i bietet schon ordentlich Druck und klingt für einen Vierzylinder erstaunlich gut. Aber seien wir ehrlich: Ein BMW-Roadster schreit nach sechs Zylindern. Und der M40i liefert! Der B58-Reihensechser ist ein Sahnestück – seidenweicher Lauf, gieriges Hochdrehen, satter Klang und Leistung im Überfluss. 340 PS mögen auf dem Papier nicht weltbewegend klingen, aber in dem relativ leichten Z4 (ca. 1.600 kg) sorgt das für brachialen Schub (0-100 km/h in 4,5 s). Das adaptive M Fahrwerk und das M Sportdifferenzial (beides Serie im M40i) machen ihn zudem zum fahraktivsten Modell. Ja, er ist deutlich teurer. Aber der Sechszylinder ist das Herzstück, das den Z4 vom schicken Cruiser zum echten Sportgerät macht. Wer es sich leisten kann, muss den M40i nehmen. Alles andere ist nur die halbe Miete.
Tipp von Alex Wind: Der M40i ist jeden Cent Aufpreis wert. Dieser Motor ist eine Legende und wird in dieser Form nicht wiederkommen. Allein das ist schon ein Kaufgrund.
Wie fährt er sich – echter Roadster oder weicher GT?
Der G29 schafft einen beeindruckenden Spagat. Er ist deutlich komfortabler und alltagstauglicher als sein direkter Vorgänger Z4 E89 (mit Klappdach) oder gar der puristische Z3/Z4 E85. Dank des adaptiven Fahrwerks (optional bei 20i/30i, Serie bei M40i) kann er auf Knopfdruck seinen Charakter ändern.
Im Comfort-Modus ist er ein erstaunlich entspannter Gleiter. Das Fahrwerk filtert Unebenheiten gut weg, die Lenkung ist leichtgängig, die Automatik schaltet sanft. Perfekt für die lange Tour oder den Stadtverkehr.
Im Sport- oder Sport+-Modus spannt er die Muskeln an. Die Dämpfer werden straffer, die Lenkung direkter, das Ansprechverhalten des Motors giftiger, die Automatik hält die Gänge länger. Der M40i mit seinem M Sportdifferenzial lässt sich präzise dirigieren, bietet hohe Traktion und erlaubt am Kurvenausgang leichte, kontrollierbare Drifts. Er ist vielleicht nicht ganz so messerscharf wie ein Porsche 718 Boxster, aber deutlich agiler und unterhaltsamer als viele erwarten würden. Er ist mehr Sportler als GT, schafft aber beides überzeugend. Die 50:50 Gewichtsverteilung merkt man ihm positiv an.


Ist das Stoffverdeck alltagstauglich?
Absolut. Das mehrlagige Stoffverdeck öffnet oder schließt in nur 10 Sekunden elektrisch, und das bei bis zu 50 km/h. Im geschlossenen Zustand ist die Geräuschdämmung erstaunlich gut – Autobahntempo ist problemlos möglich, ohne sich anschreien zu müssen. Auch bei Wind und Wetter hält es dicht. Der Vorteil gegenüber dem Klappdach des Vorgängers: Es ist leichter und raubt im geöffneten Zustand keinen Kofferraum. Apropos Kofferraum: Mit 281 Litern (offen wie geschlossen) ist er für einen Roadster sogar recht brauchbar – zwei Kabinen-Trolleys passen locker rein.
Wie modern ist das Cockpit heute noch?
Das Cockpit mit dem BMW Live Cockpit Professional (digitale Instrumente, 10,25-Zoll-Infotainmentdisplay) und dem iDrive 7 System war bei der Einführung modern, wirkt aber im Vergleich zu BMWs neuesten Modellen mit Curved Display und OS 8.5/9 nicht mehr topaktuell.
Die Bedienung per iDrive-Controller, Touchscreen oder (etwas älterer) Sprachsteuerung funktioniert aber immer noch exzellent und ist oft intuitiver als reine Touch-Konzepte. Die Integration von Apple CarPlay und Android Auto ist selbstverständlich. Die Materialqualität und Verarbeitung sind BMW-typisch auf hohem Niveau. Es ist kein revolutionäres Cockpit mehr, aber ein funktionales, hochwertiges und fahrerorientiertes Umfeld, das gut zum Charakter des Autos passt. Man vermisst eigentlich nichts Wesentliches.


Der evolutionäre Weg: Vom Z3 zum G29 – eine Achterbahnfahrt
Die Geschichte der modernen BMW-Roadster ist eine Achterbahn. Der Z3 (1995) war ein Lifestyle-Hit, fahrdynamisch aber eher Hausmannskost (außer als M). Der erste Z4 (E85/E86, 2002) war deutlich sportlicher und puristischer. Der zweite Z4 (E89, 2009) wurde mit Klappdach zum komfortablen GT, verlor aber an Leichtigkeit und Agilität. Der aktuelle G29 (seit 2018) ist die Rückbesinnung auf das Stoffverdeck und mehr Fahrdynamik, schafft aber gleichzeitig einen besseren Komfort-Kompromiss als alle Vorgänger. Er ist vielleicht der reifste und ausgewogenste Z4 von allen – schade, dass seine Geschichte hier endet.
Advokat des Teufels: Was sind die größten Nachteile des Z4 G29?
Trotz aller Lobeshymnen gibt es auch Kritikpunkte:
- Keine Handschaltung (in DE): Für Puristen ein No-Go, auch wenn die Automatik exzellent ist. In einigen Märkten (USA) gibt es den M40i optional mit Handschaltung – warum nicht bei uns?
- Infotainment nicht topaktuell: iDrive 7 ist gut, aber eben nicht mehr das Neueste von BMW.
- Synthetisches Lenkgefühl: Manche Tester kritisieren die elektrische Lenkung als etwas zu gefühlsarm im Vergleich zu einem Porsche Boxster.
- Hoher Preis: Insbesondere der M40i ist mit einem Basispreis von über 70.000 Euro kein Schnäppchen.
- Produktionsende: Der Kauf eines Auslaufmodells birgt immer ein gewisses Risiko beim Wiederverkauf, auch wenn limitierte Roadster oft wertstabiler sind.
Anekdote: Der Sechszylinder-Sonnenaufgang
Ich fuhr den Z4 M40i frühmorgens über eine leere Alpenpassstraße, das Verdeck offen. Die kühle Morgenluft, das Panorama, und dazu der Soundtrack des Reihensechszylinders – dieses tiefe Grollen beim Gasgeben, das leichte Brabbeln beim Gaswegnehmen. Als die Sonne über den Gipfeln aufging und die ersten Strahlen den Innenraum fluteten, war das ein Moment purer automobiler Glückseligkeit. Genau dafür baut man solche Autos. Und genau das wird uns fehlen.


Zukünftiger Ausblick: Das Ende einer Ära?
Ja, das Ende der klassischen Verbrenner-Roadster scheint besiegelt. Porsche hält mit dem (noch) aktuellen 718 Boxster die Stellung, aber auch dessen Nachfolger wird elektrisch. Mazda MX-5 kämpft tapfer weiter. Aber im Premium-Segment sieht es düster aus. Der Z4 G29 ist einer der letzten Vertreter seiner Art: Frontmotor, Heckantrieb, potenter Verbrenner, Stoffverdeck. Sein Produktionsende 2026 markiert einen weiteren Schritt weg vom puristischen Fahrspaß hin zu schwereren, komplexeren (oft elektrischen) Konzepten. Das macht die letzten Exemplare des G29 potenziell zu begehrten Objekten für Sammler und Liebhaber in der Zukunft.
Merkmal | BMW Z4 M40i (G29) | Porsche 718 Boxster S | Audi TT RS Roadster (eingest.) |
Konzept | Frontmotor, RWD, Roadster | Mittelmotor, RWD, Roadster | Frontmotor, AWD (quattro), Roadster |
Motor | 3.0L R6 Turbo | 2.5L B4 Turbo | 2.5L R5 Turbo |
Leistung | 340 PS | 350 PS | 400 PS |
Getriebe | 8-Gang Automatik | 6-Gang Manuell (Opt. PDK) | 7-Gang S tronic |
Fahrgefühl | Agil & Komfortabel | Extrem Präzise | Schnell, aber kopflastig |
Preis (Basis, ca.) | 71.500 € | 80.000 € | War ca. 75.000 € |
Fazit: Der BMW Z4 (G29) ist auch kurz vor seinem Produktionsende ein herausragender Roadster. Er kombiniert auf einzigartige Weise elegantes Design, hohen Komfort, moderne Technik und (besonders als M40i) begeisternde Fahrleistungen. Er ist der perfekte Allrounder für sonnige Tage und lange Reisen, der aber auch auf der kurvigen Landstraße eine Menge Spaß macht. Das bevorstehende Aus macht ihn nicht schlechter, sondern vielleicht sogar begehrenswerter als einen der letzten großen Verbrenner-Roadster von BMW. Wer noch die Chance hat und das nötige Kleingeld besitzt, sollte zugreifen. Viel besser wird es in dieser Klasse nicht mehr werden. Eine letzte Ausfahrt, die sich lohnt.


