Buick Encore GX (2026): Der Luxus-Zwerg mit dem Identitätsproblem

Wenn Sie einen US-Import fahren, wollen Sie normalerweise Hubraum, Größe und Präsenz. Sie wollen einen RAM, einen Mustang oder einen Escalade. Und dann gibt es den Buick Encore GX (Modelljahr 2026). Er ist klein (4,35 Meter). Er hat einen Motor, der kleiner ist als eine Flasche Cola (1.3 Liter). Und er kostet als Import inklusive Steuern schnell 45.000 Euro. Warum sollte man das tun? Buick sagt: “Weil er Premium ist.” Sie nennen es “Avenir”-Ausstattung. Ich sage: “Weil Sie den Opel Mokka zu hart finden.” Denn technisch ist der Encore GX eng mit den kompakten GM-Plattformen verwandt, die wir aus der Opel-Zeit kennen. Aber Buick hat ihn in Watte gepackt. Ich bin den kleinsten Luxus-Ami gefahren und stand vor der Frage: Ist das “QuietTuning” gut genug, um den fehlenden Zylinder zu kaschieren? Und warum stiehlt ihm der eigene Bruder im Showroom die Show?

Der Motor: 3 Zylinder für 45.000 Euro?

Unter der Haube arbeitet ein 1.3-Liter-Dreizylinder-Turbo mit 115 kW (155 PS) und 236 Nm. Gekoppelt an eine 9-Gang-Automatik (bei AWD) oder ein CVT (bei FWD).

Lassen Sie uns nicht drumherum reden: Das ist kein Premium-Antrieb. Im Stadtverkehr ist der kleine Motor spritzig. Der Turbo pfeift fröhlich, das Auto wieselt durch Lücken. Aber auf der Autobahn? Ab 130 km/h wirkt der Dreizylinder angestrengt. Er klingt kernig, nicht souverän. Und der Verbrauch? Um die 8,5 Liter im Schnitt. Das ist für ein so kleines Auto im Jahr 2026 zu viel. Ein VW T-Roc fährt das sparsamer und souveräner. Die 9-Gang-Automatik (nur im Allrad-Modell) rettet, was zu retten ist, und schaltet butterweich. Aber wer “American Luxury” erwartet, wird hier enttäuscht. Es ist “Economy Class” mit Ledersitzen.


Das Cockpit: 19 Zoll Glas retten die Ehre

Das Highlight ist das “Virtual Cockpit System” (VCS): Ein durchgehendes Glaspanel, das einen 8-Zoll-Tacho und einen 11-Zoll-Touchscreen vereint.

Hier punktet der Buick. Verglichen mit einem Opel Grandland oder einem Ford Kuga wirkt das Cockpit des Encore GX Avenir edel. Das Glas-Display sieht teuer aus. Die Grafiken sind modern. Buick hat zudem eine exzellente Geräuschdämmung (“QuietTuning”). Akustikglas, Dämmmatten, Active Noise Cancellation. Wenn Sie durch die Stadt gleiten, ist es drinnen totenstill. Das ist der einzige Moment, in dem man den Premium-Anspruch spürt. Man sitzt in einer kleinen, sehr leisen Kapsel. Das kann Buick besser als die deutsche Kompaktklasse.

Avenir: Wenn schon, dann voll

Die Top-Ausstattung “Avenir” bringt gestepptes Leder, spezielle 19-Zoll-Felgen und klare Rückleuchten.


Mein Rat: Wenn Sie sich dieses Auto antun, dann nur als Avenir. Die Basis-Versionen (“Preferred”) sind innen voller Plastik. Der Avenir versucht zumindest, mit weichen Oberflächen und schicken Nähten den Preis zu rechtfertigen. Die Sitze sind amerikanisch bequem – also breit und weich. Seitenhalt? Fehlanzeige. Aber für den Weg zur Arbeit sind sie wie ein Fernsehsessel.

Das Envista-Problem: Warum der GX überflüssig ist

Neben dem Encore GX steht im Buick-Showroom der Buick Envista. Er ist ein SUV-Coupé, sieht aus wie ein kleiner Lamborghini Urus, nutzt die gleiche Technik – und ist billiger.

Hier ist das Kauf-Argument gegen den Encore GX. Der Envista ist das coolere Auto. Er ist länger, flacher, eleganter. Der Encore GX ist hoch und stummelig. Er sieht aus wie ein Rentner-Auto (“Hochsitz”). Der einzige Vorteil des Encore GX gegenüber dem Envista: Es gibt ihn mit Allradantrieb (AWD). Der Envista ist “Front only”. Wenn Sie also im Allgäu wohnen, brauchen Sie den Encore GX. Wenn Sie in Berlin wohnen, kaufen Sie den Envista. Er sieht nach 60.000 Euro aus, kostet aber nur 40.000 Euro.


Der Bruderkampf

Feature
Buick Encore GX Avenir (AWD)
Buick Envista Avenir (FWD)
VW T-Roc R-Line
Motor
1.3L 3-Zyl. Turbo (155 PS)
1.2L 3-Zyl. Turbo (137 PS)
1.5L 4-Zyl. Turbo (150 PS)
Antrieb
Allrad (AWD)
Front (FWD)
Front (oder AWD)
Getriebe
9-Gang Automatik
6-Gang Automatik
7-Gang DSG
Optik
Konservativ / Hoch
Coupé / Sportlich
Zeitlos / Bieder
Cockpit
19 Zoll Curved
19 Zoll Curved
Digital Cockpit
Preis (Import)
ca. 45.000 €
ca. 38.000 €
ca. 40.000 € (DE)

Fazit: Nur für Allrad-Fans mit Hang zur Exotik

Der Buick Encore GX (2026) ist ein schwieriger Fall. Er ist zu teuer für das, was er technisch bietet (3 Zylinder). Er ist zu klein, um ein echter Ami zu sein. Kaufen Sie ihn nur, wenn Sie:

  1. Unbedingt einen kompakten US-Exoten wollen.
  2. Zwingend Allrad brauchen (sonst nehmen Sie den Envista).
  3. Die absolute Stille des “QuietTuning” in der Kompaktklasse suchen. Für alle anderen gilt: Schauen Sie sich den Buick Envista an. Oder bleiben Sie beim Mazda CX-30. Der bietet mehr Motor für weniger Geld.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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