Honda Passport (2026): Ein V6-Rebell, der sich weigert, erwachsen zu werden

Schauen Sie sich um. Was sehen Sie im Segment der mittelgroßen SUVs? Toyota 4Runner? 4-Zylinder-Turbo. Jeep Grand Cherokee? 4-Zylinder-PHEV oder teurer R6. Ford Explorer? 4-Zylinder oder V6-Turbo. Und dann kommt Honda. Mit dem völlig neuen Passport (Modelljahr 2026). Sie öffnen die Haube und finden… Platz. Und in der Mitte thront ein 3.5-Liter V6 Saugmotor. Kein Turbo. Kein E-Motor. Keine Batterie. Für Technik-Pioniere ist das ein Armutszeugnis. Für Traditionalisten ist es eine Offenbarung. Honda hat den Passport radikal “ver-eckigt”. Er sieht aus wie ein geschrumpfter Land Rover Defender aus den 90ern, gebaut von japanischen Ingenieuren. Besonders der neue TrailSport meint es ernst. Aber ist ein Import dieses “Säufers” nach Deutschland im Jahr 2026 noch vertretbar, oder ist das Nostalgie, die an der Tankstelle weh tut? Ich bin den Anti-Hybrid gefahren.

Der Motor: V6-Sauger in 2026? Mutig oder dumm?

Der bekannte 3.5-Liter V6 wurde überarbeitet (DOHC), leistet 212 kW (289 PS) und 355 Nm. Neu ist die 10-Gang-Automatik (statt 9-Gang).

Startknopf drücken. Kein Surren, kein “Ready”-Piepsen. Ein ehrliches, mechanisches Startgeräusch. Der V6 läuft seidenweich. Im Vergleich zu den nervösen Turbomotoren der Konkurrenz ist die Kraftentfaltung linear und cremig. Sie treten drauf, die 10-Gang-Box schaltet (sehr schnell!) zwei Gänge runter, und der Passport zieht mit diesem typischen Honda-VTEC-Knurren los. Ist er schnell? Nein. Er ist souverän. Aber: Er ist durstig. In den USA sind 20 MPG (ca. 11,8 Liter) okay. In Deutschland, bei 1,90 Euro pro Liter, ist das eine Ansage. Wer diesen Wagen importiert, tut das nicht aus Vernunft. Er tut es, weil er Angst vor Turboschäden und Hybrid-Batterie-Defekten hat. Dieser Motor wird noch laufen, wenn wir längst auf dem Mars wohnen.


TrailSport: Endlich mehr als nur Aufkleber

Früher war “TrailSport” bei Honda nur Marketing für schwarze Plastikteile. Beim 2026er Passport ist das anders. Er hat:

  • Echte Stahl-Unterfahrschutzplatten (die das Gewicht des Autos tragen können).
  • Spezielle Offroad-Dämpfer.
  • General Grabber A/T Reifen ab Werk.
  • Das i-VTM4 Allradsystem mit echtem Torque Vectoring hinten (kann 100% der hinteren Kraft auf ein Rad leiten).

Ich habe ihn durch eine nasse Kiesgrube gejagt. Er hat keine Untersetzung, das stimmt. Aber das i-VTM4 System ist so schlau, dass es fast jede Sperre simuliert. Er wühlt sich durch Schlamm, wo ein VW Touareg (ohne Offroad-Paket) stecken bleibt. Er ist kein Wrangler Rubicon. Aber er ist kompetenter als 99% aller SUVs, die vor der Schule parken. Und er sieht dabei mit seiner kurzen Schnauze (“Backpack Design”) verdammt cool aus.

Innenraum: Google zieht ein, der Platz bleibt riesig

Das Cockpit wurde modernisiert: 10,2-Zoll Digitaltacho und 12,3-Zoll Touchscreen mit Google Built-in.


Endlich. Das alte Honda-Infotainment war eine Qual. Das neue Google-System ist flüssig, Maps ist brillant integriert. Aber Honda hat – Gott sei Dank – die physischen Tasten für Klima und Lautstärke behalten. Große, griffige Drehregler, die man auch mit Handschuhen bedienen kann. Das Platzangebot ist der eigentliche Kaufgrund. Da der Passport keine dritte Sitzreihe hat (dafür gibt es den Pilot), ist der Kofferraum gigantisch. Und im Fond haben Sie mehr Beinfreiheit als in einem BMW X5. Ein geniales Detail: Der Ladeboden im Kofferraum ist gummiert und lässt sich umdrehen (eine Seite Teppich, eine Seite Plastik). Perfekt für den Hund oder dreckige Wanderschuhe.

Preis & Import: Die Exoten-Rechnung

In den USA startet der Passport TrailSport bei ca. 49.000 Dollar. Ein Import nach Deutschland kostet zulassungsfertig ca. 60.000 bis 65.000 Euro.

Für 65.000 Euro bekommen Sie einen nackten BMW X3. Oder einen voll ausgestatteten Honda Passport mit V6. Der Haken?


  1. Verbrauch: Rechnen Sie mit 12 Litern.
  2. Größe: Er ist breit (typisch US).
  3. Service: Jedes Honda-Teil muss bestellt werden (Wartezeit!), obwohl der Motor bekannt ist. Aber Sie fahren ein Auto, das es in Europa offiziell nicht gibt. Sie sind der “Cool Dad” auf dem Parkplatz, der keinen langweiligen CR-V fährt.

Der letzte seiner Art

Feature
Honda Passport TrailSport (Import)
Toyota 4Runner (2.4 Turbo)
Jeep Grand Cherokee (4xe)
Motor
3.5L V6 Sauger (289 PS)
2.4L Turbo (278 PS)
2.0L PHEV (380 PS)
Getriebe
10-Gang Automatik
8-Gang Automatik
8-Gang Automatik
Allrad
i-VTM4 (Torque Vectoring)
Zuschaltbar + Untersetzung
Permanent + Untersetzung
Charakter
Komfortabler Abenteurer
“Truck”-Feeling
Teurer Techniker
Infotainment
Google Built-in
Toyota Multimedia
Uconnect 5
Preis (Real)
ca. 62.000 €
ca. 68.000 €
ca. 80.000 €

Fazit: Für Menschen, die Technik von morgen hassen

Der Honda Passport (2026) ist ein Anachronismus. Er ignoriert die Elektrifizierung. Er ignoriert Downsizing. Er ist einfach ein großes, ehrliches, bequemes Auto, das überall durchkommt. Wenn Sie einen zuverlässigen Begleiter für die nächsten 15 Jahre suchen und Ihnen der Spritpreis egal ist: Importieren Sie ihn. Es ist wahrscheinlich die letzte Chance, einen neuen japanischen V6-SUV zu kaufen, bevor auch Honda den Stecker zieht.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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