Es ist offiziell: Der Vorhang fällt. Infiniti hat angekündigt, dass der QX50 (und sein schönerer Bruder QX55) nach dem Modelljahr 2026 Geschichte sind. Damit verschwindet nicht nur ein weiteres SUV vom Markt. Es verschwindet der VC-Turbo – der erste und einzige Großserienmotor der Welt mit variabler Verdichtung. Ein Stück Ingenieurskunst, das so komplex ist, dass sich kein anderer Hersteller daran getraut hat. In Deutschland war der QX50 immer ein Exot für Kenner. Jetzt, im Abverkauf, wird er zum Schnäppchenjäger-Ziel. Während ein BMW X3 oder Mercedes GLC immer teurer werden, wird der QX50 als Import plötzlich erschwinglich. Aber ist es schlau, ein “totes” Auto zu kaufen? Ich habe den QX50 Autograph (AWD) noch einmal gefahren, um dem Technik-Wunder die letzte Ehre zu erweisen.
Der Motor: VC-Turbo – Genial oder zu kompliziert?
Der 2.0-Liter Vierzylinder ändert mechanisch (!) seinen Hubraum und die Verdichtung (von 8:1 bis 14:1) während der Fahrt. Er leistet 200 kW (272 PS) und 380 Nm.
Lassen Sie uns kurz den Hut ziehen. Dass dieser Motor überhaupt existiert, ist ein Wunder. Er zieht wie ein V6 (wenn die Verdichtung niedrig ist) und spart wie ein Diesel (wenn sie hoch ist). Zumindest in der Theorie. In der Praxis 2026 fühlt er sich immer noch kräftig an. 272 PS sind eine Ansage in dieser Klasse. Er läuft seidenweich und vibrationsarm. Aber der versprochene Verbrauchsvorteil? Er existiert kaum. Ich habe im Schnitt 9,5 bis 10,5 Liter gemessen. Das ist okay, aber ein moderner BMW 2.0i kann das auch – mit weniger beweglichen Teilen im Motorblock. Der VC-Turbo ist ein Meisterwerk, das leider die Physik nicht besiegen konnte.
Das Getriebe: Der Spaß-Killer
Die Kraftübertragung erfolgt ausschließlich über ein stufenloses CVT-Getriebe (X-Tronic).
Hier liegt der Grund, warum der QX50 in Deutschland nie eine Chance gegen Audi und BMW hatte. Ein CVT in einem 270-PS-Premium-Auto? Das ist wie Ketchup auf Kaviar. Beim entspannten Gleiten ist es wunderbar ruckfrei. Aber treten Sie mal aufs Gas, um auf der Autobahn zu überholen. Der Motor heult auf, die Drehzahl klebt bei 5.000 Touren, und das Auto beschleunigt mit diesem “Gummiband-Effekt”. Für den US-Highway bei 65 mph ist das perfekt. Für die linke Spur der A3 ist es akustische Folter. Wer sportlich fahren will, wird dieses Getriebe hassen. Wer nur im Stau steht, wird es lieben.
QX50 vs. QX55: Vernunft oder Design?
Der QX55 ist die Coupé-Version. Er sieht hinreißend aus (das Heck zitiert den alten FX35/45), kostet aber mehr und bietet weniger Platz.
Da beide Modelle sterben, mein Rat: Nehmen Sie den QX50. Der QX55 sieht besser aus, ja. Aber der QX50 hat einen riesigen Kofferraum (bis zu 1.800 Liter) und – das ist der Geheimtipp – die verschiebbare Rückbank. Sie können im QX50 hinten sitzen wie in einer Limousine. Die Beinfreiheit ist gigantisch. Da die Technik identisch ist (und beide das gleiche, etwas veraltete Dual-Screen-Infotainment haben), gewinnt der QX50 durch seinen Nutzwert.
Innenraum: Zero Gravity und echtes Wildleder
Das Cockpit wirkt 2026 etwas aus der Zeit gefallen (zwei Bildschirme übereinander, analoge Tachos im Basis-Modell). Aber die Materialien im Topmodell “Autograph” sind Weltklasse.
Vergessen Sie die Bildschirme. Setzen Sie sich auf die Sitze. Infiniti nennt sie “Zero Gravity Seats” (NASA-inspiriert). Ich nenne sie: Die besten Sitze der Welt für Menschen mit Rückenschmerzen. Man sitzt nicht auf dem Polster, man schwebt darin. Dazu kommt echtes, blaues oder braunes Wildleder am Armaturenbrett, offenporiges Ahornholz und Metall. Die Verarbeitung schlägt jeden Tesla und jeden US-bauten Mercedes. Es ist “Old School Luxury”. Es riecht nach Geld.
Preis & Risiko: Das Abverkaufs-Schnäppchen
Importierte QX50 (Neu/Tageszulassung) werden Ende 2025 oft für 45.000 bis 50.000 Euro angeboten. Der ehemalige Listenpreis (umgerechnet und importiert) lag bei 65.000 Euro.
Das ist der Deal. Für 45.000 Euro bekommen Sie bei BMW einen nackten X1 mit 3 Zylindern. Hier bekommen Sie 272 PS, Allrad, Leder, Bose-Sound und Exklusivität. Das Risiko? Wenn der komplizierte VC-Turbo-Motor in 8 Jahren kaputt geht, kann ihn niemand reparieren außer spezialisierten Nissan/Infiniti-Experten. Es ist komplexe Mechanik. Und der Wiederverkaufswert wird weiter sinken, da die Modellreihe eingestellt wird.
Der Exot im Vergleich
Feature | Infiniti QX50 Autograph (Import) | Lexus NX 350 | BMW X3 xDrive30 |
Motor | 2.0L VC-Turbo (Variable Kompression) | 2.4L Turbo | 2.0L Turbo |
Leistung | 272 PS | 279 PS | 258 PS |
Getriebe | CVT (Stufenlos) | 8-Gang Automatik | 8-Gang Sport-Auto |
Komfort | Sehr Hoch (Zero Gravity Sitze) | Hoch | Straff/Sportlich |
Infotainment | Veraltet (Dual Screen) | Modern | Top (Curved) |
Preis (Real) | ca. 48.000 € | ca. 65.000 € | ca. 68.000 € |
Fazit: Ein Auto für den entspannten Genießer
Der Infiniti QX50 (2026) ist kein Auto für Raser und kein Auto für Tech-Nerds. Er ist ein Auto für Menschen, die Stress hassen. Er schirmt Sie ab. Er ist leise, weich und unaufgeregt. Wenn Sie mit dem CVT-Getriebe leben können und einen Nissan-Servicepartner in der Nähe haben, ist der QX50 im Abverkauf der Preis-Leistungs-Sieger im Premium-Segment. Sichern Sie sich ein Stück Ingenieursgeschichte, bevor sie im Museum verschwindet.

























