Es gibt Entscheidungen, die tun weh. Rotwein oder Weißwein? Strand oder Berge? Und jetzt, im Jahr 2026, stellt uns Maserati vor die härteste Frage im Luxus-Segment: Wollen Sie den GranCabrio Trofeo mit dem fauchenden Nettuno-V6, der Sie an die glorreiche Vergangenheit erinnert? Oder wollen Sie den GranCabrio Folgore, das erste und einzige viersitzige Elektro-Cabrio der Luxusklasse, das Sie mit 761 PS lautlos in die Zukunft beamt? Beide sehen fast identisch aus. Beide kosten ein Vermögen (über 200.000 Euro). Und beide sind wunderschön. Ich habe das Privileg, beide Versionen direkt hintereinander zu fahren. Am Gardasee. Mit offenem Verdeck. Ist die Stille des Elektroantriebs der ultimative Cabrio-Genuss oder fehlt ohne Sound die Seele?
Der Folgore: Segeln mit Warpgeschwindigkeit
Der GranCabrio Folgore nutzt drei E-Motoren (einer vorne, zwei hinten) mit einer Systemleistung von 560 kW (761 PS), im Boost sogar über 800 PS. Die 92,5-kWh-Batterie ist in T-Form im Mitteltunnel und hinter den Sitzen verbaut (“T-Bone”), um eine tiefe Sitzposition zu ermöglichen.
Hier hat Maserati etwas geschafft, woran Tesla und Porsche (noch) scheitern: Ein offenes E-Auto, in dem man nicht auf dem Akku sitzt, sondern im Auto. Dank der T-Bone-Bauweise ist die Sitzposition genauso tief wie im Verbrenner. Und das Fahren? Es ist surreal. Sie öffnen das Stoffdach (14 Sekunden). Sie hören: Vögel, Wind, das Abrollen der Reifen. Dann treten Sie aufs Gas. Kein Runterschalten, kein Aufheulen. Ihr Kopf knallt einfach gegen die Stütze, und der Horizont wird herangezoomt. 0-100 km/h in 2,8 Sekunden. Offen! Das Fehlen von Motorengeräuschen macht das Cabrio-Erlebnis intensiver, nicht ärmer. Sie riechen die Pinien, Sie hören das Meer. Es ist, als würden Sie auf einem fliegenden Teppich reiten. Aber Vorsicht: Die Reichweite schmilzt bei sportlicher Fahrt (und offenem Dach = schlechtere Aero) auf realistische 300-350 km.
Der Trofeo: Ein mechanisches Herz, das noch schlägt
Der GranCabrio Trofeo wird vom 3.0-Liter-V6-Biturbo “Nettuno” angetrieben. 405 kW (550 PS) und 650 Nm. 8-Gang-Automatik, Allradantrieb.
Steigen wir um. Startknopf drücken. WROAAAM. Da ist es. Das Gänsehaut-Gefühl. Der Nettuno-Motor rotzt, sprotzt und singt. Ist er langsamer als der Folgore? Ja, deutlich. Aber er ist leichter. Fast 400 Kilo leichter. In den engen Kehren am Seeufer tanzt der Trofeo. Er wirkt agiler, mechanischer. Das Getriebe feuert die Gänge durch, der Auspuff knallt beim Schalten. Das ist “La Dolce Vita” in seiner klassischen Form. Sie müssen tanken, nicht laden. Sie sind unabhängig von Ladesäulen-Infrastruktur. Für die große Tour durch Italien, wo Schnelllader manchmal rar sind, ist der Trofeo immer noch der souveränere Partner. Er ist weniger perfekt, aber er spricht mit Ihnen.
Design & Innenraum: Keine Experimente
Maserati verzichtet darauf, dem Elektro-Modell ein “spaciges” Design zu geben. Beide Modelle sind klassisch elegant. Innen gibt es das duale Touchscreen-Layout (12,3 Zoll oben, 8,8 Zoll unten für Klima).
Danke, Maserati. Kein Hyperscreen, der blendet. Keine veganen Sitze, die sich wie Plastik anfühlen (es sei denn, Sie wollen “Econyl”). Das Leder ist weich, die Uhr in der Mitte ist jetzt digital (aber stilvoll), und die Nackenheizung bläst warmen Wind in den Kragen. Ein Highlight ist das Sonus Faber Soundsystem. Im Folgore ist es noch beeindruckender, weil es nicht gegen den Motor ankämpfen muss. Sie können bei 100 km/h offen fahren und Beethoven in Konzertsaal-Qualität hören. Platzangebot? Vorne fürstlich. Hinten? Überraschend gut. Zwei Erwachsene können dort sitzen, ohne sofort Krämpfe zu bekommen – solange die Fahrt nicht länger als eine Stunde dauert.
Preis & Werterhalt: Die riskante Wette
Der Trofeo kostet ca. 235.000 Euro. Der Folgore startet bei ca. 210.000 Euro (ja, er ist günstiger!).
Das ist die Anomalie des Jahres 2026. Maserati preist den Elektro-Wagen aggressiv ein. Aber Vorsicht beim Werterhalt:
- Der Trofeo ist einer der letzten seiner Art. Ein offener Maserati mit Verbrenner. In 10 Jahren könnte das ein gesuchter Klassiker sein.
- Der Folgore ist Technologie. Und Technologie altert schnell. In 5 Jahren gibt es bessere Batterien. Wer least, nimmt den Folgore (günstiger, steuerliche Vorteile, “New Tech”). Wer kauft und behält, nimmt den Trofeo.
Welcher Wind weht besser?
Feature | GranCabrio Trofeo (Benzin) | GranCabrio Folgore (Elektro) |
Motor | 3.0 V6 Biturbo (Nettuno) | 3 E-Motoren (Tri-Motor) |
Leistung | 550 PS | 761 PS (830 PS Boost) |
0-100 km/h | 3,6 s | 2,8 s |
Sound | Emotional (V6) | Stille (oder künstlicher Sound) |
Reichweite | ca. 600 km (Tank) | ca. 350 km (Real) |
Laden | 5 Min Tanken | 20 Min (800 Volt) |
Gewicht | ca. 1.900 kg | ca. 2.340 kg |
Preis (Start) | ca. 235.000 € | ca. 210.000 € |
Fazit: Die Qual der Wahl war noch nie so schön
Das Maserati GranCabrio (2026) ist in beiden Versionen ein Traumwagen. Der Folgore ist das bessere Luxus-Cabrio. Er ist leiser, schneller und entspannter. Das lautlose Offenfahren ist eine neue Dimension von Genuss. Der Trofeo ist das bessere Sport-Cabrio. Er ist leichter, agiler und emotionaler. Mein Rat? Wenn Sie das Auto als Drittwagen für das Wochenende am Comer See nutzen: Nehmen Sie den Trofeo, solange es Benzin gibt. Wenn Sie das Auto im Alltag in München oder Hamburg fahren: Nehmen Sie den Folgore. Er ist das ultimative Statement, dass Sie Zukunft und Tradition verstanden haben.





















