MG4 Electric (2026): Der Rebell wird erwachsen – und billiger

Vor drei Jahren war der MG4 der Schreckgespenst der deutschen Autoindustrie. Ein chinesisches Auto, das besser fuhr als ein VW ID.3 und 10.000 Euro weniger kostete? Unmöglich. Heute, Ende 2025, ist der MG4 keine Sensation mehr, sondern ein fester Bestandteil des Straßenbildes. Aber die Zeiten haben sich geändert. Der charmante Renault 5 wildert im Revier, der Volvo EX30 lockt die Lifestyle-Kundschaft, und VW hat die Preise gesenkt. Ist der MG4 im Modelljahr 2026 also nur noch “einer von vielen”? Nein. Denn MG reagiert auf den Druck mit dem Einzige, was in diesem Segment wirklich zählt: Noch mehr Auto für noch weniger Geld. Ich bin den aktuellen Jahrgang gefahren – vom vernünftigen “Standard” bis zum wahnsinnigen “XPOWER”. Und ich sage Ihnen: Wenn Sie keinen Markenfetisch haben, ist das hier immer noch der beste Deal, den Sie machen können.

XPOWER: 435 PS zum Preis eines Golf GTI

Das Topmodell XPOWER verfügt über Allradantrieb (Dual Motor) mit 320 kW (435 PS) und 600 Nm. 0-100 km/h in 3,8 Sekunden. Das Fahrwerk wurde für 2026 leicht nachgeschärft (weniger Wanken), bleibt aber komfortbetont.

Lassen wir die Kirche im Dorf: Das ist kein Porsche Taycan. Wenn Sie bei 100 km/h voll drauf latschen, wird die Lenkung leicht, und das Fahrwerk kämpft kurz mit der Physik. Aber mein Gott, macht das Spaß! Für unter 45.000 Euro (und mit Rabatten oft unter 40.000 Euro) bekommen Sie ein Auto, das an der Ampel fast alles stehen lässt, was kein “Turbo S” auf dem Heck stehen hat. Die “Launch Control” ist brutal. Die orangefarbenen Bremssattel-Abdeckungen sind kitschig, aber irgendwie passend. Der XPOWER ist 2026 das, was früher der Subaru Impreza WRX war: Ein ungeschliffener Diamant für Leute, die Leistung wichtiger finden als Spaltmaße. Er ist nicht perfekt, aber er ist ehrlich und wild.


Standard vs. Trophy: Welcher Akku muss es sein?

Die Basis “Standard” nutzt einen 51 kWh LFP-Akku (ca. 350 km WLTP). Die Modelle “Comfort” und “Trophy” nutzen 64 kWh NMC (bis 450 km). Der “Trophy Extended Range” bietet 77 kWh (520 km).

Hier ist mein Rat für 2026: Ignorieren Sie die Basis. Der LFP-Akku im Standard-Modell ist zwar robust, lädt aber im Winter langsam und macht den MG4 zum reinen Stadtauto. Der Sweetspot ist der Trophy (64 kWh). Warum? Weil er die beste Balance bietet. Er ist leichter als der Extended Range, fährt sich agiler (dank Heckantrieb und 50:50 Gewichtsverteilung) und lädt mit bis zu 135 kW schnell genug für die Langstrecke. Der Extended Range (77 kWh) ist toll, aber der Aufpreis lohnt sich nur für extreme Vielfahrer. Für 90% der Nutzer ist der 64er Akku das “Goldlöckchen”-Setup: Nicht zu klein, nicht zu schwer, genau richtig.

Software 2026: Haben sie es endlich gefixt?

Das Infotainment-System (iSmart) war lange die Achillesferse. Abstürze, Übersetzungsfehler, langsame Reaktionen. Mit dem Modelljahr 2026 kommt die Software-Version “R46” (oder neuer) ab Werk.


Es ist besser geworden. Viel besser. Das System stürzt nicht mehr ab, wenn man Spotify und Navi gleichzeitig nutzt. Die Ladeplanung ist verlässlicher. Aber: Es ist immer noch kein Google-System wie im Renault Megane E-Tech. Die Menüs sind verschachtelt. Die Schrift ist klein. Und die “Favoriten”-Tasten am Lenkrad sind immer noch fummelig. Aber man kann damit leben. Apple CarPlay und Android Auto laufen stabil (jetzt auch oft wireless, je nach Ausstattung). Wer das nutzt, sieht die MG-Oberfläche eh kaum.

Fahrverhalten: Warum er den ID.3 schlägt

Der MG4 nutzt die MSP-Plattform (Modular Scalable Platform) mit Heckantrieb und einer sehr flachen Batterie (“One Pack”).

Das ist das Geheimnis. Der MG4 fährt sich nicht wie ein SUV, sondern wie ein flacher Hatchback. Er lenkt zackig ein, das Heck drückt leicht nach außen (wenn man es provoziert), und er liegt satt. Ein VW ID.3 wirkt dagegen hochbeinig und etwas distanziert. Der Renault 5 ist wuselig, aber schmal. Der MG4 ist das Fahrerauto in dieser Klasse. Er kommuniziert mit Ihnen. Besonders auf kurvigen Landstraßen merkt man, dass hier Ingenieure am Werk waren, die Spaß verstehen.


Preis-Check: Die Rabattschlacht

Listenpreise sind bei MG Schall und Rauch. Ende 2025 sehen wir den MG4 Standard für unter 30.000 Euro (Straßenpreis) und den Trophy Long Range für ca. 35.000 Euro.

Vergleichen Sie das: Ein Renault 5 mit großem Akku kostet ähnlich viel, ist aber eine Klasse kleiner (Kleinwagen vs. Kompaktwagen). Ein VW ID.3 kostet ausstattungsbereinigt immer noch 5.000 bis 8.000 Euro mehr. Der MG4 bietet das Platzangebot eines Golfs zum Preis eines Polos. Das ist im Jahr 2026, wo das Geld bei vielen locker sitzen muss, das stärkste Argument. Sie müssen auf nichts verzichten (außer auf weiche Kunststoffe im Innenraum), sparen aber massiv.

Der Volks-Stromer Vergleich

Feature
MG4 Electric Trophy (64 kWh)
Renault 5 E-Tech (52 kWh)
VW ID.3 Pro (59 kWh)
Antrieb
Heck (RWD)
Front (FWD)
Heck (RWD)
Leistung
204 PS
150 PS
204 PS
Reichweite (WLTP)
450 km
410 km
ca. 430 km
Laden (10-80%)
26 Min
30 Min
24 Min
Platzangebot
Gut (Golf-Klasse)
Eng (Kleinwagen)
Gut
Infotainment
Okay (stabil)
Top (Google)
Verbessert
Realpreis
ca. 34.500 €
ca. 33.000 €
ca. 39.000 €

Fazit: Kaufen Sie ihn nicht für das Image, sondern für den Fahrspaß

Der MG4 Electric (2026) ist kein Statussymbol. Wenn Sie vor der Oper vorfahren, wird niemand staunen. Aber er ist das ehrlichste Elektroauto auf dem Markt. Er fährt fantastisch, lädt ordentlich und kostet fair. Die Software-Zicken sind weitgehend Geschichte. Wenn Sie schwanken zwischen dem stylischen Renault 5 und dem vernünftigen MG4: Nehmen Sie den Renault, wenn Sie Single sind und in der Stadt wohnen. Nehmen Sie den MG4, wenn Sie auch mal Freunde mitnehmen wollen und wissen, was “Heckantrieb” bedeutet.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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