Umfassender Test des neuen VW Transporter (2025): Mehr Ford als VW – ein guter Deal?

Generationen von Handwerkern, Familien und Abenteurern sind mit ihm groß geworden: Der VW Transporter, liebevoll Bulli genannt, ist eine Ikone. Doch die Zeiten ändern sich radikal. Nach dem Auslaufen des T6.1 rollt nun die nächste Generation an – und sie ist grundlegend anders. Entwickelt in Kooperation mit Ford, teilt sich der neue VW Transporter (intern T7 genannt, aber nicht zu verwechseln mit dem MQB-basierten T7 Multivan) die technische Basis mit dem Ford Transit Custom. Ein Kulturschock für die Fans? Oder ein cleverer Schachzug, der die Stärken zweier Welten vereint? Wir haben den Neuen als Diesel, Plug-in-Hybrid und E-Transporter genau unter die Lupe genommen.

Was ist der neue VW Transporter und an wen richtet er sich?

Der neue Transporter bleibt ein mittelgroßer Kastenwagen, Kombi oder Pritschenwagen für Gewerbe und Personentransport. Die fundamentale Änderung ist die Plattform, die nun von Ford stammt. Während VW das Design der Front und des Hecks sowie das Cockpit-Interface eigenständig gestaltet hat, sind Architektur, Motoren (teilweise) und viele technische Komponenten mit dem Ford Transit Custom identisch. Er richtet sich weiterhin an Handwerker, Lieferdienste, Shuttle-Unternehmen und Großfamilien, die einen vielseitigen, robusten und modernen Transporter suchen. VW positioniert ihn als hochwertigere Alternative innerhalb des Ford-VW-Joint-Ventures, mit Fokus auf digitaler Vernetzung und VW-typischer Ergonomie im Cockpit.

Welche Antriebsarten gibt es: Diesel-Vielfalt, PHEV oder E-Transporter?

Die Antriebspalette ist breiter als je zuvor und spiegelt die Optionen des Ford Transit Custom wider, wobei VW eigene Akzente setzt.

  • Diesel (TDI): Die Arbeitstiere bleiben Vierzylinder-Turbodiesel, die in mehreren Leistungsstufen angeboten werden: 81 kW (110 PS), 110 kW (150 PS) und 125 kW (170 PS). Sie sind wahlweise mit manuellem Schaltgetriebe oder Automatik (Doppelkupplung oder Wandler, je nach Version) sowie mit Front- oder Allradantrieb (4MOTION) erhältlich. Sie bleiben die erste Wahl für Langstreckenfahrer und schwere Lasten.
  • Plug-in-Hybrid (eHybrid): Eine Neuheit im Transporter. Kombiniert einen 2,5-Liter Vierzylinder-Benziner mit einem Elektromotor und einer ca. 11,8 kWh (netto) Batterie. Systemleistung: 171 kW (233 PS). Rein elektrische Reichweite: ca. 50-55 km (WLTP). Ideal für Pendler und Gewerbetreibende im urbanen/regionalen Umfeld, die lokal emissionsfrei fahren wollen, aber Flexibilität für lange Strecken brauchen. AC-Laden mit bis zu 11 kW.
  • E-Transporter (Elektro): Die rein elektrische Version kommt mit verschiedenen Batteriegrößen und Leistungsstufen, analog zum E-Transit Custom:
    • Basis: 85 kW (116 PS), ca. 57 kWh Akku (netto), Reichweite um 210 km WLTP? (Details noch offen)
    • Mittlere Stufe: 100 kW (136 PS) oder 160 kW (218 PS), mit 83 kWh Akku (netto). Reichweite bis zu 380 km (WLTP).
    • Top-Version (später?): 210 kW (286 PS) mit 83 kWh Akku. DC-Laden ist mit bis zu 125 kW möglich (10-80% in ca. 40 Min. für 83 kWh). Ideal für planbare Routen und emissionsfreie Zonen.

Tipp von Alex Wind: Die Wahl hängt extrem vom Einsatz ab. Der 150 PS TDI mit Automatik dürfte der beste Allrounder bleiben. Für den urbanen Fokus ist der E-Transporter mit 83 kWh dank der Reichweite und der geringeren Betriebskosten sehr attraktiv. Der eHybrid lohnt sich nur, wenn man konsequent laden kann und das Fahrprofil passt.

Wie praktisch ist der Laderaum – größer als der T6.1?

Ja, der neue Transporter legt in den Abmessungen leicht zu, was sich positiv auf das Ladevolumen auswirkt. Er wird wieder in zwei Längen und zwei Höhen angeboten.

  • Ladevolumen: Je nach Konfiguration von 5,8 m³ (L1H1) bis 9,0 m³ (L2H2). Das ist etwas mehr als beim T6.1.
  • Ladelänge: Durch eine optionale Durchladefunktion unter dem Beifahrersitz können auch längere Gegenstände transportiert werden.
  • Nutzlast: Bis zu ca. 1,3 Tonnen, je nach Version.
  • Anhängelast: Bis zu 2,8 Tonnen.

Die Schiebetüren sind breiter geworden, was das Beladen erleichtert. Es gibt weiterhin unzählige Konfigurationsmöglichkeiten (Kastenwagen, Kombi, Pritsche, Doppelkabine) und branchenspezifische Ausbauten.

Die folgende Tabelle zeigt einige wichtige technische Daten (vorläufige Werte):

Version
Leistung
Antrieb
Getriebe
Max. Ladevolumen
Max. Nutzlast (ca.)
Max. Reichweite (WLTP)
TDI 150 PS
150 PS
FWD/AWD
Man/Autom
bis 9,0 m³
1,3 t
eHybrid
233 PS
FWD
Autom (PHEV)
bis 9,0 m³
ca. 1,0 t
ca. 55 km (elektr.)
E-Transporter 83kWh
136/218 PS
RWD
1-Gang
bis 9,0 m³
ca. 1,0 t
bis 380 km

Was ist VW und was ist Ford im neuen Cockpit?

Hier versucht VW, Eigenständigkeit zu wahren, auch wenn die Hardware-Basis von Ford stammt. Der Fahrer blickt auf ein digitales Cockpit (ca. 12 Zoll) und einen großen zentralen Touchscreen (ca. 13 Zoll) für das Infotainmentsystem. Die Software darauf ist eine VW-Entwicklung (basierend auf dem MIB-Baukasten), die eine VW-typische Bedienlogik und Grafik bieten soll.

Im Vergleich zum T6.1 ist dies ein Sprung in die digitale Welt. Viele physische Tasten entfallen. Ob die Bedienung während der Fahrt (insbesondere mit Arbeitshandschuhen) darunter leidet, muss der Alltagstest zeigen. Die Integration von Online-Diensten, Smartphone-Anbindung (Apple CarPlay, Android Auto – vermutlich kabellos) und Fahrerassistenzsystemen ist auf dem neuesten Stand.

Die andere Seite der Medaille: Ist das noch ein echter “Bulli”?

Das ist die Gretchenfrage und der stärkste Kritikpunkt von Traditionalisten. Der neue Transporter bricht mit der jahrzehntelangen Tradition der VW-Eigenentwicklung (T1 bis T6.1). Er ist im Kern ein Ford Transit Custom mit VW-Logo und VW-Software.

  • Verlust der Einzigartigkeit: Features wie der Heckmotor (T1-T3), der Fünfzylinder (T4) oder die aufwendige MQB-Plattform (T7 Multivan) waren Alleinstellungsmerkmale. Diese sind nun weg.
  • Plattform-Kompromisse: Während die Ford-Plattform modern ist, unterscheidet sie sich in Details von VWs bisheriger Philosophie (z.B. Antriebslayout, Fahrwerksabstimmung). Puristen könnten Unterschiede spüren.
  • Kannibalisierung?: Warum den VW kaufen, wenn der (oft günstiger angebotene) Ford Transit Custom technisch fast identisch ist? VW muss den Mehrwert durch Design, Software, Service und Markenimage rechtfertigen.

VW argumentiert, dass die Kooperation notwendig war, um die enormen Entwicklungskosten (insbesondere für die Elektrifizierung) zu stemmen und gleichzeitig den Fokus auf eigene E-Entwicklungen wie den ID. Buzz legen zu können. Es ist ein pragmatischer Schritt, der aber emotional schmerzt.

Anekdote: Das digitale Handwerker-Büro

Ich saß im neuen Transporter auf dem Beifahrersitz (optional als Einzelsitz). Der Fahrer, ein Elektromeister, nutzte den großen Touchscreen, um per Sprachbefehl die Navigation zum nächsten Kunden zu starten und gleichzeitig einen Anruf zu tätigen. Auf dem digitalen Cockpit wurden ihm die Verkehrszeichen und die Restreichweite angezeigt. Er meinte: “Klar, mein alter T5 hatte mehr Knöpfe. Aber das hier ist mein rollendes Büro. Ich kann Aufträge checken, Routen planen, telefonieren – alles viel einfacher als vorher.” Das zeigt: Für die Zielgruppe kann die Digitalisierung trotz Ford-Basis ein echter Fortschritt sein.

Historischer Kontext: Vom T1 zum Ford-Zwilling

Die Geschichte des VW Transporters ist eine Erfolgsgeschichte – vom T1 “Wirtschaftswunder-Bus” über den robusten T3, den modernen T4 (Frontmotor!), den komfortablen T5 bis zum ausgereiften T6.1. Jede Generation war eine Evolution auf eigener Basis. Die Kooperation mit Ford für den “T7” Transporter ist somit ein historischer Bruch. Sie wurde parallel zur Zusammenarbeit beim Pick-up (Ford Ranger / VW Amarok) vereinbart und spiegelt den Konsolidierungsdruck in der Nutzfahrzeugbranche wider. Während VW mit dem ID. Buzz (auf MEB-Plattform) ein emotionales E-Erbe antritt und der T7 Multivan (auf MQB) den luxuriösen Personentransporter gibt, wird der “Brot-und-Butter”-Transporter nun von Ford mitgebaut.

Fazit: Der neue VW Transporter (2025) ist zweifellos ein moderner, vielseitiger und technologisch fortschrittlicher Transporter mit einer breiten Antriebspalette, die für fast jeden Bedarf eine Lösung bietet. Die Kooperation mit Ford bringt Vorteile bei Entwicklungskosten und ermöglicht ein schnelles Angebot an E-Varianten. Der Preis dafür ist der Verlust technischer Eigenständigkeit und ein Stück weit der “Bulli”-Seele. Ob er sich gegen seinen Zwilling Ford Transit Custom und die starke Konkurrenz von Stellantis (Vivaro & Co.) und Mercedes (Vito) durchsetzen kann, wird stark vom Preis, der VW-spezifischen Software-Integration und dem Markenimage abhängen. Er ist kein schlechter Transporter – aber eben kein reiner VW mehr.

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Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von HH-AUTO und Chefredakteur des Mediennetzwerks. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit über 10 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie (u.a. Qualitätssicherung) und Mitglied im Verband der Automobiljournalisten (VDAJ), legt er den Fokus auf fundierte Testberichte, technische Analysen und Import-Checks.

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